Mattia Gianinazzi (32) ist vom Tessin nach Luzern gezogen, um hier den englischsprachigen Master in Gesundheitswissenschaften zu absolvieren. Die Firma, bei der er das Studienpraktikum machte, hakte gleich ein und sicherte den Abgänger für sich.
Mattia Gianinazzi, wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus?
Mattia Gianinazzi: Im Rahmen meines Masterstudiums absolvierte ich ein sechsmonatiges Praktikum beim Biotechnologie-Unternehmen Biogen International im zugerischen Baar, wo ich im «Value and Market Access»-Team an einem Projekt über die Erfahrungen von Alzheimerpatientinnen und -patienten in Europa während des Diagnoseprozesses mitarbeitete. Nach einer Praktikumsverlängerung wurde mir auf meinen Abschluss 2018 hin eine Festanstellung im selben Team angeboten, wofür ich noch immer sehr dankbar bin. Vor meinem Master in Luzern hatte ich an der Università della Svizzera italiana einen Bachelor in Kommunikationswissenschaften absolviert und war auch im Journalismus und in der Kommunikation tätig.
Sie sind nun seit mehr als zweieinhalb Jahren bei Biogen festangestellt. Was machen Sie genau und was ist das Interessante an Ihrer Tätigkeit?
Ich arbeite mittlerweile als Manager im «Health Technology Assessment and Modelling»-Team. Wir unterstützen unsere Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt dabei, den wirtschaftlichen Nutzen der Produkte von Biogen für das Gesundheitssystem aufzuzeigen. In mehreren Ländern ist dies ein wichtiger Teil des Prozesses zur Bewilligung der Kostenübernahme durch die Gesundheitsbehörden. Erst dann können die Medikamente die Patientinnen und Patienten erreichen und ihnen helfen. Mir gefällt, dass der Job sehr abwechslungsreich ist: So arbeite ich beispielsweise an einem Tag mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Australien an der Anpassung eines Wirtschaftsmodells, am nächsten mit Klinikern in Deutschland an einer wissenschaftlichen Publikation, und am Ende der Woche trage ich meinen Teil zum Design einer Studie zur Krankheitslast bei.
Wie haben Sie Ihre Studienzeit in Erinnerung? Was hat Ihnen besonders gefallen?
Ich habe die Zeit in Luzern sehr genossen – ich war für das Studium von Lugano hierhergezogen. Der Masterstudiengang zieht Studierende aus der ganzen Welt an; den Austausch von Ideen und Meinungen mit Menschen mit sehr unterschiedlichem beruflichen und kulturellen Hintergrund, dieses internationale Umfeld, habe ich sehr geschätzt. Auch waren die Dozierenden im Allgemeinen sehr zugänglich, was zur Erhöhung der Qualität des Lernens beitrug.
Das Angebot eines Masters in englischer Sprache und mit einem interdisziplinären Fokus auf Gesundheit, der von Gesundheitskommunikation bis hin zu Gesundheitsökonomie reicht, ist ein ziemliches Unikat in der Schweiz.
Gab es einen bestimmten Grund für den Entscheid, an der Universität Luzern zu studieren?
Das Angebot eines Masters in englischer Sprache und mit einem interdisziplinären Fokus auf Gesundheit, der von Gesundheitskommunikation bis hin zu Gesundheitsökonomie reicht, ist ein ziemliches Unikat in der Schweiz. Nach meinem Bachelorabschluss passte dies am besten zu meinen Interessen und Plänen. Zudem hat Luzern vom Standort her einen klaren Vorteil, da die Stadt in der Mitte der Schweiz liegt und gut mit Zürich und Lugano verbunden ist, wo meine Familie und die meisten Freunde und Bekannten leben.
Inwiefern hat Sie das Studium auf den Beruf vorbereitet?
Die relevanten Methoden wurden sehr gut vermittelt. Dadurch hatte ich direkt von Beginn meines Jobs an ein solides Hintergrundwissen und Verständnis für die vielfältigen Dimensionen von Gesundheit sowie die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Messung eines so komplexen Gebildes. Wie bei jedem Beruf gibt es am Anfang eine steile Lernkurve bei den eher praktischen und spezifischen Aspekten der Arbeit, aber das wissenschaftliche Denken, das während meines Studiums geschult wurde, ermöglichte mir einen recht reibungslosen Einstieg.
Gibt es einen Tipp, den Sie Studierenden mit auf den Weg geben können?
Es ist schwierig, allgemeine Ratschläge zu geben, was andere tun oder nicht tun sollen. Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich sagen, dass es sich lohnt, eine Balance zwischen den eigenen Interessen zu finden und auch offen für Möglichkeiten zu sein, die man nicht sofort als seine erste Wahl ansehen würde. Letztlich gibt es mehr, was man nicht weiss, als das, was man weiss – sich zu sehr auf die eigenen Ideen und Pläne zu konzentrieren, könnte eine Einschränkung dessen sein, was möglich ist. Das Leben kann nicht Schritt für Schritt geplant werden, und auch Karrierewege sind nicht linear. Ich glaube, flexibel und aufgeschlossen zu sein, ist der Schlüssel zu persönlichem und beruflichem Wachstum.
Informationen zum Masterstudiengang Gesundheitswissenschaften bzw. Health Sciences. Ab dem Herbstsemester 2021 sind Gesundheitswissenschaften auch als auf Deutsch geführter Bachelorstudiengang belegbar.
Das Interview wurde im Rahmen des Jahresberichts 2020 der Universität Luzern von Dave Schläpfer, stv. Leiter der Universitätskommunikation, geführt. Der Bericht steht unter dem Motto «Absolventinnen und Absolventen im Fokus».