Sine Hughes (30) war für ein Semester an der Edith Cowan University (ECU) in Perth. Besonders angetan haben es der Studentin des Master in Health Sciences der aktive Lebensstil der Einheimischen und die australische Natur – trotz fehlender Berge.
Sine Hughes, was hat Sie an der Gastgeber-Uni am meisten überrascht?
Sine Hughes: In meinen Lehrveranstaltungen waren ausschliesslich internationale Studentinnen und Studenten. Ich war überrascht, keine einheimischen Mitstudierenden anzutreffen. Die Zusammensetzung der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer war bereichernd und spannend – nur nicht so, wie erwartet.
Welche Lehrveranstaltung hinterliess einen bleibenden Eindruck?
«Communicable Disease», eines meiner Wahlfachmodule, über ansteckende Krankheiten. Seit der Pandemie aktueller denn je, bot der Kurs einen detaillierten Einblick zu deren globaler Tragweite. Das Modul war sehr praktisch angelegt, und es ging darum, Strategien für den Fall eines Krankheitsausbruchs zu analysieren und fiktiv anzuwenden.
Was würden Sie am liebsten an die Universität Luzern importieren?
Der Campus ist sehr grün, mit vielen Möglichkeiten, sich in den Pausen draussen zu erholen und die Universität zu geniessen. Es ist wie ein kleines Dorf, mit vielen Cafés, einem Teich und mehreren Gebäuden, was zu einer entspannten und einladenden Atmosphäre beiträgt.
Was schätzen Sie an der Universität Luzern nun mehr denn je?
Die Vielfalt und Flexibilität der Module: Die Module an der ECU umfassen jeweils zehn ECTS, was bedeutet, dass man während eines Semesters nur drei Module besucht. Dies hat unter anderem zwar den Vorteil, dass man tiefer in die Materie eintauchen kann. Ich bevorzuge es allerdings, mehr Kurse, dafür mit weniger Credit-Points, zu besuchen.
Wo haben Sie Ihre erste Freundschaft geschlossen?
Im «ECU Village», dem Studentenwohnheim, mit meinen zwei finnischen Mitbewohnerinnen, die mich nach der langen Reise herzlich empfangen und mir die Umgebung gezeigt haben. Darauf folgten viele gemeinsame Ausflüge und Kaffeekränzchen in der WG-Küche – und bestimmt bald einmal ein Besuch in Finnland.
Was erwies sich als komplizierter oder aber einfacher als gedacht?
Meine Traumvorstellung, in Australien ganz einfach einen Studentenjob in einem gemütlichen, hippen Café zu finden und bei der Arbeit nebenbei den «Aussie-Lifestyle» kennenzulernen, liess sich leider nicht umsetzen. Da aktuell viele internationale Studierende in Perth sind, herrscht eine enorme Nachfrage nach Jobs.
Welches war das grösste kulturelle Missverständnis?
Restaurants und Bars sind hier nach eigenen Angaben «until late» geöffnet. Somit gingen wir davon aus, dass man auch noch um 20 Uhr in ein Restaurant spazieren und etwas zu Essen bekommen kann. In den meisten Lokalen macht die Küche allerdings auch am Wochenende und trotz «late opening hours» um 19 oder spätestens 20 Uhr zu. Die Bar schliesst um 21 Uhr.
Wen oder was haben Sie während Ihres Aufenthalts am meisten vermisst?
Meinen Partner, meine Familie und Freunde und mit der Zeit auch die Schweizer Bergwelt: Ich wandere sehr gerne und liebe es, von Gipfeln hinabzuschauen. In Westaustralien sind es die Weiten in der Wüste, die faszinieren. Höhen gibt es sozusagen keine zu erklimmen.
Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie mit nach Hause genommen haben?
Der aktive Lebensstil der Perthianerinnen und Perthianer und die Kunst, den Tag bereits vor der Arbeit oder dem Studium genussvoll zu beginnen, gefällt mir – also etwa mit einem Morgenschwumm oder mit Yoga zu starten statt aufzustehen und direkt zur Arbeit zu fahren. Wie gut die Umsetzung zurück in der Schweiz funktioniert, wird sich noch zeigen.
«Der aktive Lebensstil der Perthianerinnen und Perthianer und die Kunst, den Tag bereits vor der Arbeit oder dem Studium genussvoll zu beginnen, gefallen mir.»
Wie schmeckte das Essen in der Mensa?
Bistroartig – es gab also keine schön hergerichteten Menüs wie in der Mensa an der Uni Luzern. Jedoch waren auch für Vegetarierinnen und Vegetarier leckere Alternativen vorhanden. Generell muss ich aber zugeben, dass mich das Essen in Australien nicht gerade umgehauen hat. Umso mehr freute ich mich wieder auf die Küche zuhause.
Was haben Ihre Eltern durch Ihr Auslandsemester gelernt?
Meine Familie kam mich für sechs Wochen besuchen und konnte so den Campus, meine WG und meinen Lebensstil hier kennenlernen. Während eines Roadtrips bekamen sie auch einen Eindruck vom Land und von der Kultur.
Was war der wichtigste und was der unnützeste Ratschlag im Vorfeld?
Der wichtigste war definitiv, eine gute Reisekreditkarte zu besorgen, der unnützeste Tipp war, ein Moskitonetz mitzunehmen. Entgegen meinen Erwartungen, dass ich hier viele Spinnen und Mücken antreffen würde, habe ich davon nicht mehr als in der Schweiz gesehen.
Haben Sie mehr oder weniger Geld ausgegeben als gedacht?
Mein Budget ging ziemlich genau auf: Während des Semesters konnte ich sehr sparsam leben und weniger Geld ausgeben als in der Schweiz. Für Ausflüge habe ich mir dafür etwas weniger eingeplant, als ich schliesslich gebraucht habe – alle touristischen Aktivitäten sind ziemlich teuer. Die Ausgaben haben sich aber auf jeden Fall gelohnt.
Welches war Ihr prägendstes Erlebnis abseits des Uni-Alltags?
Die Nähe zur Natur und Tierwelt, die ich hier erleben durfte. Auf einem Roadtrip in einen Nationalpark im Norden haben wir in Zelten übernachtet; rund um die Zeltanlagen sah man nichts als die australische Weite. Nachts hörten wir die Dingos rufen und heulen, morgens sahen wir sie dann am Zelt vorbeiziehen. Das war einzigartig und berührend.
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