Von Afro Dance bis Zumba, von Futsal bis zu Unterwasserrugby: Wer nach einem kopflastigen Tag im Hörsaal einen sportlichen Ausgleich sucht, hat die Qual der Wahl. Möglich macht dies Patrick Udvardi, Gründungsvater und Leiter des Hochschulsport Campus Luzern (HSCL).
Es gäbe viele Möglichkeiten, um Patrick Udvardi passend in Szene zu setzen. Man könnte ihn im Winter auf der Skipiste ablichten oder im Sommer auf dem Mountainbike. Man könnte ihn joggend auf einer Marathonstrecke fotografieren – oder dabei sein, wenn er wieder einmal einen exotischen Kurs aus dem Angebot des HSCL besucht. «Es ist mir wichtig, am Ball zu bleiben», sagt Udvardi. Deshalb habe er neulich beispielsweise am Kurs «Indischer Tanz» teilgenommen. Doch so sehr er es schätzt, unbekannte Sport- und Bewegungswelten kennenzulernen, so stark zieht es ihn dann wieder zurück zu seinen Wurzeln. Zum Beispiel zum Tennis, eine seiner ganz grossen Leidenschaften. Mit zwölf Jahren schwang er seinen ersten Schläger – und heute, mit bald 54, schlägt er bei den Senioren des Tennisclubs Lido noch immer Ass um Ass. «Nur im Hörsaal hatte ich mein Racket bis jetzt noch nie dabei», sagt Udvardi und lacht, während der Fotograf ein Foto nach dem anderen schiesst.
Gründungsrektor sofort im Boot
Patrick Udvardi liebt den Sport. Und genau deshalb hat er diesen zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. Nach seinem Studium an der ETH Zürich (Turnen und Sport) sowie einem darauffolgenden Bachelor in Wirtschaft (Universitäten Zürich und Bern) begann Udvardi, an der Kantonsschule Aarau Wirtschaft und Sport zu unterrichten. Nach sechs Jahren wechselte er 1997 zum Akademischen Sportverband Zürich, wo er fortan als Hochschulsportlehrer tätig war. Und dann kam das Jahr 2000 – und damit das Gründungsjahr der Universität Luzern, wo der Hochschulsport organisatorisch angesiedelt ist. Patrick Udvardi erinnert sich noch gut daran, wie er kurz danach beim damaligen Rektor Walter Kirchschläger vorsprach, um diesem das Hochschulsport-Angebot schmackhaft zu machen. Grosse Anstrengungen waren dafür nicht nötig. «Sie müssen mich nicht vom Sport überzeugen», lautete Kirchschlägers Antwort, der den Mehrwert eines aktiven und sportlichen Lebens längst kannte und schätzte. Wenig später war das Pilotprojekt «Campus Sport Luzern» geboren. «Alle drei Hochschulen beteiligten sich von Anfang an mit grosser Überzeugung daran», so Udvardi.
Sport und Bewegung machen glücklich, zufrieden und leistungsfähig.
Allgemeines Konditionstraining, Stretching und Entspannung, Rückengymnastik, Fussball, Volleyball, ein Schneesportcamp sowie eine Vorlesung zum Thema Vereinsmacht und Persönlichkeitsschutz beim Leistungssport: Bei der Lancierung im Herbst 2001 beschränkte sich das Angebot auf sechs Sportarten und insgesamt zehn Lektionen pro Woche. «Wir starteten ohne grosse Werbung und Kommunikationsmassnahmen», erinnert sich Udvardi. Trotzdem waren die meisten Kurse rasch ausgebucht. «Das Hochschulsport-Angebot war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte.»
90 Sportarten, 54'000 Besuche
In den vergangenen 19 Jahren fand kontinuierlich eine Erweiterung statt. 2018 konnten die Teilnehmenden aus 90 Sportarten wählen. Auch die Zahl der teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler steigt beinahe jährlich – 2017 lag sie bei rund 54'000. Warum das so ist, liege auf der Hand, so der HSCL-Leiter. «Sport und Bewegung machen glücklich, zufrieden und leistungsfähig. Unsere Angebote bieten für die Studierenden, die Mitarbeitenden sowie alle anderen HSCL-Berechtigten den perfekten Ausgleich zu einem langen, kopflastigen Tag im Hörsaal oder im Büro.» Dabei gehe es nicht nur darum, sich den Stress des Tages vom Leib zu schwitzen. «Auch der soziale Aspekt zählt», weiss Udvardi. «Schliesslich gibt es kaum eine bessere Art für den persönlichen und ungezwungenen Austausch als beim gemeinsamen Sporttreiben.»
