Leistungsnachweise
Leistungsnachweise lassen sich vielfältig gestalten: in Präsenz oder in Absenz, analog oder digital, open book oder ohne Hilfsmittel, mit offenen Fragen oder Multiple Choice, usw. Diese Seite fokussiert auf Leistungsnachweise, die in Absenz stattfinden, meist im digitalen Modus. Wir bieten auf dieser Website konkrete Vorschläge für die Umsetzung diverser Leistungsnachweise und Beratung dazu an.
Bitte beachten Sie, dass diese Seite als Diskussion und Inspiration für Dozierende gedacht ist, um die Gestaltung und Umsetzung der Leistungsnachweise zu unterstützen, und keinerlei Vorgaben macht. Die Entscheidung, welche Umsetzung für welchen Leistungsnachweis gewählt wird, liegt bei den Dozierenden. Über fakultätsspezifische Bestimmungen werden Sie ggf. von Ihrem Fakultätsmanager oder Ihrer Fakultätsmanagerin informiert.
Anleitungen
Factsheet Mündliche Prüfungen mit ZOOM
Fastsheet Schriftliche Klausur mit Word
Factsheet Multiple Choice mit OLAT
OLAT-Kurs zu Prüfungssimulationen (NEU: Vorstellung der neuen Testfunktionen wie Matrix und Hotspot)
Mündliche Prüfungen sind auch unter Corona-Bedingungen relativ leicht und ähnlich der gewohnten Art umzusetzen. Meist finden solche Prüfungen zu dritt statt mit PrüferIn, StudentIn und ProtokollantIn. Die bereits gut eingeübte Plattform ZOOM ermöglicht dies mit der Einstellung "Warteraum", deren Einrichtung hier beschrieben wird. Wie auch bei mündlichen Präsenzprüfungen besteht die Möglichkeit, dass sich Studierende ausserhalb der Prüfungen über die Fragen austauschen. Daher ist grundsätzlich zu empfehlen, die Fragen und Inhalte zu individualisieren: Verschiedene Themenfelder und Beispiele für Studierende, erläutern der Antworten am selbstgewählten Beispiel, Randomisierung der Fragen. Ein vorab vermitteltes Kriterienraster verschafft zudem Transparenz und Sicherheit für die Studierenden.
Schriftliche Arbeit
Leistungsnachweise, die ohnehin nicht in Präsenz an der Uni unter Aufsicht gehalten werden, können unverändert weitergeführt werden. Dies gilt für Seminararbeiten, Dissertationen und Poster genau so wie für alle digitalen Prüfungsformate. Die unbedingt empfohlene Besprechung eines solchen Leistungsnachweises kann sehr gut wie gewohnt über ZOOM erfolgen. Empfohlen wird hierbei ausserdem, die Abgabefristen zu verschieben, da die Belastung vieler Studierender aufgrund ausseruniversitärer, notwendiger Aktivitäten wie zum Beispiel Kinderbetreuung oder Militäreinsatz stark gestiegen sein kann.
Schriftliche Klausur mit WORD
Unter schriftlichen Klausuren fassen wir sämtliche Closed Book Prüfungen zusammen, also die klassischen Klausuren vor Ort, in der viele Studierende gleichzeitig im selben Raum unter Aufsicht mit denselben Fragen schriftlich geprüft werden. Hilfsmittel sind entweder gar nicht oder nur sehr klar definiert zugelassen, zum Beispiel ein Wörterbuch, ein Gesetzestext oder auch die Vorlesungsmitschriften. Hier finden Sie Vorschläge, wie diverse schriftliche Klausurvarianten im Corona-bedingten Absenzmodus umgesetzt werden können.
Factsheet Schriftliche Klausur mit WORD
Vorlage Checkliste Schriftliche Klausur mit WORD
Multiple Choice mit OLAT
Prüfungen mit Auswahlantworten, Lückentexten und kurzen offenen Antworten ermöglichen es, eine grosse Bandbreite von Lernleistungen zu erfassen bei einfach umzusetzender Auswertung. Durch randomisierte Fragen- und Antwortenreihenfolge sowie festgelegte Zeitfenster zur Beantwortung werden Betrugsmöglichkeiten minimiert.
Offene Fragen können mit Auswahlantwortfragen kombiniert werden. Insbesondere wenn die Studierenden darin aufgefordert werden, individuelle Beispiele einzubringen, können Betrugsmöglichkeiten minimiert werden. Die Korrektur wird dadurch etwas aufwändiger, weil offene Antworten manuell bewertet werden müssen.
