Angela Meier

BA Kulturwissenschaften, Major Geschichte | Kulturpublizistin, Yoga-Studio-Managerin, Geschäftsleiterin Wohnwerk Luzern | * 1990

 

"Ich setze mich für eine lebendige Kultur in Luzern ein."

Wie sieht deine bisherige berufliche Laufbahn aus? Bis im vergangenen Sommer arbeitete ich als Leiterin Marketing und Kommunikation beim Luzerner Jugend- und Kulturradio 3FACH. Der Unterhalt der digitalen Kanäle, das Fundraising, die Planung der Kommunikationsmittel wie auch die Pflege der Medienpartnerschaften oder die Öffentlichkeitsarbeit gehörten zu meinen Aufgabenbereichen. Als Mitglied der Geschäftsleitung konnte ich während dreier Jahre die Richtung, die das Radio verfolgt, mitbestimmen. Beim grössten Gratis-Openair der Zentralschweiz, dem Funk am See, gehörten 2012 und 2014 die Pressearbeit, der visuelle Auftritt und das Marketing zu meinen Aufgabenbereichen. Zudem widmete ich mich während der letzten zwei Jahre als Projektleiterin und Herausgeberin der Publikation "Im Hölloch – Erforschung einer verborgenen Welt". Das Buch ist im Oktober 2015 im Hier + Jetzt Verlag für Kultur und Geschichte erschienen und wurde vom Bundesamt für Kultur mit dem Preis der schönsten Schweizer Bücher 2015 ausgezeichnet.

"Ich konnte während dreier Jahre die Richtung, die das Radio verfolgt, mitbestimmen."

Wie gestaltest du dein heutiges Berufsleben? Durch den Entscheid, ein Masterstudium aufzugreifen, musste ich meine berufliche Tätigkeit in den Hintergrund stellen: Zurzeit studiere ich Kulturpublizistik an der Zürcher Hochschule der Künste. Daneben arbeite ich in einem 20%-Pensum als Studio Managerin bei einem Luzerner Yoga-Studio. Zudem bin ich Vorstandsmitglied im Verein B-Sides Festival sowie in der IG Kultur Luzern, einer Lobby-Organisation der Kultur in der Zentralschweiz, deren Co-Präsidentin ich bin. Die IG Kultur nimmt Stellung zu kulturpolitischen Anliegen, vertritt die Interessen ihrer Mitglieder und der Kultur, leistet Lobbyarbeit im kulturpolitischen Umfeld und vermittelt zwischen Kulturschaffenden und Politik. Die IG Kultur ist die Herausgeberin des unabhängigen Kulturmagazins "041 – Das Kulturmagazin", Verlegerin von Publikationen und unterhält den Kulturkritik-Blog "Kulturteil.ch". Ausserdem plane ich das nächste Buch, das ich wiederum mit dem Grafiker Kaj Lehmann herausgeben möchte. Dieses Projekt muss jedoch bis nach den Masterprüfungen im Winter warten.

"Mein Buch ist mit dem Preis der schönsten Schweizer Bücher 2015 ausgezeichnet worden."

Hast du dich seit deinem Berufseinstieg verändert? Als ich bei Radio 3FACH die Morgensendung und die Kultursendung moderierte, hatte ich das Gefühl, als Radiomoderatorin meinen Traumjob gefunden zu haben. Fünf Jahre später wechselte ich vom Mikrofon zum Büropult und fürchtete mich ein bisschen davor, als Leiterin Marketing und Kommunikation das journalistische Arbeiten zu vermissen. Das war aber nicht eine einzige Minute der Fall. Auch diese Stelle habe ich abgetreten und wieder bin ich sehr zufrieden: Ich kann in der Kommunikation arbeiten und habe mit Kultur zu tun – sei es im Rahmen von Projekten, Stellen oder anderen Tätigkeiten wie bei der IG Kultur.

Welchen Sinn erkennst du in deiner Arbeit? Aus der Sicht der Co-Präsidentin der IG Kultur erkenne ich den Sinn darin, dass ich verschiedene Kulturinstitutionen und Kulturschaffende in Luzern vernetzen und einen Austausch herstellen kann. So verschaffe ich auch kleineren Institutionen eine Stimme. Und ich setze mich für eine lebendige Kultur ein, was ich als unabdingbar für eine Stadt wie Luzern erachte.

"Würde man alle Anforderungen bereits beim Antritt einer Stelle mitbringen, wäre man überqualifiziert."

In Stelleninseraten werden häufig fast unerfüllbare Anforderungen gestellt, was viele Personen daran hindert, sich überhaupt zu bewerben. Wie stehst du dazu? Würde man alle Anforderungen bereits beim Antritt einer Stelle mitbringen, wäre man meiner Meinung nach überqualifiziert. Ich verstehe diese Auflistung der Anforderungen vielmehr als "Wunschpaket", auch hinsichtlich der Fähigkeiten, die man noch erlangen möchte. Ich habe selber bereits verschiedene Stellenausschreibungen verfasst und Bewerbungsverfahren durchgeführt, niemals mit der Erwartung, dass eine Bewerberin oder ein Bewerber all die von mir gewünschten Anforderungen erfüllt.

(Stand des Interviews: Mai 2016)