«Auch wir als Universität können einen Beitrag zur erfolgreichen Vereinbarung von Studium und Spitzensport leisten.»
Um möglichst viele Studierende, Alumni und Mitarbeitende der Uni, der HSLU und der PH Luzern anzusprechen, werden die Eintrittshürden bei den Angeboten bewusst tief gesetzt. So lassen sich zum Beispiel viele Trainings ohne Anmeldung besuchen. Besonders angesagt sind die Fitnesslektionen, die fast immer voll sind. Hoher Beliebtheit erfreuen sich zudem die verschiedenen Spielevents, die übers Jahr hindurch stattfinden – so etwa die Volleynight oder das Völkiturnier.
Patrick Udvardi legt seinen Fokus aber nicht nur auf die Breitensportangebote. Am Herzen liegt ihm auch das Thema «Duale Karriere» und damit die Förderung von Spitzensportlerinnen und -sportlern. «Viele Athleten wollen trotz sportlichem Engagement keine Abstriche bei den schulischen Leistungen machen», so Udvardi. Damit das möglich ist, brauche es seitens der Studierenden nicht nur eine hohe Motivation, sondern auch eine gute Planung und viel Disziplin. «Auch wir als Universität oder Hochschule können einen Beitrag zur erfolgreichen Vereinbarung von Studium und Sport leisten», betont der HSCL-Leiter. Dies etwa in Form einer flexiblen Studiengestaltung oder von Ausnahmeregelungen bei der Festlegung von Prüfungsterminen. «Die Bedürfnisse der Athleten sind je nach Sportart sehr unterschiedlich und verlangen nach individuellen Lösungen.»
Wie weit man es als Sportlerin und als Sportler trotz anspruchsvollem Studium bringen kann, zeigt das Beispiel eines der prominentesten Uni-Alumni: Mario Gyr. Der Ruder-Olympiasieger, Welt- und Europameister, der 2013 an der Uni Luzern seinen Master of Law abschloss, äusserte sich im Herbst 2016 in der Vorgängerpublikation des «cogito» zum Thema «Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium». Das Fazit des ehemaligen Rudertrainers beim HSCL: «Das Zeitmanagement ist das A und O für den Erfolg.» (Interview lesen; PDF)
Weiterhin als Trainingsleiter aktiv
Wer mit Patrick Udvardi spricht, der spürt sofort: Auch 19 Jahre nach der Gründung des HSCL ist er noch immer mit viel Herzblut und Leidenschaft bei der Sache. Und das längst nicht nur hinter dem Schreibtisch, wo er heute gemäss eigenen Aussagen rund 90 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt. Noch immer leitet Udvardi jede Woche mindestens ein Training selber. In Bewegung bleibt der 54-Jährige aber auch in seiner Freizeit. «Der Sport hat in meinem Privatleben einen festen Platz. Einen ganzen Tag ohne Bewegung gibt es bei mir fast nicht.» Und so sei die Frage gestattet, ob er mit seinem Bewegungsdrang möglicherweise auch mal seiner Frau auf die Nerven gehe? Udvardi lacht. «Im Gegenteil. Meine Frau Karin ist ebenfalls Hochschulsportlehrerin – und mindestens so sportbegeistert wie ich.»
Vorfreude auf die Winteruniversiade 2021
In weniger als zwei Jahren geht es los: Am 21. Januar 2021 wird auf dem Europaplatz in Luzern die 30. Austragung der Winteruniversiade eröffnet. Elf Tage lang messen sich in der Zentralschweiz die besten Hochschulsportlerinnen und -sportler der Welt in neun Sportarten. Auch Patrick Udvardi freut sich auf die Eröffnung des grössten Multisportanlasses nach den Olympischen Spielen. «Es erfüllt mich mit Stolz, dass Luzern gemeinsam mit den insgesamt sieben Austragungsorten in der ganzen Region diesen tollen Anlass durchführen darf.»