Bild: istock.com/ChrisGorgio, istock.com/warrengoldswain
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Mir wurde die Ehre zuteil, die neu geschaffene Rubrik «Meine Uni» mit einem persönlichen Beitrag zu eröffnen. Als Pionier trägt man die Bürde, noch unberührtes Terrain zu beschreiten und dieses würdevoll einzuweihen. Als Forscher der Rechtswissenschaften sei mir aber verziehen, wenn der bekannte «small step» für einen Menschen bzw. Professor (zumindest vorerst) kein grosser für die Menschheit respektive Uni sein wird. Die anstehende Rundfahrt soll denn auch keine derartigen Dimensionen annehmen, sondern – auf dem Boden der Tatsachen respektive in heimischen Gewässern – lediglich einen flüchtigen Blick aus dem Bullauge auf die Uni-Landschaft bieten. Willkommen an Bord der Universität Luzern!

Gleich vorweg gilt es jedoch klarzustellen, dass man als Professorin oder Professor einer Universität keineswegs als Kapitänin respektive Kapitän an Deck agiert und steuert. Vielmehr fungiert man als einzelnes kleines Zahnrad im grossen Motor des Uni-Schiffs, dessen Besatzung sich zum Ziel gesetzt hat, junge, interessierte Studierende als Matrosinnen und Matrosen an Bord auf eine mehrjährige Reise mitzunehmen, welche auf dem Vierwaldstättersee ihren Anfang nimmt und vielfach in den offenen Weltmeeren respektive zumindest im Hafen der Praxis endet. So ist es auch meine Berufung, unter Luzerner Flagge im Abteil «Rechtswissenschaftliche Fakultät» in der Ecke «Sozialversicherungsrecht» kontinuierlich als einzelnes Zahnrad zuverlässig meine Runden zu drehen, stets darauf bedacht, als Teil des Ganzen einen Beitrag zu einem möglichst reibungslosen Funktionieren des Gesamtwerks «Universität Luzern» zu leisten. Mit entsprechender Schubkraft, Motivation und Ausdauer ist deren Fortschritt zu fördern bzw. jeder Stillstand zu vermeiden. Gerade bei einem derart grossen (Schiffs-)Betrieb wie der Universität Luzern ist deutlich zu erkennen, wie zentral eine gute Koordination der internen Abläufe sowie eine sorgfältige «Wartung» doch sind. Erst eine ausgeklügelte, präzise abgestimmte Mechanik und eine qualifizierte Mannschaft bringen die Maschine zum Laufen und ermöglichen (Fort-) Bewegung und Fortschritt in angemessenem Tempo, auch in stürmischeren Semestern, wenn viel Betrieb an Deck herrscht. Nach einer alten Seemannsweisheit ist denn auch ein Schiff nur so gut wie seine Crew.

Das grosse Schiff der Universität Luzern stets mit den gewünschten Knoten voranzutreiben, bedeutet viel Arbeit, welche bestmöglich von allen starken Schultern getragen werden soll. Wer sich als Matrosin und als Matrose immatrikuliert, begibt sich denn auch nicht auf eine entspannte Kreuzfahrt, sondern unterzieht sich einer anspruchsvollen Ausbildung, welche sie und ihn im besten Falle durch das ganze Leben navigieren wird.

Die Universität Luzern hat sich für ihre Besatzung auf die Flagge geschrieben, mit vereinten Kräften gekonnt die Segel zu setzen, den Anker zu lichten und mit präzisem Kompass gezielt den Hafen der Praxis und Wissenschaft anzusteuern. Alle aufgenommenen Matrosinnen und Matrosen, die tatkräftig anzupacken wissen, das wertvolle Handwerk erlernen möchten und den teils unruhigeren Wellengang nicht scheuen, sind befugt, an der akademischen Schatzsuche offiziell teilzunehmen, und stellen keine «blinden Passagiere» dar. Wenn am Ende des Tages schliesslich alles «klarschiff» gemacht ist, liegt auch einmal ein kurzer Zwischenstopp an der (Schiffs-)Bar drin, denn Ruhm und Rum liegen augenfällig nicht weit auseinander.

Wer sich als Matrosin immatrikuliert, begibt sich nicht auf eine entspannte Seefahrt.

Die Zusammenarbeit mit anderen Mannschaften ausserhalb der heimischen Gewässer erscheint mir von grosser Wichtigkeit, um einen bereichernden Austausch zu erzielen und nicht zuletzt den Horizont der eigenen Besatzung zu erweitern. Mir anerbot sich vergangenes Jahr im Rahmen meines Forschungssemesters denn auch die einmalige Gelegenheit, selbst bei den Seemännern der nordischen Gewässer anzuheuern und deren universitären Betrieb etwas näher kennenzulernen.

Es ist mir persönlich eine grosse Freude, junge, motivierte Matrosinnen und Matrosen auf ihrem beruflichen Weg ein Stück zu begleiten, sie das Kartenlesen zu lehren, in der Knotenkunde zu unterrichten und sie ab und zu wieder auf Kurs zu bringen, wenn sie die Orientierung zu verlieren drohen. Dabei entspricht es stets meinem Anliegen, den Drahtseilakt zwischen Theorie und Praxis zu bewerkstelligen, um die Studierenden als angehende Juristinnen und Juristen «seetauglich» zu machen und ihnen schliesslich – wie es in der Seemannssprache so schön heisst – «Mast- und Schotbruch!» zu wünschen.

Foto Marc Hürzeler

Marc Hürzeler

Ordinarius für Sozialversicherungsrecht
unilu.ch/marc-huerzeler