Smarte Produkte halten Einzug in Schweizer Haushalte

Eine repräsentative Studie unter der Leitung der Universitäten Luzern und St. Gallen zeigt auf, wie es um Akzeptanz und Wahrnehmung von smarten Produkten in der Schweiz steht.

(Symbolbild: iStock.com/Onfokus)

Alltagshelfer wie Smartwatches, Mähroboter und Staubsaugerroboter sind in Schweizer Haushalten bereits weit verbreitet, sie gehören zu den so genannten smarten Produkten. Dabei handelt es sich um Produkte für den privaten Gebrauch, die Daten sammeln und verarbeiten, um auf ihre Umgebung reagieren zu können. Sie sind dadurch zunehmend in der Lage, ohne menschliches Zutun zu agieren. Drei von vier in der Schweiz wohnhaften Personen besitzen oder nutzen heute regelmässig smarte Produkte und sind diesen gegenüber nicht nur positiv eingestellt, sondern auch grundsätzlich mit ihnen zufrieden. Mehr als die Hälfte der Schweizer Wohnbevölkerung kann sich zudem vorstellen, weitere smarte Produkte im Laufe dieses Jahres zu erwerben.

Diese und weitere interessante Erkenntnisse liefert der am 3. März veröffentlichte «Smart Products Report 2022» der Universitäten Luzern und St. Gallen in Kooperation mit der Vorwerk Schweiz AG. Unter der Leitung von Prof. Dr. Emanuel de Bellis (Universität St. Gallen) und Prof. Dr. Reto Hofstetter (Universität Luzern) wurden 1007 in der Schweiz lebende Personen in einer repräsentativen Online-Umfrage des LINK Marktforschungsinstitut zu ihrer Nutzung und Wahrnehmung von smarten Produkten befragt. Die heute veröffentlichten 15 wichtigsten Erkenntnisse der Studie liefern repräsentative Zahlen zu smarten Produkten in der Schweiz. Das Smartphone wurde dabei von der gesamten Befragung explizit ausgeschlossen.

Smarte Uhren am beliebtesten

Fast ein Drittel der Schweizer Wohnbevölkerung besitzt eine smarte Uhr bzw. «Smartwatch», das populärste unter den smarten Produkten. Doch auch smarte Fernseher (25%) oder Staubsaugerroboter (22%) sind weit verbreitet. Ähnlich dem Staubsaugerroboter können sich die Befragten einige weitere smarte Produkte vorstellen, die täglich anfallende Hausarbeiten erledigen: Smarte Fensterputzer, Bügelroboter oder Kleiderfalter würden dabei Anklang finden. Ebenfalls genannt wurde in diesem Zusammenhang eine smarte Anwendung, welche die Steuerklärung übernimmt. Darüber hinaus geben 29% der Nutzenden an, dass sie ihre Helfer bereits mit Spitznamen in ihr Zuhause integrieren:  So putzt «James» die Wohnung oder «Chef», die smarte Küchenmaschine, bereitet das Essen zu.  

Vorteile und Wandel beim Rollenverständnis

Laut den Ergebnissen der Studie liegen die grössten Vorteile smarter Produkte in den Annehmlichkeiten, welche diese mit sich bringen. Allen voran die gewonnene Bequemlichkeit und Zeit, wenn die Küchenmaschine das Kochen oder der Rasenmähroboter das Mähen übernimmt. So geben die Befragten an, dass mehr als zwei Stunden pro Woche durch smarte Produkte eingespart werden können. Zeit, die sie gerne für die eigene Freizeit oder mit der Familie nutzen. Nach den Einschätzungen eines Grossteils der Schweizer Wohnbevölkerung ist der Mensch und nicht das Produkt bei der Tätigkeit, die von dem smarten Produkt ausgeführt wird, federführend. Interessanterweise zeigt sich aber im Vergleich zur 2020 durchgeführten Befragung eine Verschiebung, so dass heute mehr Befragte das Produkt in seinem Tätigkeitsbereich gegenüber dem Menschen in der Führungsrolle sehen.

Kritikpunkte und Vorbehalte gegenüber smarten Produkten

Dass smarte Produkte Daten sammeln und damit womöglich in die eigene Privatsphäre eingreifen, wird als ihr grösstes Manko angesehen, dicht gefolgt von der Sorge, dass sich das eigene Leben zu stark auf smarte Produkte fokussieren könnte. Auch die hohen Kosten für den Erwerb oder Unterhalt smarter Produkte fallen negativ ins Gewicht. 62% der Befragten sind zudem besorgt, dass spezifische Fähigkeiten wie beispielsweise das Kochen oder Putzen durch die Nutzung smarter Produkte verlernt werden könnten. 54% sehen gar die Gefahr, dass Menschen durch die Nutzung smarter Produkte dümmer werden könnten. Positive Auswirkungen smarter Produkte auf die Menschheit, wie mehr Arbeitsplätze oder steigende Kreativität, sehen demgegenüber nur weniger als ein Viertel der Befragten. 

Studie «Smart Products Report 2022» und weitere Infos

Der Studienbericht bietet detaillierte Einblicke zur Verbreitung und Wahrnehmung smarter Produkte in der Schweiz und kann auf der Webseite Swiss Consumer Studies bestellt werden. Auf der Webseite sind zudem ausgewählte Ergebnisse des Reports als einseitige Zusammenfassung frei erhältlich.  

Video zu den wichtigsten Erkenntnissen der Studie unter https://smartproducts.org/

Auskunft

David Finken
Wissenschaftlicher Mitarbeiter & Leiter Swiss Consumer Studies
Universität Luzern
swissconsumerstudies@unilu.ch
+41 41 229 58 81

Jonas Görgen
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Universität St. Gallen
Institut für Behavioral Science & Technology
jonas.goergen@unisg.ch
+41 71 224 77 05