Neuer universitärer Forschungsschwerpunkt
Wandel der Familie im Kontext von Migration und Globalisierung: Dieses Thema steht im Mittelpunkt fakultätsübergreifender Forschung an der Universität Luzern unter der Leitung der Professorinnen Bettina Beer, Martina Caroni und Stephanie Klein.
Wie verändern sich familiäre Beziehungen und verwandtschaftliche Praktiken im Kontext von Migration und Globalisierung? Und wie wirken sich diese Veränderungen auf religiöse, gesellschaftliche und rechtliche Diskurse, Auseinandersetzungen und Institutionen aus? Um Forschung zu diesen Fragen in mehreren Disziplinen und auch über die Fachgrenzen hinaus geht es im neuen universitären Forschungsschwerpunkt (FSP) "Wandel der Familie im Kontext von Migration und Globalisierung".
Der zunächst auf fünf Jahre angelegte FSP wird von der Theologischen, der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen sowie der Rechtswissenschaftlichen Fakultät getragen. Das Leitungs-Team besteht aus Prof. Dr. Bettina Beer, Professorin für Ethnologie, Prof. Dr. Martina Caroni, Ordinaria für öffentliches Recht, Völkerrecht und Rechtsvergleichung im öffentlichen Recht, und Prof. Dr. Stephanie Klein, Professorin für Pastoraltheologie. Auch die neu errichtete Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät soll mittelfristig in den Forschungsschwerpunkt mit einbezogen werden.
Bestehende Vorstellungen auf dem Prüfstand
Bezüglich Familie und Verwandtschaft hat in den letzten Jahren in westlichen Gesellschaften ein erheblicher Wandel stattgefunden, so die Ausgangsfeststellung des FSP. Neue Formen des Zusammenlebens, etwa Patchwork- und Regenbogenfamilien, und neue Technologien im Bereich der Kommunikation und Reproduktionsmedizin stellen bestehende kulturelle, religiöse und rechtliche Vorstellungen und Normen auf den Prüfstand.
Die aus all diesen Veränderungen erwachsenden Fragen und Herausforderungen werden im Zuge der Globalisierungsprozesse und vor dem Hintergrund der zunehmenden Mobilität sowie der Migrations- und Fluchtbewegungen der Menschen noch deutlicher und tragen ebenfalls zur Veränderung des Verständnisses von Verwandtschaft und Familienformen bei. Unterschiedliche Formen der geschlechtlichen Orientierung werden heute öffentlich; sie verändern das Selbstverständnis von Familien und drängen auf gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung. Neue Reproduktionstechnologien wiederum ermöglichen es, dass mehr als zwei Elternteile – häufig auch transnational – an der Entstehung eines Kindes beteiligt sind.
Sukzessive Verknüpfung von Einzelstudien
Vorgesehen ist, dass sich die am FSP beteiligten Forschenden zunächst in einzelnen Teilprojekten und Fallstudien aus ihrer jeweiligen disziplinären Forschungsperspektive mit dem Thema befassen. Durch den fortwährenden interdisziplinären Dialog und Austausch sollen sukzessiv Elemente grundlegender Theorien der Familie erarbeitet werden. Eine wichtige Rolle im Projekt kommt der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu; auch Studierende sollen für das Interesse an zentralen Forschungsfragen gewonnen und in die Forschungsarbeit einbezogen werden. Generelles mit dem Forschungsschwerpunkt verfolgtes Ziel ist die Erhöhung der nationalen und internationalen Vernetzung und Sichtbarkeit der Universität Luzern.
Bei "Wandel der Familie im Kontext von Migration und Globalisierung" handelt es sich um den dritten Universitären Forschungsschwerpunkt an der Universität Luzern. Er folgt auf "Text und Normativität" (TeNOR, 2008–2013) und "Religion und gesellschaftliche Integration in Europa" (REGIE, 2009–2016). REGIE findet seinen offiziellen Abschluss mit einer öffentlichen Veranstaltung am 1. Dezember und der Herausgabe einer dritten und letzten Publikation im Frühjahr 2017.
Quelle: News vom 8. September 2016
Auch publiziert in: uniluAKTUELL, das Magazin der Universität Luzern, Ausgabe 56, September 2016, S. 9.
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