Marco Schnurrenberger (30) arbeitet als Wirtschaftsredaktor beim Schweizer Fernsehen. Dabei ist ihm der Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften mit Vertiefung in Politischer Ökonomie von grossem Nutzen.

Marco Schnurrenberger in Räumlichkeiten des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Marco Schnurrenberger, Sie sind als Produzent und Redaktor der SRF-Formate «ECO Talk» und «10 vor 10» tätig. War Fernsehjournalismus schon immer Ihr Karriereziel?

Marco Schnurrenberger: Journalismus war schon immer mein Traum. Das Ziel war klar, der Weg dorthin ergab sich dann laufend. Ich hatte zuerst eine Lehre in der Medienbranche absolviert und dann auch während meines Bachelorstudiums an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in der Medienbranche gearbeitet. Wirklich journalistisch tätig war ich erst danach – zu Beginn über ein Praktikum bei «10 vor 10».

Weshalb schlugen Sie nicht von Beginn an eine akademische Laufbahn ein?

Ich wollte meinen Ausbildungsweg mit einer Lehre beginnen. Das hatte primär mit meiner ländlichen Prägung und dem Willen nach finanzieller Unabhängigkeit zu tun. Später wollte ich dann aber beweisen, dass man auch über den dualen Berufsbildungsweg an einer Universität reüssieren kann. Die Schritte zwischen Lehre, Hochschule und Universität sind zwar gross, an dieser Herausforderung konnte ich aber wachsen. Meine erste Prüfung an der Universität Luzern musste ich mit den Bachelorstudierenden schreiben, um die Voraussetzungen für die Zulassung zum Masterstudium zu erfüllen. Ich habe die Prüfung im Modul «Statistik» mit der Note 4 nur knapp bestanden. Meine letzte Prüfung schrieb ich dann in «Causal Analysis», dem Fortsetzungsmodul. Dort erreichte ich die Höchstnote 6. Alles ist möglich.

Sie wurden 2023 von der ALUMNI Organisation als «Alumnus des Jahres» ausgezeichnet. Für die Universität Luzern sind Sie also ein wichtiger Botschafter. Beruht diese Wertschätzung auf Gegenseitigkeit?

Unbedingt! Diese ist aber insbesondere nach dem Masterabschluss gewachsen. Während des Studiums blieb für Wertschätzung eher wenig Zeit. Ich arbeitete in einem Arbeitspensum von 60 bis 80 Prozent und musste zwischen Winterthur, Zürich und Luzern pendeln. Das glich einem Marathon. Erst in meinem jetzigen Arbeitsalltag wird mir immer wieder bewusst, wie viel ich an der Universität Luzern gelernt habe.

Inwiefern?

In meinem Berufskontext auf der Wirtschaftsredaktion beschäftige ich mich ständig mit Inhalten, die im Studium thematisiert wurden; beispielsweise bei Zinsentscheiden, bei steuerpolitischen Fragen oder mit trauriger Aktualität auch bei wirtschaftlichen Folgen von Kriegen für eine Volkswirtschaft. Das Studium hat mich sicherlich auch gelehrt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht zu schnell aufzugeben. Und schliesslich nutze ich auch die erlernten Methodenkompetenzen im Arbeitsalltag. Auf der Redaktion werden wir laufend mit Studien konfrontiert, die ich dank dem statistischen Wissen aus dem Studium kritisch hinterfragen kann. Das ist im Journalismus eine unverzichtbare Kompetenz.

Es zahlt sich im Leben tatsächlich aus, durchzubeissen und nicht aufzugeben.
Marco Schnurrenberger

Ihr Ausbildungsweg zeugt von viel Durchhaltewillen. Würden Sie sagen, das sei eine Bedingung für eine erfolgreiche Karriere?

Heute profitiere ich davon, dass ich zur Zeit meines Universitätsabschlusses bereits viel Arbeitserfahrung gesammelt hatte. Es zahlt sich im Leben tatsächlich aus, durchzubeissen und nicht aufzugeben. Ich empfehle allen Studierenden, neben dem Studium auch in irgendeiner Form zu arbeiten.

Für die Dozierenden muss es bestimmt nicht immer einfach gewesen sein, einen Journalisten im Vorlesungssaal zu haben.

Ich war während der Vorlesungen eher in den vorderen Reihen anzutreffen – ganz einfach deshalb, weil ich die Zeit sinnvoll nutzen musste. Man muss sich mich jedoch nicht als aktivistischen Studenten vorstellen, der jede Aussage der Dozierenden hinterfragte. Anspruchsvoller war ich wohl in organisatorischen Belangen. Der Modulaufbau meines Masterstudiengangs erwies sich als nicht ideal für ein berufsbegleitendes Studium. Die Dozierenden waren jedoch oftmals rücksichtsvoll. Und Vanessa Lutz von der Studienberatung hat auch viel Zeit und Nerven investiert, um Lösungen zu finden. Das sei ihr an dieser Stelle verdankt.

Braucht es mehr Volkswirtinnen und -wirte im Journalismus?

Definitiv, Fachwissen wird im Journalismus immer wichtiger. Die Medienabteilungen der grossen Unternehmen und auch in den Verwaltungen wachsen – bei den Redaktionen hingegen wird abgebaut. Das gefährdet die Rolle der Medien als vierte Gewalt im Staat. Ein rein journalistischer Hintergrund reicht deshalb im Wirtschaftsjournalismus aus meiner Sicht nicht mehr. Wer zu einem Themengebiet publiziert, sollte idealerweise auch darüber gelesen haben – und das nicht zu knapp.

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Yves Spühler
Leiter Wirtschaftspolitik und Ökonomie der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ, Vizepräsident der ALUMNI Organisation