Künstliche Intelligenz und moralische Entscheidungen
Begriffe wie «Entscheidung» oder «Wahl» werden oftmals dazu verwendet, um das Verhalten einer Künstlichen Intelligenz (KI) zu begreifen. Inwiefern das Verhalten einer KI in der Bevölkerung tatsächlich als «Entscheidung» wahrgenommen wird und wie dies mit der moralischen Bewertung dieser neuen Technologien zusammenhängt, untersuchen Prof. Dr. Gabriel Abend und Dr. Patrick Schenk im Rahmen eines Nationalfonds-Projekts.
Dass Begriffe wie «Entscheidung» oder «Wahl» oftmals dazu verwendet werden, um das Verhalten einer KI zu begreifen, sei bezeichnend für moderne Gesellschaften, so Gabriel Abend, Professor für Soziologie an der Universität Luzern. Heute werde Vielerlei als «Entscheider» und «Entscheidungen» begriffen: von den Entscheidungen gewiefter Geschäftsleute über die Entscheidungen von Neuronen im Gehirn bis hin zu den Entscheidungen künstlicher Intelligenz.
Soziale Konsequenzen der Zuschreibung von Entscheidungsfähigkeit
Ob etwas als Entscheider oder Entscheidung begriffen wird, hat soziale Konsequenzen in unserem Alltag. Hat sich das selbstfahrende Auto dafür entschieden, die ältere Person zu überfahren, um das Leben eines Kindes zu retten? Ist eine KI für die medizinische Fehldiagnose verantwortlich, die sie gestellt hat? Wie Menschen diese Frage beantworten, beeinflusst die rechtliche Regulierung, das Verständnis und die Entwicklung dieser neuen Technologien, die Kritik an ihnen sowie ihre ethische Bewertung.
Prof. Dr. Gabriel Abend und Dr. Patrick Schenk, Oberassistent am Soziologischen Seminar, untersuchen im Projekt, wie sehr das Verhalten einer KI als «Entscheidung» wahrgenommen wird, ob es dabei Unterschiede zwischen sozialen Gruppen gibt und wie dies mit der moralischen Bewertung einer KI zusammenhängt. Hierzu setzen die Forschenden eine Kombination aus Experimenten, schweizweiter Befragung und Interviews ein.
- Originaltitel des Projekts und Übertragung ins Deutsche: «Artificial Intelligence and Moral Decision-Making in Contemporary Societies: An Empirical Sociological Investigation» («Künstliche Intelligenz und moralische Entscheidungen in zeitgenössischen Gesellschaften: Eine empirische soziologische Untersuchung»)
- Leitung: Prof. Dr. Gabriel Abend, Professor für Soziologie mit Schwerpunkten in soziologischer Theorie, Moralsoziologie und Logik der Forschung; Dr. Patrick Schenk, Oberassistent am Soziologischen Seminar mit Schwerpunkten in Wirtschafts- und Moralsoziologie
- Projektdauer: 36 Monate
- Bewilligte Fördersumme des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): CHF 463'000 (gerundet)