Unterstützung der Kampagnenarbeit und Sensibilisierung rund um die Thematik Minen- und Bergbau in Peru: Das ist zurzeit das Daily Business von Bianca Binggeli (29), Absolventin des Masters in Weltgesellschaft und Weltpolitik.
Bianca Binggeli, wir haben uns per Skype verabredet. Bei Ihnen ist es Morgen, während ich mich bereits auf den Feierabend freue – Sie sind in Lima. Was machen Sie dort?
Bianca Binggeli: Ich bin im Auftrag von Comundo an einem einjährigen Einsatz; rund die Hälfte ist nun vorbei. Comundo ist eine Schweizer Organisation im Bereich der personellen Entwicklungszusammenarbeit. Vor Ort arbeite ich bei Red Muqui, eine NGO, die sich für die Anerkennung, die Achtung und die Ausübung der Rechte derjenigen einsetzt, die durch den Bergbau bedroht sind. Also für alle, die etwa durch damit zusammenhängende politische Konflikte oder gesundheitlich darunter leiden. Red Muqui besteht aus 29 Organisationen. Wir halten das Netzwerk zusammen und agieren als Vermittler von Informationen und als Plattform für den Austausch.
Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
Ich wusste, dass ich ins Ausland gehen wollte, und kannte Comundo schon ein bisschen länger. Der Bergbau stand anfangs nicht unbedingt auf meinem Radar, aber bei der Mitarbeit in einer Regionalgruppe der Konzernverantwortungsinitiative merkte ich, dass das ein spannendes und wichtiges Thema ist und hier auch die Schweiz eine grosse Verantwortung trägt.
Was sind Ihre konkreten Aufgaben?
Es handelt sich um eine Mischung aus Kommunikation und politischer Arbeit. Auf der Agenda stehen redaktionelle Aufgaben, das Anlegen von Dokumentationen, interne und externe Kommunikation, strategische Planung und Zusammenarbeit mit den Betroffenen. Es geht darum, für das Thema zu sensibilisieren, es über die verschiedenen Kanäle sichtbar zu machen. Wir arbeiten auch mit Geografen und einem Umweltwissenschaftler zusammen, schauen uns zum Beispiel die neusten Studien an.
Wie erleben Sie den Start ins Berufsleben – noch dazu in einer anderen Kultur?
Das wäre sicher auch in der Schweiz nicht einfach für mich. Ich muss mir meine Aufgaben selbst geben, Ideen generieren und arbeite eigenverantwortlich. Es gilt herauszufinden, was mir Spass macht und was ich gut kann. Während Praktika macht man ja eher ein bisschen alles, jetzt geht es spezifisch darum, was ich wirklich tun möchte. Dazu kommen sicher die kulturellen Unterschiede: Abläufe etwa sind weniger klar, es ist alles viel weniger planbar als in der Schweiz. Zumindest habe ich nicht mit Sprachbarrieren zu kämpfen: Spanisch ist meine zweite Muttersprache.
Die Arbeitstage sind meist kaum planbar: Wenn ein Konflikt oder die politische Situation es erfordern, hat dies immer Vorrang.
Sie haben in Fribourg Kommunikationswissenschaften (mit Sozialanthropologie/Sozialpolitik im Nebenfach) studiert und sind dann für den Master in Weltgesellschaft und Weltpolitik nach Luzern gekommen. Was haben Sie aus dem Studium mitgenommen, das Ihnen nun hilft?
Durchhaltevermögen und selbstständiges Arbeiten. Die vielen schriftlichen Arbeiten, die es während des Studiums zu schreiben galt, haben mich in Sachen Recherchefertigkeit weitergebracht. Auch habe ich gelernt, wie Quellen zu beurteilen sind und wie ich komplexe Kontexte rasch auf das Wichtigste herunterbrechen kann.
Was hat Ihnen am Studium in Luzern speziell gefallen?
Sicher die Überschaubarkeit – wir waren nur 54 Personen in meinem Jahrgang. Es gab kleine Kurse; das war viel weniger anonym als in Fribourg, wo man oft in riesigen Vorlesungsräumen sass. Und man kann sich das Studium selbst zusammenstellen, zeitlich und auch thematisch ist man sehr flexibel. Das hat mir eine grosse Freiheit gegeben, mich zu entfalten. Studieren in Luzern war persönlicher und insgesamt intensiver.
Das klingt nach einer sehr guten Zeit! Möchten Sie noch etwas zum Thema Studium und Berufsstart ergänzen?
Nach dem Studium der Sozialwissenschaften weiss man zwar sehr breit, aber wenig vertieft Bescheid. Daher kommt man in der Berufswelt sozusagen nochmals auf die Welt und muss ein zweites Mal seinen Ort suchen. Die Unis sollten den Studierenden vermehrt mit auf den Weg geben, dass das auch schwierig sein kann. Es gibt natürlich auch eine positive Seite: Viele Türen stehen einem offen – manchmal aber eben auch zu viele.
Und wie gehts für Sie beruflich weiter?
Ich bleibe noch bis Ende Jahr hier in Lima, dann kehre ich in die Schweiz zurück. Ich würde sehr gerne im NGO-Bereich bleiben, wäre aber auch offen, den Themenschwerpunkt zu wechseln; Neues zu lernen ist schliesslich immer spannend.
Und ganz konkret jetzt gleich nach unserem Gespräch? Der Tag liegt ja noch vor Ihnen …
Als erstes checke ich online, was über Nacht passiert ist – mein morgendliches Ritual. Dann bespreche ich mit meinem Teamkollegen, was heute ansteht und wer was macht. Wir werden sicher an der Planung der nächsten Monate weiterarbeiten. Bereits der Tag selbst ist jedoch meist kaum planbar: Wenn ein Konflikt oder die politische Situation es erfordern, hat dies immer Vorrang.
Informationen zu Bianca Binggelis Einsatz auf der Website von Comundo
Vera Bender
Sektionsvorsteherin Kultur- und Sozialwissenschaften der ALUMNI Organisation der Universität Luzern, ist Inhaberin der Kommunikationsagentur «Text-Architektin» und arbeitet für das SOS-Kinderdorf.