Lara Surer (24) hat ein Austauschsemester an der EWHA Womans University in Südkoreas Hauptstadt Seoul verbracht. Von den Corona-Widrigkeiten liess sich die Jus-Bachelorstudentin nicht entmutigen – und blieb sogar länger als geplant im Land.
Lara Surer, welche wichtige Erkenntnis haben Sie mit nach Hause genommen?
Lara Surer: «You can plan a pretty picnic but you can’t predict the weather.» Die Corona-Situation brachte – wie überall – vieles durcheinander. Jedenfalls habe ich gelernt, dass man sich damit auseinandersetzen muss, wenn Dinge ausserhalb unserer Kontrolle passieren, und versuchen sollte, das Beste daraus zu machen.
Was verlief denn alles anders?
Der Semesterstart wurde nach hinten verschoben. Bis auf Ausnahmen fanden alle Lehrveranstaltungen digital via «Zoom» statt und es galt Maskenpflicht. Leider wurden auch die Willkommenszeremonien und Studentenpartys abgesagt. Viele Austauschstudierende reisten wieder nach Hause oder kamen erst gar nicht nach Südkorea.
Und Sie?
Als ich ankam, waren die Fallzahlen so hoch wie noch nie. Deshalb war ich mir zunächst nicht sicher, ob eine Heimreise nicht das Beste wäre. Letztlich bin ich unglaublich froh, dass ich geblieben bin – aufgrund meiner geplatzten Sommerpläne in der Schweiz sogar länger als zunächst geplant. Durch die strikten und effektiven Massnahmen der koreanischen Regierung verbesserte sich die Situation im internationalen Vergleich zum Glück sehr schnell, wodurch sich der Alltag mit der Zeit wieder einigermassen normalisierte.
Was hat Sie an der Gastgeber-Uni am meisten überrascht?
Die EWHA Womans University ist eine sehr renommierte und seit über hundert Jahren etablierte Universität. Obschon man durchaus merkt, dass Tradition und die Ursprünge noch immer von grosser Bedeutung sind, haben mich die zukunftsorientierte, feministische Ausgestaltung und die Kursangebote positiv überrascht. Ich hatte das grosse Privileg, zwei meiner drei Jus-Fächer bei Professorin Eunice Kim zu absolvieren. Sie ist eine unglaublich bemerkenswerte Person, die in ihrem Berufs- und Privatleben unzählige Leistungen mit Elan, Durchhaltevermögen und einer stets positiven Einstellung gemeistert hat.
Was schätzen Sie an der Universität Luzern nun mehr denn je?
Wie (beinahe) reibungslos die administrative Koordination abläuft und auch wie informativ und übersichtlich die Webseite sowie die Kursanmeldungen usw. gestaltet sind.
Das Leben ist total anders als in der Schweiz, man muss sich an gewisse Dinge und Verhaltensweisen der Menschen gewöhnen und offen für Neues sein.
Welches war das grösste kulturelle Missverständnis?
Da meine Mutter Koreanerin ist und ich vor meinem Austauschsemester schon öfter in Seoul war, kannte ich die Kultur bereits sehr gut. Nichtsdestotrotz war es für mich das erste Mal, effektiv in dieser überwältigenden Stadt zu leben. Das Leben ist total anders als in der Schweiz, man muss sich an gewisse Dinge und Verhaltensweisen der Menschen gewöhnen und offen für Neues sein.
Wo haben Sie Ihre erste Freundschaft geschlossen?
Es gab auf KakaoTalk – die koreanische Version von WhatsApp – einen Gruppenchat für alle Austauschstudierenden des Semesters. So konnte man einander schnell kennenlernen und auch grössere Events gemeinsam planen. Mit Kolleginnen und Kollegen bin ich viel im Land herumgereist; so lernten wir das koreanische Leben auch ausserhalb der Hauptstadt kennen.
Was war der wichtigste und was der unnützeste Ratschlag im Vorfeld?
Der wichtigste war sicherlich, dass ich meine Zeit einfach geniessen und mich nicht in Kleinigkeiten verlieren sollte. Ein unnützer fällt mir nicht ein. :)
Was haben Ihre Eltern durch Ihr Auslandsemester gelernt?
Für sie wie auch für mich hat sich die Erkenntnis verstärkt, dass ich durchaus halb Schweizerin und halb Koreanerin bin. Das heisst, dass ich in gewissen Dingen durchaus meine koreanische Seite ausleben konnte, in anderen Situationen sich aber auch meine Schweizer Seite zeigte.
Wen oder was haben Sie während Ihres Aufenthalts am meisten vermisst?
Obschon die koreanische Küche für immer meine absolute Lieblingsküche bleiben wird, vermisste ich gewisse Schweizer Lebensmittel, vor allem gutes Brot. Dazu kamen natürlich Familie und Freunde.