Geschätzte Medienschaffende und Kommunikationsverantwortliche,
seit dem letzten Newsletter hat sich viel getan. Entsprechend umfangreich wird diese Ausgabe. In den relativ wenigen Veranstaltungen stehen entweder Konflikte und Gewalt oder Toleranz und Versöhnung im Vordergrund. Dass solche Vortragsthemen aber eingebettet sind in breite und langfristige Hintergrundarbeit, zeigt der Blick in die diesmal umfangreiche Rubrik «Forschung», in der es im weitesten Sinn um Religion und ihren Zusammenhang mit Gesellschaft und Politik geht. Schön, dass wir ein kürzlich bewilligtes Grossprojekt in diesem Bereich anzeigen dürfen. Auch die zu vermeldende Ehrung hat mit Politik zu tun.
Freundliche Grüsse
Dr. Andreas Tunger-Zanetti
- «Religiöse Gewalt und liberaler Rechtsstaat», öffentlicher Fastenvortrag von Prof. Dr. Adrian Loretan (Universität Luzern). Sonntag, 25. Februar 2018, 18.00 – 18.45 Uhr, Luzern, Jesuitenkirche, Bahnhofstrasse 11.
- «Go Live» der Swiss Metadatabase of Religious Affiliation in Europe (SMRE, vgl. unter «Forschung»). Dienstag, 27. Februar 2018, nachmittags Gelegenheit zum Ausprobieren der Datenbank im Foyer der Mensa ausprobiert werden, das Projektteam steht Rede und Antwort. Um 16.30 Uhr kurze Einführung in das Hilfsmittel und Einblicke zu Hintergrund und Ergebnissen des Projekts. Näheres.
- «Dominus Iesus reloaded. Skizzen einer versöhnlichen Ekklesiologie», öffentliche Otto-Karrer-Vorlesung-2018 von Pfr. Dr. Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Donnerstag, 15. März 2018, 18.15 Uhr, Luzern, Jesuitenkirche. Anschliessend Apéro im Lichthof des Regierungsgebäudes (Anmeldung erwünscht, aber nicht erforderlich). Näheres.
- «Toleranz und Glaube. Eine neutestamentliche Skizze zu einem womöglich schwierigen Thema», öffentlicher Fastenvortrag von Prof. Dr. Robert Vorholt (Universität Luzern). Sonntag, 18. März 2018, 18.00 – 18.45 Uhr, Luzern, Jesuitenkirche, Bahnhofstrasse 11.
- Diskussionsveranstaltung «Buch im Fokus». Olivier Roy: ‹Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod› Der Dschihad und die Wurzeln des Terrors» (Siedler, 2017). Mitwirkende: Miryam Eser Davolio (ZHAW Zürich), Jasmin El Sonbati (Basel), Kurt Pelda (Tages-Anzeiger, Zürich), Matteo Frey (Student MA RWP), Andreas Tunger-Zanetti (Universität Luzern, Moderation), Mittwoch, 21. März 2018, 18.15 – 19.45 Uhr, Luzern, Universität, Frohburgstrasse 3, HS 8. Anschliessend Apéro. Näheres.
Weiterbildung
- «Religion als Herausforderung – Junge Muslime in Schule, Beruf und Gesellschaft». Die Workshops vermitteln Berufsleuten in Schule, Jugend- und Integrationsarbeit aktuelle Forschungsergebnisse und erarbeiten mit ihnen Handlungsoptionen für den beruflichen Alltag. Eingebunden sind jeweils auch zwei junge muslimische Gäste. Laufend durchgeführt als Holkurse und als offene Kurse. Kursdaten und Näheres.
Datenbank für Zahlen zur Religionszugehörigkeit geht «live»
Am Dienstag, 27. Februar geht die Swiss Metadatabase of Religious Affiliation in Europe (SMRE) «live» (vgl. unter «Veranstaltungen»). Die Resultate von rund acht Jahren Forschung werden dann auf www.smre-data.ch sichtbar und durch die vielen interaktiven Karten, Tabellen und Graphiken wahrlich erlebbar. Seit 2010 wird an der Universität Luzern an der Datenbank gearbeitet, seit 2015 mit Förderung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). In diesen Jahren hat das Team um Prof. Antonius Liedhegener und Anastas Odermatt MA eine grosse Menge an Datensätzen zur Religionszugehörigkeit in Europa gesammelt. Herzstück des Projekts ist eine öffentlich zugängliche interaktive, internetbasierte Datenbank. Die programmierten Analyse- und Ausgabeinstrumente visualisieren die Ergebnisse und liefern Tabellen und Berichte, die auch individuell zu gestalten sind. Damit erlaubt die SMRE-Internetdatenbank sowohl den schnellen Zugriff auf die Grunddaten als auch vertiefende Spezialanalysen. Angesprochen werden mit der Internet-Datenbank nicht nur Wissenschaft, sondern auch Politik, Medien und Schulen sowie die breite Öffentlichkeit.
