Ob beruflich beim Erstellen von Vorlesungsplänen, privat bei einer Runde Dog oder auf einer Geocaching-Tour: Je verzwickter eine Aufgabe, desto mehr blüht Carmen Dusi auf.
Wer das Büro von Carmen Dusi im 4. Stock des Uni/PH-Gebäudes betritt, staunt nicht schlecht. Neben ihrem Arbeitsplatz steht eine grosse Pinwand. Darauf haften zwei überdimensionierte Stundenpläne – einer für die Bachelor-, einer für die Masterlehrgänge. Mithilfe dieses Instruments und Dutzenden Post-it-Zetteln plant und koordiniert sie Veranstaltungen der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. «Obwohl die Digitalisierung auch bei uns weit fortgeschritten ist, bevorzuge ich bei der Vorlesungsplanung die ‹Methode Feuerstein›», sagt die 61-Jährige und lacht. Hauptsache, es funktioniert. Und das tut es.
Als Lehrplanungsverantwortliche der Fakultät mit rund 1300 Studierenden entscheidet Carmen Dusi, wann und wo welche Vorlesungen stattfinden. Dabei ist sie ihrer Zeit meist weit voraus. Was aktuell an der Uni läuft, ist für sie «kalter Kaffee». Sie beschäftigt sich jeweils schon im Spätsommer mit dem kommenden Frühjahrssemester. Gleichzeitig muss sie sich aber auch um das Tagesgeschäft kümmern. Wenn in einem Raum zu viele Leute sitzen oder irgendwo technische Probleme auftauchen, ist sie oftmals die erste Anlaufstelle. «Jesses, wie schaffst du das alles?», wird sie schon mal von Kolleginnen und Kollegen gefragt. In solchen Situationen hebt die langjährige Mitarbeiterin die Schultern und lächelt.
Es gibt Schlimmeres als ein Beamer, der nicht anspringt.
Dass ihr Job auch mal organisatorische Herausforderungen mit sich bringt, ist für sie keine Belastung – im Gegenteil: «Ich liebe knifflige Aufgaben.» Die Lehrplanung gleiche manchmal einer intensiven Runde Sudoku. «Manchmal muss man etwas knobeln, aber irgendwann fliegt einem die Lösung zu.»
Mit Gelassenheit am Werk
Nebst dem Erstellen von Vorlesungsplänen gehört auch die Organisation von Gastlehrveranstaltungen, die Verwaltung der E-Learning-Plattform Olat sowie die Organisation des Intensivkurses «Studiensprache Deutsch» für Tessiner Neustudierende zu den Aufgaben von Carmen Dusi. Sie geniesst es, dass sie sich ihr 75-Prozent-Pensum selbstständig einteilen kann. Während sie zum Semesterstart Vollzeit arbeitet, ist sie in ruhigeren Zeiten oft nur drei Tage pro Woche vor Ort. «Letztlich muss einfach die Arbeit gemacht sein.»
Wer sich mit Dusi unterhält, trifft auf eine Frau, die viel lacht und eine grosse Gelassenheit ausstrahlt. «Diese Ruhe kam mit den Jahren», sagt sie. «Als ich hier anfing, wurde ich noch schneller nervös.» Mittlerweile lässt sie sich aber nicht mehr so rasch aus der Ruhe bringen. Sie weiss: «Es gibt Schlimmeres als ein Beamer, der nicht anspringt.» Zudem profitiert sie von ihrer langjährigen Erfahrung. Carmen Dusi kennt die Eigenheiten und Bedürfnisse der Dozierenden genau. Sie weiss, welche Lehrkräfte Sonderwünsche haben – und welchen sie wohl einen Reminder schicken muss. Sie hat sich gemerkt, welche Dozentin oder welcher Dozent nie zwei Vorlesungen hintereinander halten möchte und wer am liebsten alle Veranstaltungen an einem Tag durchzieht. Und wenn jemand schreibt: «Mach’s wie immer», dann bleiben ebenfalls kaum Fragen offen.
Brettspiele, Schatzsuche, Genussreisen
Knifflige Aufgaben mag Carmen Dusi auch in ihrer Freizeit. Eine Leidenschaft von ihr ist das Brettspiel Dog. «Es hat Ähnlichkeiten mit ‹Eile mit Weile›, ist aber durch die taktischen Elemente viel variantenreicher.» Ihre Begeisterung für das Spiel endet nicht beim gemütlichen Spieleabend zuhause. In ihrem Wohnort Stans lancierte sie vor rund 30 Jahren das erste Dog-Turnier der Schweiz. Heute gibt sie Dog-Kurse für Senioren und Flüchtlinge sowie im Rahmen des Nidwaldner Ferienpasses. Zudem findet man auf ihrer eigenen Webseite nicht nur einen Turnierkalender und diverse Hintergrundinfos, sondern kann auch von Dusi persönlich hergestellte Spielfelder bestellen.
Am liebsten fahren wir von der Quelle bis zur Mündung von Flüssen.
Wenn sie nicht gerade Dog spielt, ist Carmen Dusi häufig draussen unterwegs. Wenn immer sich die Möglichkeit bietet, schnappt sie ihr Handy, um sich auf eine GPS-Schnitzeljagd zu begeben. «Das Geocaching führt einen an Orte, an die man sonst eher nicht hinkommt», sagt sie. Mit ihrem Partner unternimmt sie zudem gerne Veloreisen – und auch hier ist sie nie ziellos unterwegs. «Am liebsten fahren wir von der Quelle bis zur Mündung von Flüssen.» Ob Main, Inn, Weser, Mosel oder Elbe: Dusi und ihr Partner haben schon zahlreiche Flüsse abgefahren. Dusi liebt diese Art des Genussreisens, wie sie es nennt. «Man ist schnell genug unterwegs, um wirklich vorwärtszukommen, aber auch langsam genug, um in einem schönen Städtchen spontan einen Stopp einzulegen.»
Entschleunigung im Tessin
Man spürt: Die Work-Life-Balance liegt Carmen Dusi am Herzen. Und das betont sie auch selber: «Ich arbeite nicht, um mit 65 Jahren zu leben anzufangen. Ich lebe im Hier und Jetzt.» Und dieses Leben führt sie manchmal auch ins Tessin. Im kleinen Dorf Monte Brè konnte sie von ihren Grosseltern ein Rustico übernehmen, das sie auch an Feriengäste vermietet. Das «Casa Romantica» steht an ruhiger Lage in einer Waldlichtung auf 1160 m ü. M., hoch über Locarno. «Vom Garten aus geniesst man eine Aussicht auf den tiefsten und den höchsten Punkt der Schweiz – vom Lago Maggiore bis zum Monte-Rosa-Massiv», schwärmt Dusi. «Ein herrlicher Ort für Leute, die sich inmitten der Natur, fernab von Hektik, Hitze und Verkehr erholen möchten.» Und für alle, die sich gerne bei einer Partie Dog oder einem kniffligen Sudoku die Zeit vertreiben.