Sehr geehrte Studierende (Sie erhalten diesen Newsletter, weil Sie Religionswissenschaft oder den Joint Degree Master Religion – Wirtschaft – Politik studieren.)
Nach drei vorwiegend online durchgeführten Semestern sind wir Universitätsangehörigen derzeit alle auf dem Weg zurück in den Präsenzmodus. Für diejenigen unter Ihnen, die erst im Frühjahr 2020 oder später mit dem Studium begonnen haben, ist es womöglich kein ‹Zurück›, sondern überhaupt die erste Begegnung mit den realen Menschen, die sich um Sie herum mit Wissenschaft beschäftigen. Nutzen Sie die sich bietenden Gelegenheiten, diese Menschen kennenzulernen, so auch am Begrüssungsanlass der Religionswissenschaft am kommenden Dienstag mittag (siehe unten).
Die Planungsunsicherheit der letzten Zeit schlägt sich in der geringen Anzahl öffentlicher Veranstaltungen in dieser Ausgabe des Newsletters nieder. Immerhin: Der (Hör-)Spaziergang zu verschiedenen Religionsadressen am 11. November findet im Freien statt und bietet überdies eine gute Gelegenheit, an der Sie selber oder künftige Studieninteressierte einen Eindruck von der angewandten Seite der Luzerner Religionswissenschaft erhalten können.
Zu vermelden sind heute auch wieder der Abschluss längerer Forschungsprojekte sowie etliche Publikationen.
Freundliche Grüsse
Dr. Andreas Tunger-Zanetti
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Begrüssung zum neuen Semester durch das Religionswissenschaftliche Seminar, Dienstag, 21. September 2021, 12.30 – 13.00 Uhr, Treffpunkt: Veloabstellplätze vor dem Uni-Hauptgebäude, dann offene Pausenterrasse 2. Stock.
- «‹Tut um Gottes Willen etwas Tapferes› – der Zwingli-Film von Stefan Haupt in seinem kulturellen Kontext». Vortrag und Diskussion im Rahmen des Forums Ökumene mit: Natalie Fritz und Silvan Hohl, Zürich, Mittwoch, 3. November 2021, 18.15 Uhr, Luzern, Universität (Raum wird später bekanntgegeben, siehe hier).
- «Sound of Religion», geführter (Hör-)Spaziergang an der Woche der Religionen 2021, Donnerstag, 11. November 2021, 17.00 – 18.30 Uhr, Start: St. Karli-Brücke, linkes Ufer; Ende: Nähe Hauptbahnhof. Näheres.
Studium und Weiterbildung
- diverse Studiengänge der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Näheres.
- Studiengang Religionswissenschaft an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern. Näheres.
- Angebot «Werkstattgespräche für Schulklassen am Gymnasium» (Theologie oder Religionswissenschaft). Näheres.
- Joint degree Masterstudiengang Religion – Wirtschaft – Politik des ZRWP: Lernen Sie unser interdisziplinäres Masterprogramm kennen. Auskunft und Beratung: Dr. Silvia Martens (ZRWP, Universität Luzern). Näheres.
- Masterhaupt- und -nebenprogramm «Islam und Gesellschaft». Universität Freiburg. Näheres.
Dissertation zur Religiosität von Thai-Migrantinnen in der Schweiz abgeschlossen
Andrea Zimmermann hat ihre Dissertation zur Bedeutung thai-buddhistischer Religiosität im Alltag thailändischer Heiratsmigrantinnen eingereicht. Das durch ein Doc.CH-Stipendium des SNF unterstütze Forschungsprojekt ist damit abgeschlossen. Die Doktorandin konnte in ihrer Arbeit zeigen, dass sich die Mehrheit der untersuchten Thailänderinnen nach ihrer Migration in die Schweiz weiterhin mit der kulturell-religiösen Tradition ihres Herkunftslandes auseinandersetzt. Dies geschieht meist beim Bewältigen von psychisch-emotionalen Belastungen (Trennungen, Todesfälle, Armut) oder aktuellen Schwierigkeiten, die mit der Migrationssituation einhergehenden (Sprache, Eheprobleme, soziale Isolation, Unterbeschäftigung). Buddhistische Religiosität, Deutungssysteme und Handlungspraktiken liefern den Frauen Ansatzpunkte, Lebensereignisse als Teil ihrer Biographie zu akzeptieren und darüber hinaus als für ihre spirituelle Entwicklung notwendig zu verstehen. Sie dienen den Frauen als Mittel für Wohlbefinden, Spiritualität und Selbstheilung, aber auch als Basis für Vergemeinschaftung; im religiösen Kontext können sie soziale Unterstützung, Rückhalt und Zuflucht erfahren. Dennoch ist die Bedeutung buddhistischer Religiosität und Institutionen für die Thailänderinnen sehr heterogen. Für einige Frauen zählen bei der kollektiven Religionspraxis insbesondere die sozialen Komponenten, wobei «Thainess» im Zentrum steht und kaum eine individuelle Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten stattfindet. Andere wenden sich bewusst ab von dieser «Thainess», um in der Schweiz heimisch zu werden. Mit der Verteidigung der durch Prof. Dr. Martin Baumann betreuten Dissertation ist im November 2021 zu rechnen.
