(Bild: @istock.com/sara ganzi)

Im universitären Kontext eher mit Leistungsdruck und der Isolation von den Kommilitoninnen und Kommilitonen assoziiert, versteht man im christlich-religiösen Kontext unter Klausur (lat. claudere = schliessen) die bewusste Entscheidung für eine besondere Lebensweise. Klausur meint den Lebensbereich in einem Kloster, dessen Zutritt Aussenstehenden verwehrt ist, und bezeichnet sowohl den physischen Teil einer Klosteranlage als auch die spirituelle Abgeschiedenheit der Ordensmitglieder.

In Abhängigkeit von der Ordensregel gibt es kirchenrechtlich unterschiedliche Formen der Klausur mit einer gemeinsamen religiösen Überzeugung: Der Rückzug von der Alltagswelt ist eine Öffnung für das auf Gott ausgerichtete Leben. Dieses ist begleitet von Phasen des Schweigens, welche die geistige Konzentration auf die Gottesbeziehung ermöglichen sollen. Ihren Ursprung hat die Klausur im Vorbild der frühchristlichen Eremiten, die sich für ihre Gottessuche in die Wüste zurückzogen. Die bewusste Entscheidung für das Leben im Kloster bringt daher auch die freiwillige Bejahung eines Lebens in Stille und Zurückgezogenheit mit sich. Die auch heute noch in manchen Klöstern anzutreffende Gittertüre steht symbolisch für den Übergang in eine andere Lebensdimension. Die Entscheidung, die Alltagswelt hinter sich zu lassen, bleibt eine Herausforderung für das Leben in Klausur. Ihr Sinngehalt entfaltet sich jedoch immer wieder neu in dem Empfinden für die Weite der Stille und die Öffnung für ein Leben, das ganz der Suche nach Gott gewidmet ist.

Veronika Kanf

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Kirchengeschichte
unilu.ch/veronika-kanf​​​​​​​