Detaillierte Informationen zu den spezifischen Funktionalitäten in OLAT finden Sie im Benutzerhandbuch.
Videotutorials zur Erstellung von Prüfungsinhalten
Hier werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie Leistungsnachweise gestaltet werden können. Mit den Prüfungen soll möglichst zielgenau der Kompetenzzuwachs der Studierenden erfasst und dokumentiert werden. Im Sinne des „constructive alignment“ sollen Lehr- und Lernmethoden, Prüfungsmethoden und Lernziele optimal aufeinander abgestimmt sein.
Ein zweites Ziel der Prüfungsgestaltung liegt darin, Betrugsversuche zu vermeiden. Betrugsversuche sind normalerweise die Zunahme unlauterer Hilfsmittel oder die Zusammenarbeit mit anderen Personen. Je mehr die zu demonstrierende Leistung im Wiederholen statt Anwenden liegt, desto einfacher ist sie untereinander auszutauschen, und je bedrohlicher die Konsequenzen des Scheiterns, desto näher liegt der scheinbar rettende Strohhalm des Betrugs.
Open-Book-Prüfungen
Open-Book-Prüfungen stellen in der Absenz-Situation eine gute Alternative dar, wenn sie als Take-home exam durchgeführt werden und somit keine Prüfungsaufsicht notwendig ist. Die Umstellung auf solche Prüfungen ist mit Chancen und Herausforderungen verbunden und es sollte ausreichend Zeit für die Gestaltung eingeplant werden.
A Guide for Academics - Open Book Exams [PDF]
Analysieren statt wiedergeben
Fragen und Aufgaben, die vornehmlich Wissenreproduktion verlangen, sind bei in Absenz geschriebenen Leistungsnachweisen wenig aussagekräftig für die Überprüfung der Kompetenzen, da diese per copy-paste schnell zusammengetragen sind und lediglich die digitale Organisiertheit der Studierenden, nicht aber deren Erreichen der Kursziele geprüft wird. Eine Neuformulierung der Prüfungsfragen und -aufgaben ändert diesen Sachverhalt: Gemäss der Taxonomiestufen des Lernens (Bloom 1956; Anderson/Kratwohl 2001) sollten Fragen und Aufgaben also nicht auf den ersten beiden Stufen formuliert werden (erinnern & verstehen), sondern je nach Ziel und Niveau der Lehrveranstaltung möglichst auf die kognitiv anspruchsvolleren Tätigkeiten abzielen (anwenden, analysieren, evaluieren, kreieren). Dies benötigt eine Neugestaltung der Prüfungsfragen und -aufgaben als Ausnahmeregelung während der Coronakrise.
Beispiel gemäss Blooms Taxonomie:
Erinnern: "Nennen Sie die vom BAG vorgeschlagenen Hygiene-Massnahmen."
Verstehen: "Sie erhalten einige aktuelle Kennzahlen zur Verbreitung des Coronavirus in Europa. Basierend auf diesen Kennzahlen sollen Sie den momentanen Zustand der Verbreitung in Europa in eigenen Worten beschreiben."
Anwenden: "Sie erhalten Angaben zu mit dem Coronavirus infizierten und daran verstorbenen Personen einiger Länder. Aufgrund dieser Angaben sollen Sie die Massnahmen dieser Länder bezüglich des Erfolgs der dort vorgenommenen Massnahmen einteilen."
Analysieren: "Sie sehen in einem Film ein Interview mit Rettungssanitätern in Italien. Die Aufgabe dazu lautet: Welche Aspekte/Dimensionen von Belastung werden im Interview angesprochen?"
Synthese: "Entwickeln Sie einen eigenen Index, mit dem Sie den Erfolg der Massnahmen der europäischen Länder messen können."
Beurteilen, Bewerten: "Anzahl der vom Coronavirus infizierten versus der daran gestorbenen Personen; Zeitpunkt und Striktheit des Lockdowns; Situation des Gesundheitssystems vor der Corona-Pandemie: Welcher der drei Indikatoren eignet sich ihrer Meinung nach für die Einschätzung der Wirksamkeit eines Landes in der Bekämpfung des Coronavirus und welcher eher nicht? Begründen Sie Ihre Antwort."