RESIC-Projekt mit Abschlusstagung in Kooperation mit der DVPW beendet
«Schwindet der Grundkonsens?» fragte die diesjährige, online abgehaltene Thementagung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft am 27. und 28. Mai 2021, an der es um «Identitätskonflikte und politische Partizipation in ziviler Gesellschaft» ging. Erstmals präsentiert wurden dazu die Befunde des internationalen Forschungsprojekts «Soziale Gruppen und religiöse Identitäten in ziviler Gesellschaft (RESIC)», das die religiösen sozialen Identitäten und deren Wirkung auf das gesellschaftliche Miteinander und die politische Kultur in Deutschland und der Schweiz quantitativ und qualitativ erforscht hat. Die Ergebnisse zeigen, dass religiöse soziale Identitäten und Vergemeinschaftungen für die Mehrheitsgesellschaft wie für religiöse Minderheiten insgesamt eher unauffällig bzw. dienlich sind. Demokratieschädliche Wirkungen treten erst dann auf, wenn Religion als kollektive soziale Identität im Zusammenspiel mit anderen Faktoren wie autoritären Einstellungen und gruppenbezogenen Vorurteilen abgrenzend und dann vor allem auch ausgrenzend wirkt.
Generell haben die zahlreichen Einzelbeiträge der Tagung deutlich werden lassen, dass zwischen der Forderung nach einem politischen Grundkonsens für Demokratien einerseits und der Legitimation von progressiver Identitätspolitik zugunsten unterschiedlichster Minderheiten andererseits nicht nur ein Spannungsverhältnis gesehen werden darf. Es bedarf vielmehr beider, wenn Politik das gesellschaftliche Miteinander in pluralistischen, migrantischen Gesellschaften erfolgreich gestalten will: Auf der Basis eines demokratischen Grundkonsenses lassen sich identitätspolitische Forderungen legitimieren und politisch bearbeiten, ohne in die Aporie des politischen Freund-Feind-Denkens abzugleiten.
- Baggenstos, Sabine: Das kanonische Grundrecht auf Ehe und das Ehehindernis der Impotenz in Gegenüberstellung mit dem staatlichen Recht (CH), Wien: Lit, 2021.
- Baumann, Martin: «Religionspluralität als Herausforderung für den Staat», religion.ch von IRAS COTIS, 3.8.2021, online.
- Liedhegener, Antonius (2021): Art. Zivilreligion, staatlich, in: Hallermann, Heribert et al. (Hg.): Lexikon für Kirchen- und Religionsrecht (LKKR), Bd. 4. Paderborn etc.: Schöningh, S. 797–798.
- Liedhegener, Antonius / Lots, Laura: «(Il-)liberal Public Policies on Islam in Switzerland: The Handshake Affair in Public Discourse and State Religious Policy», in: Hennig, Anja / Weiberg-Salzmann, Mirjam (Hg.): Illiberal Politics and Religion in Europe and Beyond. Concepts, Actors, and Identity Narratives (= Religion und Moderne, Bd. 19) Frankfurt a. M./New York 2021, S. 241-267.
- Liedhegener, Antonius / Pickel, Gert / Odermatt, Anastas / Yendell, Alexander / Jaeckel, Yvonne (2021): Polarisation and social cohesion: the ambivalent potential of religion in democratic societies. Findings of a representative survey on the social role of religious and social identities in Germany and Switzerland, 2019. Leipzig/Luzern. Online: https://doi.org/10.5281/zenodo.3994628
- Loretan, Adrian: [diverse Art.: Menschenwürde – katholisch, Willensfreiheit – katholisch, Religionsfreiheit – katholisch] in: Hallermann, Heribert et al. (Hg.): Lexikon für Kirchen- und Religionsrecht (LKKR), Bd. 3, Paderborn etc.: Schöningh, 2020, S. 194-196.
- Loretan, Adrian/Tollkühn, Martina: «‹Führer auf dem Weg zur Rationalität›. Philosophische Beiträge der Theologie und der kirchlichen Rechtswissenschaft für die Entwicklung der Rechtswissenschaften», in: Pahud de Mortanges, René (Hrsg.), Staat und Religion in der Schweiz des 21. Jahrhunderts. Beiträge zum Jubiläum des Instituts für Religionsrecht (Freiburger Veröffentlichungen zum Religionsrecht 40), Zürich/Basel/Genf: Schulthess, 2020, S. 31–55.
- Martens, Silvia: Art. Wohlfahrt. Islamisch, in: Hallermann, Heribert et al. (Hg.): Lexikon für Kirchen- und Religionsrecht (LKKR), Bd. 4. Paderborn etc.: Schöningh, 2021, auch online (mit Zugangsbeschränkung): https://doi.org/https://dx.doi.org/10.30965/9783506786401_0327.
- Tollkühn, Martina: Art. Personalakte – katholisch, in: Hallermann, Heribert et al. (Hg.): Lexikon für Kirchen- und Religionsrecht (LKKR), Bd. 3, Paderborn etc.: Schöningh, 2020, S. 540-541.
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