Mit mehr Informationen zu mehr Chancengleichheit
Zwei Broschüren stellen die wichtigsten Fakten rund um das Thema Chancengleichheit im Zusammenhang mit Elternschaft und barrierefreiem Studium vor. Die Publikationen bieten zudem handfeste Tipps und inspirierenden Erfahrungsberichte.
Nicht alle Menschen haben die gleichen Voraussetzungen, um ein Studium erfolgreich zu absolvieren. Mit einer Sehbehinderung nimmt das Schreiben von Texten oft zusätzliche Zeit in Anspruch, wer mit einer chronischen Krankheit lebt, braucht in der Ausbildung allenfalls spezialisierte Unterstützung oder besondere Hilfsmittel. Um optimale Bedingungen für alle Studiereden zu schaffen, bietet die Fachstelle für Chancengleichheit individuelle Beratung für (angehende) Studierende an – zurzeit natürlich auch am Telefon oder per Zoom. Beantwortet werden Fragen rund um Themen wie Barrierefreiheit, Assistenz, Nachteilsausgleich oder Studienorganisation.
Mit dem Rollstuhl durchs Studium
Mit der Broschüre «all inclusive» schafft die Fachstelle hilfreiche Übersicht. Zusammengefasst werden dort alle wichtigen Informationen zum Studium mit einer Beeinträchtigung. Zudem geben fünf Studierende, die ihre Ausbildung trotz besonderen Herausforderungen an der Universität Luzern erfolgreich absolvieren oder bereits abgeschlossen haben, in Gesprächen Einblicke in ihren Studienalltag.
«Das Gebäude ist gut zugänglich», berichtet etwa Siri Anesini, die wegen einer Fehlbildung der Wirbelsäule im Rollstuhl unterwegs ist. Inzwischen hat sie ihr Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen und arbeite im Rechtsdienst der Kommunikationsstelle Coronavirus des Kantons Graubünden. Bernarda Brunovic, die mit einer starken Sehbeeinträchtigung Theologie studiert, hat sich für einen Fernstudiengang entschieden. Auf Tipps angesprochen für Studieninteressierte mit einer Beeinträchtigung sagt sie: «Wenn euch etwas zusagt und ihr euch wohl fühlt, habt die Nerven und Geduld, euch durchzusetzen. Und: Seid up-to-date darüber, wo ihr euch Hilfe holen könnt.»
Eltern werden an der Universität
Auch eine Schwangerschaft und dann die Rolle als Mutter oder Vater kann Hürden entstehen lassen, wo zuvor keine waren – etwa, wenn es um Fristen geht, die wegen Mutterschaftsurlaub oder Betreuungsaufgaben nicht wie geplant eingehalten werden können. Auch wenn Mitarbeitende Eltern werden, gilt es, sich neu zu organisieren und zusammen mit Vorgesetzten Mutterschaftsurlaub, Wiedereinstieg und neue Routinen zu planen. Hier gibt die neue Broschüre «Uni und Familie» sowohl Informationen zum rechtlichen Rahmen wie auch Tipps für konkrete Situationen.
Auch Vorgesetzte sind eine Zielgruppe
«Unsere Broschüre richtet sich an Studierende, Mitarbeitende und Vorgesetzte», erklärt Pia Ammann, Leiterin der Fachstelle für Chancengleichheit. «Gut informierte Vorgesetzte können einen grossen Beitrag dazu leisten, dass Schwangerschaft und das Elternwerden nicht von Sorgen rund um den Job belastet werden», ergänzt sie. Die Broschüre sei nicht zuletzt eine gute Diskussionsgrundlage, wenn es darum geht, dass sich Vorgesetzte und Mitarbeitende gemeinsam auf eine neue Situation einstellen.
Obwohl die aktuelle Pandemie-Situation das Studium für Menschen mit Beeinträchtigungen oder Eltern, die an der Universität studieren oder arbeiten, durchaus beeinflusst, sind manche Änderungen sogar willkommen. «Jene Leute, für die Mobilität wegen Betreuungsaufgaben oder einer körperlichen Beeinträchtigung mit Herausforderungen verbunden ist, haben von den Online-Veranstaltungen durchaus profitiert», gibt Pia Ammann ein Beispiel. Schliesslich kommt es immer darauf an, auf Probleme mit Lösungen zu reagieren. Und da hat Siri Anesini an der Universität Luzern gute Erfahrungen gemacht: «Frag um Hilfe, nach alternativen Möglichkeiten», rät sie potenziellen Studierenden, «eine Lösung findet sich praktisch immer!»
Die Broschüren können gratis bei der Fachstelle für Chancengleichheit bestellt werden.