Neues Grossprojekt: Soziale Gruppen und religiöse Identitäten in ziviler Gesellschaft
Zwei eng miteinander verbundene Forschungsprojekte der Universitäten Leipzig, Göttingen und Luzern erhielten im Januar 2018 gemeinsam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Schweizerischen Nationalfonds eine Förderung im Gesamtumfang von knapp 1.4 Mio. Franken. Das internationale Verbundprojekt fragt nach den Integrations- und Konfliktpotentialen religiöser Gemeinschaften in den demokratischen Zivilgesellschaften Deutschlands und der Schweiz. Es besteht aus einem quantitativen Teil von Prof. Dr. Gert Pickel (Universität Leipzig) und Prof. Dr. Antonius Liedhegener (Universität Luzern) mit der Durchführung einer umfangreichen Survey-Erhebung und einem qualitativen Teil von Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel (Universität Göttingen) und Prof. Dr. Martin Baumann (Universität Luzern) mit der Untersuchung ausgewählter religiöser Gemeinschaften in den zwei Ländern. Beginn des Projekts wird im Frühjahr 2018 sein.
Religionspolitik in Deutschland und der Schweiz – ein wachsender Forschungsschwerpunkt
Die Lancierung der Volksinitiative zum Verhüllungsverbot, die Kontroversen über die Zusammenarbeit deutscher Bundesländer mit dem Moscheeverband Ditib, neue Leitlinien im Kanton Zürich zum Verhältnis von Staat und Religionen – Fälle wie diese stehen für ein zunehmend wichtigeres Politikfeld in liberalen Demokratien: die Religionspolitik. Prof. Antonius Liedhegener und Laura Lots MA forschen zu diesem Politikfeld und tragen im Forschungsschwerpunkt «Religionspolitik in der Schweiz und in Deutschland» diese und ähnliche Fälle systematisch zusammen. Die Sammlung umfasst mittlerweile ca. 400 Fälle. Sie dokumentieren, wie auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems der beiden Länder seit 1990 das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und religiösen Personen zu Staat, Öffentlichkeit und Recht verhandelt und entschieden worden ist. Ein Projektantrag zur Religionspolitik ist in Ausarbeitung. Der Datenbestand dient bereits als Grundlage für Vorträge und Artikel. So präsentierte Laura Lorts an der Konferenz des European Consortium for Political Research (ECPR) in Oslo im September 2017 das mit Antonius Liedhegener zusammen verfasste Paper «Shake Hands? From Classroom to Headlines to Parliament. New Dynamics in Public Policy on Religion in Switzerland». Bei den Luzerner Adventsgesprächen im Dezember 2017 analysierte Antonius Liedhegener im Vortrag «Bund – Kanton – Gemeinde: Religionspolitik in der Schweiz seit 1990» Entwicklungslinien des religionspolitischen Feldes in der Eidgenossenschaft seit 1990.
Koordinationsstelle des Masterstudiengangs aufgestockt
Frau Lucia Sidler, Koordinatorin des Joint Degree Masters «Religion – Wirtschaft – Politik», wird ab dem 1. März 2018 neu mit 50 statt bisher 30 Stellenprozent für den Master tätig sein. Damit geht ein lange gehegter Wunsch für den MA RWP in Erfüllung. Mit über 50 Studierenden an den drei beteiligten Universitäten Basel, Luzern und Zürich ist der MA RWP schweizweit in die Gruppe der grösseren Masterprogramme aufgerückt und der Ausbau der Koordination wird den Studierenden wie Lehrenden dieses interdisziplinären, forschungsorientierten Masters spürbar zu Gute kommen.