Individualisierung
Werden Fragen und Aufgaben in Prüfungssettings an mehrere Studierende unverändert weitergegeben, liegt der Betrugsversuch nahe, die richtigen Antworten auszutauschen. Dies ist natürlich in einer Absenz-Situation mit den heutigen digitalen Kommunikationsmedien relativ einfach. Das Problem liegt dabei in der Einheitlichkeit der Fragestellungen, die durch eine Individualisierung der Fragen und/oder Antworten aufgehoben werden kann. Je nach Leistungsnachweis bietet sich dafür die eine oder andere Herangehensweise an.
Selbstgewähltes Beispiel: Lassen Sie Ihre Studierenden die Frage an einem selbstgewählten Beispiel erläutern. Selbst wenn die vorhergehenden Fragen im Austausch mit anderen Studierenden beantwortet wurden, so wird jedes Beispiel eigene, individuelle Schwierigkeiten und Notwendigkeiten zur Adaption mit sich bringen. Es muss also ebenso individuell formuliert, analysiert, übertragen werden. Hier zeigt sich, ob der oder die Studierende die überprüften Inhalte selbst beherrscht. Dieser Effekt kann durch eine höhere Punktzahl gegenüber den anderen Antworten verstärkt werden. Empfohlen ist, den Umfang der Antwort zu begrenzen, damit Studierenden darüber orientiert sind, wie umfangreich die Antwort ausfallen muss.
Herleitung begründen: Lassen Sie Ihre Studierenden den Gedankengang darlegen. Anstatt das abschliessende Ergebnis zu schildern, muss nun auch begründet werden, warum auf diese und nicht auf jene Art an die Fragstellung herangegangen wurde. Diese Begründung sollte je nach Ziel des Leistungsnachweises nicht für jede Frage verlangt werden, sondern für einzelne Abschnitte.
Betrugsversuche können auch mit technischen Massnahmen erschwert werden. Das können der geteilte Bildschirm bei Zoom, das Abfilmen der Prüfungsumgebung oder eine Software sein. Alle Lösungen haben Vorteile und Nachteile. Die Taskforce Leistungsnachweise rät generell zur Vorsicht beim Einsatz technischer Massnahmen, da sich mit steigendem technischen Einsatz vor allem die Schwierigkeit der Umsetzung erhöht und Betrug ohnehin nie komplett vermieden werden kann.
Studierende sind bei Absenz-Prüfungen notwendigerweise selbst dafür verantwortlich, eine geeignete Umgebung für die Prüfung herzustellen. Dazu gehören ein ruhiger Arbeitsplatz und stabile technische Voraussetzungen wie Internet und funktionierende, aktualisierte Geräte und Software, ausserdem eine gewisse Routine im Umgang mit den Geräten.
Wichtig: Bitte üben Sie mit Ihren Studierenden unbedingt das Prüfungsszenario, das Sie verwenden wollen, mindestens eine Woche vor dem Tag der Prüfung. Planen Sie ausserdem mindestens 30 Minuten unmittelbar vor Beginn der Prüfung ein, um alle technischen Details der Prüfung sicherzustellen.
Einen guten Überblick über technisch überwachte digitale Leistungsnachweise finden Sie im Blog des Hochschulforums Digitalisierung zum Thema Online-Proctoring - 6 Empfehlungen
Kameraschwenk per ZOOM
Zu Beginn der Prüfung müssen Studierende in einem ZOOM-Meeting mit ihrer Kamera den Raum abfilmen, wobei ersichtlich werden muss, dass sich keine unerlaubten Hilfsmittel und keine weiteren Personen im Raum befinden. In mündlichen Prüfungen kann dies unmittelbar vor Beginn der Prüfung unternommen werden, in Prüfungen mit mehreren Studierenden in angemessener Zeit vor Beginn und ggf. nur stichprobenartig.
Side View mit ZOOM
Die Studierenden müssen die mit ZOOM verbundene Kamera seitlich neben sich aufstellen, wobei sie selbst und ihr Bildschirm, auf dem sie arbeiten, zu sehen sein muss. Diese Kamerübertragung bleibt über die gesamte Prüfung hinweg bestehen. Der Ton muss bei den Studierenden angeschaltet sein, um Ankündigungen der Prüfungsaufsicht wahrzunehmen. Das Mikrofon der Studierenden kann ein- oder ausgeschaltet sein: Je nachdem werden so alle Geräusche direkt an alle übertragen (Husten, Stuhlrücken, Sirene, Hundegebell, etc.), aber auch Gespräch im Raum verhindert, oder es wird eine ruhigere Atmosphäre für die Prüfungszeit geschaffen unter der Gefahr, dass andere Personen im Raum Tipps geben.
