In seinem mit dem "Opus Primum – Förderpreis der VolkswagenStiftung für die beste Nachwuchspublikation des Jahres" ausgezeichneten Buch nimmt sich Manuel Menrath einem weitgehend unbekannten Kapitel in der Geschichte der europäischen Eroberung Nordamerikas an: der Bekehrung der Sioux. Diese geht auf hauptsächlich aus der Schweiz stammende Missionare und Missionarinnen zurück. Nach den USA ausgewanderte Benediktiner aus Einsiedeln (SZ) und Engelberg (OW) sowie Benediktinerinnen aus Maria-Rickenbach (NW) kümmerten sich ab 1876 intensiv um die Missionierung der Sioux. Mit besonderem Eifer war der oberste, als "Apostel der Sioux-Indianer" in die Geschichtsbücher eingegangene Schwyzer Missionar Martin Marty an der Arbeit; dieser scheute keine Mühe und reiste sogar dem berühmten Chief Sitting Bull nach. Dieser hielt allerdings an seiner traditionellen Weltanschauung fest und forderte Marty und seine Missionare – bis zum gewaltsamen Tod des Chiefs durch konvertierte "Indianerpolizisten" im Jahr 1890 – immer wieder aufs Neue heraus. Das Buch erzählt erstmals diese Bekehrungsgeschichte, der Martin Marty sein Leben widmete. Dem Kirchenmann wurden Ehre und Wertschätzung bis heute zuteil. Die Sioux hingegen erlebten die Missionierung als Trauma und Tragödie.
Wie die Jury in ihrer Begründung schreibt, "arbeitet Manuel Menrath ohne Schwarzweissmalerei die Dynamik zwischen neuem Glauben und traditioneller Weltanschauung so plastisch heraus, dass der Leser das Handeln beider Seiten nachvollziehen kann". Es gelinge ihm, "durch einen klugen und kritischen Umgang mit den Quellen intensiv und mitreissend über eine Vergangenheit zu erzählen, die bisher nur in Teilen aufgearbeitet worden ist".
Bereits mit seiner unter dem Titel "Exotische Soldaten und ehrbare Töchter. Triengen 1940 – Afrikanische Spahis in der Schweiz" herausgebrachten und zudem als Dokumentarfilm umgesetzten Lizentiatsarbeit hatte sich Manuel Menrath der Verschränkung von Schweizer und Weltgeschichte gewidmet. Betreut worden war die Dissertation, welche als Basis für die nun ausgezeichnete Publikation diente, von Prof. Dr. Aram Mattioli, Professor für Geschichte mit Schwerpunkt Neueste Zeit, zu dessen Forschungsinteressen die Geschichte der USA und insbesondere die Zerstörung des indianischen Nordamerika zählen.
Beim mit 10'000 Euro dotierten
Opus Primum handelt es um ein Instrument zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Wissenschaftsvermittlung. Die Auszeichnung wird jährlich für eine deutschsprachige Publikation von hoher wissenschaftlicher Qualität vergeben, die gut lesbar geschrieben und auch einem breiteren Publikum verständlich ist. Die Preisübergabe findet am 23. November im Schloss Herrenhausen in Hannover statt; sie wird auf "NDR Kultur" live übertragen.
14. November 2016