Einblicke in den Aufbau der neuen Fakultät
Prof. Dr. Fred Mast, Planungsbeauftragter Verhaltenswissenschaften und Psychologie, erläuterte in einem öffentlichen Vortrag, wie die neue Fakultät entsteht. Weiter zeigte er auf, wieso die Ausrichtung auf Verhaltenswissenschaften und Psychologie in der aktuellen Zeit sinnvoll ist.
Zu Beginn seines Referats anlässlich der Generalversammlung des Universitätsvereins ging Fred Mast auf Zahlen des Bundesamts für Statistik ein. Diese zeigen, dass das Fach Psychologie, nach Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften, mit über 10'000 Studierenden an dritter Stelle der beliebtesten Studienfächer an Schweizer Universitäten steht. Eine grundsätzliche Nachfrage ist somit gegeben. Dereinst, so der Plan, sollen von diesen 10'000 Personen rund 500 in Luzern studieren – der erste Schritt hierhin erfolge im Herbst 2024 mit dem Start des Psychologie-Bachelors.
Natürlich könne man sich fragen, wie es denn mit der beruflichen Zukunft dieser vielen Studierenden aussehe. Gerade beim heutigen Aufkommen von Systemen mit künstlicher Intelligenz, die immer mehr menschliche Funktionen übernehmen. Mast liess die Frage auf diese Antwort zunächst offen und schilderte den ersten Schritt zur neuen Fakultät – einen Anruf von Rektor Bruno Staffelbach auf seinem Handy. Bei dem Gespräch wurde klar, dass dank zugesagten privaten Donationen die wichtige Voraussetzung der Finanzierung geklärt sei und man traf sich, um die Pläne und Wünsche der Universität zu besprechen. Die Chemie, erklärt Professor Mast, hätte gestimmt, und er sagte zu, das Mandat als Planungsbeauftragter der neuen Fakultät zu übernehmen.
Von der Planung zur Umsetzung
In einem nächsten Schritt ging es darum, jemanden zu finden, der nicht nur plant, sondern auch umsetzt. Dabei zentral: Die Person, die sich um das Management der neuen Fakultät kümmern soll, soll sich mit universitären Prozessen auskennen. Inzwischen sind die Stellen für Fakultätsmanagement, deren Stellvertretung sowie für Kommunikation besetzt.
Möglichst rasch mussten auch Gespräche mit Partnerinstitutionen der Universität geführt werden, um die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu konkretisieren und offene Fragen zu klären. Auch innerhalb der Universität wollte die Zusammenarbeit mit den anderen Fakultäten ebenso abgesprochen und koordiniert sein, etwa wo und wie die Psychologie als «fehlendes Puzzle-Stück» in bestehende Lücken passt. Ziele dabei seien ein attraktives Lehrangebot, aber auch das Entstehen neuer Forschungskollaborationen, so Mast.
Forschungslabor eröffnet neue Möglichkeiten
Zum einen werten diese Kollaborationen den Hochschulstandort Luzern auf, zum andere bringe die Psychologie auch eine Bereicherung in Sachen Methoden mit sich, erklärte Fred Mast. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem geplanten Forschungslabor für Verhaltenswissenschaften und Psychologie zu, welches allen Forschenden auf dem Campus Luzern offenstehen wird. In dem Labor können auch experimentelle Verfahren erprobt werden, die sich mit sogenanntem implizitem menschlichem Verhalten befassen. Zum Beispiel können Reaktionszeiten auf Fragen gemessen oder es kann via Eye-Tracking untersucht werden, wo jemand z.B. im virtuellen Raum genau hinblickt. Dies steht expliziten Untersuchungen von menschlichen Verhalten gegenüber, das bspw. mittels Fragebogen oder durch Beobachtungen erhoben werden kann.
Vorbereitungen zum Studienbetrieb
Vor dem Start des Bachelorstudiengangs in Psychologie müssen unter anderem Studienpläne und Prüfungsordnungen erstellt werden. Die ersten Vorbereitungen liefen in provisorischem Rahmen parallel zum politischen Prozess, der Voraussetzung für die neue Fakultät war, erklärt Mast. Mit dem Ja des Kantonsrats und dem Inkrafttreten des revidierten Universitätsgesetz (siehe Newsmeldung vom 1. Februar) konnten die ersten Professuren ausgeschrieben werden. Im Mai und Juni gehen nun die (nicht-öffentlichen) Probevorträge für die drei Professuren Rechtspsychologie, Kinder- und Jugendpsychologie sowie Klinische Psychologie über die Bühne. Danach wird als nächstes die Professur für Rehabilitationspsychologie besetzt werden, diese ist wie auch jene für Rechtspsychologie in der Schweiz einzigartig.
Warum Verhaltenswissenschaften und Psychologie?
Zum Schluss kam Fred Mast auf die Frage zurück, warum Verhaltenswissenschaften und Psychologie im Rahmen der Humanwissenschaften eine wichtige Ergänzung darstellen: «Verhalten von Menschen ist oftmals die zu regulierende Variable», so Mast. Menschen müssten ihr Verhalten anpassen. Zwar wüssten sie oft, was zu tun ist, tun es aber doch nicht. Es existiert also eine Lücke zwischen «knowing» und «doing» – mittels Verhaltenswissenschaften und Psychologie könne daran gearbeitet werden, diesen «Gap» zu verringern. Verhaltenspassungen müssten zum einen forschungsbasiert, zum anderen mit der Grundmotivation der Menschen vereinbar sein. Hierzu könne die neue Fakultät innovative Beiträge leisten, die auch gesellschaftlich relevant sind, so Professor Mast. Dies führe nicht nur zu einem besseren Verständnis der eigenen Verhaltensweisen, sondern auch zu demjenigen von anderen Personen und Gruppen. Dies wiederum lasse bessere Interventionen zu. In der heutigen Zeit werde es angesichts der ständigen Informationsflut auch immer schwieriger, Reales und Fiktives zu unterscheiden, so Fred Mast. Auch hier könne die Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie helfen, bewusster mit Informationen umzugehen und unser Sensorium für die Realität zu verfeinern.
Ideelle und materielle Unterstützung
Der Universitätsverein mit rund 1'200 Mitgliedern unterstützt die Universität Luzern ideell und materiell. Als politisch und konfessionell neutraler Verein setzt sich dieser seit 1997 für die Weiterentwicklung der Universität Luzern ein. Die diesjährige Generalversammlung fand am 3. Mai an der Universität Luzern statt.