Plagiatsoftware: Turnitin
Mittels der Plagiatserkennungssoftware Turnitin können Arbeiten der Studierenden auf einfache Art auf Plagiate überprüft werden. So werden frei zugängliche Quellen aus dem Internet überprüft (z.B. Wikipedia, Google Scholar), zugangsbeschränkte Literatur, die über die Bibliothek freigeschaltet wird (z.B. Fachzeitschriften), die Arbeiten werden mit anderen Arbeiten Studierender anderer Hochschulen verglichen, sofern sich diese in dem allgemeinen Repository von Turnitin befinden (z.B. mit Arbeiten aus deutschen Hochschulen), und schliesslich werden die Arbeiten innerhalb eines Kurses untereinander verglichen (also ob die Studierenden Lösungen ausgetauscht haben). Die Handhabe der Überprüfung ist sehr einfach, es können alle Arbeiten zusammen hochgeladen werden.
Für eine Lizenz schreiben Sie bitte marco.antonini an. Bitte sprechen Sie die Lizenzen und das Vorgehen mit Ihrer Fakultät bzw. dem Departement ab. Es ist möglich, dass es bereits Lösungen und Vorgehensweisen gibt. @ unilu.ch
Factsheet Plagiatskontrolle mit Turnitin
Redlichkeitserklärung
Von den Studierenden kann eine Erklärung verlangt werden, sich an die Regeln der Prüfung zu halten und über die Sanktionen im Klaren zu sein. Allerdings führt dies zu hohem administrativem Aufwand und ggf. zu unnötigen und zusätzlichen Sanktionen. Ob mit oder ohne Redlichkeitserklärung: Betrugsversuche sind in der Studien- und Prüfungsordnung geregelt und kommen unverändert zum Einsatz. Es geht bei einer Redlichkeitserklärung also um ein Nudging in Richtung Ehrlichkeit. Da Nudging zwar erwünscht, die Bestätigung aber grosse Probleme bereitet, kann ein Hinweis ohne zusätzliche Bestätigung ebenso helfen. Wie auch in Präsenzsituationen erinnern Sie Ihre Studierenden daran, dass Betrugsversuche gemäss der Studien- und Prüfungsordnung geahndet werden und im schlimmsten Fall zum Ausschluss aus dem Studiengang führen können.
Ghostwriting
Jegliche Leistungsnachweise, die open book und open internet in Absenz geschrieben werden, unterliegen dem Problem, dass dafür ein Ghostwriter beauftragt werden könnte. Dies gilt für alle schriftlichen Arbeiten, von der Proseminararbeit bis hin zur Dissertation, unabhängig von Corona. Ghostwriting ist nahezu unüberprüfbar. Selbst Programme zur Plagiatsprüfung sind dafür zwecklos.
Durch die Corona-Situation besteht die Möglichkeit des Ghostwritings nun auch für Klausuren. Es ist kaum möglich zu garantieren, dass der abgegebene Text von der richtigen Person verfasst wurde. Die Taskforce Leistungsnachweise empfiehlt hier Gelassenheit: Zwar ist Ghostwriting möglich, es wird aber höchstwahrscheinlich nur in den seltensten Fällen vorkommen, wenn überhaupt. Sollte es aufgedeckt werden, sind die Sanktionen in der zugehörigen Studien- und Prüfungsordnung geregelt und oft drastisch. Gegenüber diesem Risiko und dem dafür notwendigen Aufwand erscheint der Gewinn nicht attraktiv: Wer die eigene Unsicherheit durch Ghostwriting nur verringern will, muss dennoch den vollen Aufwand für eine geringe Verbesserung leisten, bei vollem Risiko. Wer die Prüfungsleistung ohne Ghostwriting gar nicht erbringen könnte, wird auch in den anderen Leistungsnachweisen mangels Kompetenz scheitern.
Eine sehr gute Massnahme wird allerdings weitläufig praktiziert: Bei Dissertationen ist eine Disputation üblich, die persönliche Verteidigung der eigenen Arbeit, bei der eine starke Diskrepanz zwischen der Arbeit und der Verteidigung auffallen sollte. Bei Bachelor- und Masterarbeiten gibt es zusätzlich schriftliche Klausuren und mündliche Prüfungen, in denen diese Diskrepanz auffallen würde. Analog könnte bei Klausuren eine kurze mündliche Erläuterung verlangt werden, per Videoaufzeichnung oder mit einer kurzen zusätzlichen mündlichen Prüfung im Stil einer Disputation. Dies muss aber vorab unbedingt rechtlich abgeklärt werden.