ZRWP mit neuer Besetzung an der Theologischen Fakultät
Zum Herbstsemester 2017 hat die Katholische Fakultät Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger auf die Professur für Theologische Ethik berufen. Damit verbunden ist die Leitung des Instituts für Sozialethik ISE. Ausserdem hat die Fakultät ihm im Herbstsemester die Aufgabe übertragen, als Vertreter der Theologischen Fakultät die Geschicke des Zentrums für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) mitzugestalten. Peter G. Kirchschläger übernimmt diese Leitungsfunktion von Prof. Dr. Wolfgang Müller, der sich um den Aufbau des ZRWP an der Universität Luzern wie im Verbund der beteiligten Universitäten und Fakultäten sehr verdient gemacht hat. Ein Dank gebührt auch Dr. Manfred Stüttgen, der als Lehr- und Forschungsbeauftragter am Masterprogramm des ZRWP gewirkt hat und nun die Universität Luzern zu Ende Herbstsemester verlässt, um sich künftig auf seine Tätigkeit als Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern sowie seine Beratungsmandate und Geschäftsführungsfunktion bei der YNVESTOR AG zu fokussieren.
«Religion im Zentrum der Macht» – Dissertationspreis für Daniel Thieme
Der Universitätsverein und die Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät haben am Dies Academicus 2017 Dr. Daniel Thieme für seine herausragende Dissertation ausgezeichnet. Seine politikwissenschaftliche Studie «Religiöse Rede in (post-)säkularer Gesellschaft? Deutsche Politiker zu Politik und Religion in aktuellen Selbstzeugnissen» analysiert erstmals für eine europäische Demokratie, wie Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker öffentlich mit ihrer Religiosität umgehen und wie sie ihre religiösen Vorstellungen mit politischen Streitthemen verbinden. Der Autor hat dafür die auf dem allgemeinen Buchmarkt von Politikern veröffentlichen Schriften über ihr Leben und Politisieren untersucht. Die Dissertation ist unterstützt durch die Graduate School Lucerne am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) unter Betreuung von Prof. Antonius Liedhegener entstanden und unter dem Titel «Religion im Zentrum der Macht. Öffentliche Religiosität deutscher Spitzenpolitiker» publiziert worden.
Angebote im Umfeld des ZRF
CAS-Studiengang «Religion und Konflikt», organisiert von Swisspeace unter Einbezug von Dozierenden der Universität Luzern. Die verlängerte Anmeldefrist läuft noch bis zum 31. März 2018. Näheres.
- Liedhegener, Antonius / Lots, Laura: «Religionspolitik zwischen Konflikt und Integration. Politikwissenschaftliche und sozialethische Positionen zur Religionspolitik in Deutschland», in: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften, 58 (2017), 211-248.
- Liedhegener, Antonius: «Die Burkaverbot‑Initiative wird zum Testfall», in: Neue Zürcher Zeitung, 29. 12. 2017, S. 14 (Interview).
- Liedhegener, Antonius: «Pluralisierung», in: Krech, Volkhard / Pollack, Detlef / Hero, Markus / Müller, Olaf (Hg.), Handbuch Religionssoziologie, Wiesbaden 2018, 347-382 (im Erscheinen).
- Manstetten, Reiner: Die dunkle Seite der Wirtschaft. Philosophische Perspektiven: Irrwege, Auswege, Freiburg: Alber, Februar 2018, ca. 448 Seiten, ISBN 978-3-495-48951-2 (im Druck; Näheres).
- Schneuwly Purdie, Mallory / Tunger-Zanetti, Andreas: «Switzerland», in: Yearbook of Muslims in Europe, vol. 9 [Berichtsjahr 2016], Leiden: Brill, 2017, S. 659-678.
- Tunger-Zanetti, Andreas: «Nicht zu Ende gedacht. Gastbeitrag zur CVP-Forderung nach einem Kopftuchverbot an Schulen», in: Luzerner Zeitung und St. Galler Tagblatt, 5. 1. 2018, S. 2.
Religionsvielfalt im Kanton
Wussten Sie, dass es im Kanton Luzern mehr buddhistische als muslimische Religionsgemeinschaften gibt? Der handliche Faltprospekt «Religiös bunt und vielfältig – Kanton Luzern» vermittelt einen aktuellen Überblick über die Religionsvielfalt im Kanton. Infografiken, Bilder und kurze Texte veranschaulichen die wichtigsten Erkenntnisse zur lokalen Religionslandschaft, ihrer Zusammensetzung und Veränderung. Der Prospekt eignet sich auch für den Einsatz in Schule und Erwachsenenbildung. Zu beziehen über: relsem@unilu.ch. Preis pro Stk. Fr. 2.–, Klassensatz Fr. 25.–. Näheres.
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