Wie soll die künftige ambulante Grundversorgung aussehen?
Die Schweizer Bevölkerung wünscht sich eine ambulante Versorgung, in der die Behandlungspersonen gut über die Krankengeschichte ihrer Patientinnen und Patienten informiert sind. Unter anderem dies zeigt eine am Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin durchgeführte Umfrage.
Die ambulante Grundversorgung nimmt im heutigen schweizerischen Gesundheitssystem einen hohen Stellenwert ein. Dies dürfte auch in Zukunft so bleiben: Entwicklungen wie der medizinisch-technische Fortschritt und der Personalmangel im Gesundheitswesen führen dazu, dass die ambulante Grundversorgung immer wichtiger wird. Gleichzeitig will der Bundesrat bei der zukünftigen ambulanten Grundversorgung – wie auch beim restlichen Gesundheitssystem – die Bedürfnisse und Präferenzen der Patientinnen und Patienten ins Zentrum rücken. Wie diese genau aussehen, ist bis heute jedoch kaum bekannt.
Forschende des Departements Gesundheitswissenschaften und Medizin (GWM) der Universität Luzern und der Interface Politikstudien Forschung Beratung GmbH wurden im Rahmen von «Health 2040» (siehe unten) damit beauftragt, zu untersuchen, welche Merkmale der ambulanten Grundversorgung der Bevölkerung in Zukunft besonders wichtig sind. Das Team besteht aus Prof. Dr. Andreas Balthasar, Titularprofessor für Politikwissenschaft sowie Lehr- und Forschungsbeauftragter Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik, und Zora Föhn, Doktorandin in diesem Bereich, sowie Dr. Cornel Kaufmann von Interface. Die Autoren und die Autorin führten eine repräsentative Online-Befragung mit 5353 Teilnehmenden durch. Als Grundlage dienten eine Literaturrecherche sowie im Vorfeld durchgeführte qualitative Interviews.
Kontinuität und Mitsprache wichtig
Die Befragung zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung der Kontinuität der Behandlung die grösste Bedeutung beimisst, d.h. die Behandlungsperson sollte die gesundheitliche Vorgeschichte der Patientin respektive des Patienten kennen und Einblick in das Patientendossier haben. Weiter legen die Befragten grossen Wert darauf, in die Entscheidungsfindung über allfällige Behandlungen miteinbezogen zu werden. Eine untergeordnete Rolle spielen hingegen der fachliche Hintergrund der Behandlungsperson sowie Öffnungszeiten und unterschiedliche Optionen zur Kontaktaufnahme mit der Behandlungsperson. Letztere sind lediglich für die jüngere Bevölkerung wichtiger. Anders sieht es bei Personen mit chronischer Erkrankung aus: Für sie ist der fachliche Hintergrund der Behandlungsperson von überdurchschnittlicher Relevanz. Diese Gruppe wies ausserdem eine hohe Präferenz für das Hausarztmodell auf.
Unterschiede konnten auch zwischen den Befragten aus unterschiedlichen Landesteilen festgestellt werden. So zeigten sich Personen aus den französischen und italienischen Sprachregionen beispielsweise offener gegenüber der Nutzung von Sensoren, welche Daten zum Gesundheitszustand direkt an Gesundheitsfachpersonen weiterleiten, als Personen aus der Deutschschweiz.
Teil des Projekts «Health2040»
Auftraggeberin und Herausgeberin der Studie «Zukünftige ambulante Grundversorgung: Einstellungen und Präferenzen der Bevölkerung» ist das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan). Die von Bund und Kantonen getragene Institution analysiert die vorhandenen Gesundheitsinformationen in der Schweiz und unterstützt Bund, Kantone und weitere Institutionen im Gesundheitswesen bei ihrer Planung, ihrer Entscheidfindung und in ihrem Handeln. Die aktuelle, am Departement GWM und bei Interface durchgeführte Forschung wurde neben Obsan durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) und den Krankenkassen-Verband curafutura finanziell unterstützt.
Bei der Studie handelt es sich um ein Teilprojekt des am Departement GWM und bei Interface angesiedelten Projekts «Health2040». Im zweiten, noch laufenden Teilprojekt in diesem Rahmen geht es ebenfalls im Hinblick auf die zukünftige ambulante Grundversorgung um die Erforschung der diesbezüglichen Präferenzen von Gesundheitsfachleuten in der Schweiz. Die Kombination der beiden Teilprojekte ermöglicht eine ganzheitliche Sicht auf die Thematik. «Health2040» wiederum stellt eines von verschiedenen Teilprojekten des am Departement GWM angesiedelten, interuniversitären «Swiss Learning Health System» (SLHS) dar.