Open Science in Kinder­krebs­forschung und Psychologie

Die Forschungsgruppe «Childhood Cancer Research» untersucht die Auswirkungen einer Krebsdiagnose im Kindesalter ehemaliger Patientinnen und Patienten und deren Familien. Die Forschungsmitarbeiterin Sonja Kälin erklärt, warum Open Science in diesem Forschungsbereich eine wichtige Rolle spielt.

Symbolbild Familie in Gespräch mit Arzt
(Symbolbild: ©istock.com/Chinnapong)

Wie wirkt sich eine Krebserkrankung im Kindesalter auf die Betroffenen aus? Welche psychische Belastung geht mit der Krebsdiagnose eines Kindes für das gesamte familiäre Umfeld einher? Welche Nachsorge benötigen die erkrankten Kinder und wie können die betroffenen Familien am besten unterstützt werden? Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen beschäftigt sich die Forschungsgruppe «Childhood Cancer Research» an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin der Universität Luzern. In der Gruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Gisela Michel ist Dr. Sonja Kälin tätig, welche im Folgenden erklärt, welchen Beitrag Open Science zu ihrer wissenschaftlichen Arbeit sowie zur allgemeinen Forschungslandschaft leistet.

Sonja Kaelin
Dr. Sonja Kälin, Forschungsmitarbeiterin Post Doc am Lehrstuhl von Prof. Dr. Gisela Michel.

Sonja Kälin, warum ist Open Science für Ihren Forschungsbereich wichtig?
Sonja Kälin: In unserer Forschung beschäftigen wir uns mit menschlichem Verhalten, psychosozialer Gesundheit und Wohlbefinden. Diese Bereiche sind sehr komplex und hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab, die teilweise schwierig zu messen sind. Gerade deshalb hat Open Science in unserem Forschungsgebiet einen hohen Stellenwert. Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit sind besonders wichtig. Durch verschiedene Open Science Praktiken können Qualität und Replizierbarkeit verbessert werden. Open Science ermöglicht es auch, unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse besser zugänglich zu machen und damit den gesellschaftlichen Nutzen zu fördern.

Wie setzen Sie Open Science konkret um?
Wir veröffentlichen etwa unsere Publikationen mit Open Access, um möglichst viele Personen, zum Beispiel auch im Gesundheits- und Spitalwesen, zu erreichen, für die unsere Forschung eine Rolle spielt. Indem wir unsere Ergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich machen, erhöhen wir die Relevanz und Wirkung unserer Forschung und fördern den Austausch.
Darüber hinaus haben wir vor kurzem mit der Präregistrierung von Forschungsprojekten oder - vorhaben begonnen. Dabei werden Forschungsfragen, Hypothesen, Methoden und geplante Analysen im Voraus registriert. Dadurch werden die einzelnen Schritte des Forschungsprozesses bereits vor der Durchführung transparent zugänglich gemacht. Mit diesem Vorgehen leisten wir einen Beitrag, um etwa Bestätigungsbias, also dass z.B. Resultate ausgewählt werden, die den eigenen Erwartungen entsprechen, oder andere fragwürdige Forschungspraktiken wie die Anpassung von Hypothesen an Ergebnisse oder die Selektion von Daten, um signifikante Ergebnisse zu erzielen, in der Forschungslandschaft allgemein zu reduzieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir bei unserer Forschung auch die Betroffenen mit einbeziehen, von der Entwicklung der Fragestellung bis zur Kommunikation der Resultate.

Wie profitieren Sie bei Ihrer Forschung von Open Science?
Durch das Offenlegen von Forschungsprozessen und -ergebnissen können wir zeigen, dass wir transparente und nachvollziehbare Forschung betreiben. Die Kommunikation und Kollaboration mit anderen Forschenden, aber vor allem auch mit klinisch tätigem Fachpersonal sowie den Betroffenen sind essenziell. Open Science hilft, dass unsere Ergebnisse allen zugänglich gemacht werden und sie von allen genutzt werden können. Unsere Forschung beschäftigt sich mit Menschen und ihrem Verhalten, mit den Folgen von Krankheiten und erfordert daher einen interdisziplinären Ansatz. Kreativität, Innovation und neue Methoden sind gefragt, was den Austausch und die gemeinsame Nutzung von Wissen, Daten und Materialien besonders wichtig macht. Letztlich geht es uns darum, Forschung von höchster Qualität zu betreiben und diese Forschung allen zugänglich zu machen. Um dieses Ziel zu erreich, ist die Anwendung von Open-Science-Praktiken eine wichtige Voraussetzung.

Open Science

Unter «Open Science» versteht man möglichst offene und transparente Prozesse in der Wissenschaft. Dazu gehören der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Open Access), der transparente und soweit möglich offene Umgang mit Forschungsdaten (Open Research Data), die Offenlegung von Code (Open Source) oder der Einbezug der Gesellschaft in die Wissenschaft (Citizen Science). Mit der kürzlich verabschiedeten Open Science Policy (s. aktuelle Newsmeldung) unterstreicht die Universität Luzern ihr Engagement für transparente und zugängliche Forschung und bietet ihren Angehörigen zusammen mit der Zentral- und Hochschulbibliothek Unterstützung bei der Umsetzung von Open Science. Mehr Informationen

In loser Folge geben Forschende der Universität Luzern Einblicke zu Rolle und Stellenwert von Open Science in ihren Projekten. Bisher erschienen:

Open Science im internationalen Privatrecht