Zur Person

Prof. Dr. Martin Kirschner hat in Trier und Tübingen Katholische Theologie und Politikwissenschaft studiert. Er wurde in Tübingen mit einer Arbeit zur Kirche in der Spätmoderne promoviert und habilitierte ebendort über die Theologie von Anselm von Canterbury. Seit 2016 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Theologie in den Transformationsprozessen der Gegenwart an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und leitet das dortige KU Zentrum Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel.

Zum Thema

In einer Zeit, die kirchlich, gesellschaftlich wie auf politischer und ökologischer Ebene von Krisen und dystopischen Tendenzen geprägt ist, wendet sich der Vortrag den kleinen, zeitbezogenen Streitschriften Hans Urs von Balthasars zu. In ihnen gewinnen Motive seiner Spiritualität und Grundlinien seiner Theologie Kontur. Während die Bedrohungsszenarien, Skandale und Konflikte der Gegenwart die Gesellschaft, Kirche und internationale Gemeinschaft immer tiefer in Polarisierung, Fragmentierung und Feinddenken treiben, zielen Balthasars Ausführungen auch in Abgrenzungen auf eine umfassende Katholizität, die das Heil und die Gemeinschaft aller Menschen sucht. Ihr Kriterium liegt in der Wahrheit, Gerechtigkeit und barmherzigen Liebe eines Gottes, der größer ist als menschliche Konzepte. Ins Zentrum der Begegnung von Gott und Mensch rückt das Kreuz, das zugleich Ausdruck dieser Liebe und «Ernstfall» des Dialogs Gottes mit den Menschen ist, darin zugleich Vorzeichen von Nachfolge und kirchlicher Gemeinschaft. Der Vortrag bringt leitende Motive von Balthasars mit der Wendung zu einer synodalen Kirche unter Papst Franziskus ins Gespräch. Synodalität meint dann nicht Anpassung an den Zeitgeist oder Verwässerung des Glaubens, sondern umgekehrt eine geradezu experimentelle «Katholizität im Vollzug», die gegen die Tendenzen der Zeit in riskanter Weise auf den Glauben und auf das Wirken des Geistes setzt. Im «Hören auf den Schrei der Armen und der Erde», auf die heterogenen Stimmen, Erfahrungen und Zeugnisse gilt es die «symphonische Wahrheit» des Wortes Gottes zu hören; im Deuten der Zeichen der Zeit gilt es dem Licht des Evangeliums zu folgen; in gemeinschaftlichen Unterscheidungsprozessen gilt es dem Wirken des Geistes Gottes Raum zu geben. Angesichts der Zerwürfnisse in Kirche und Welt bildet dies den «Ernstfall synodaler Katholizität». Der Vortrag reflektiert hierauf, indem er Schriften von Balthasars mit den lehramtlichen Anstößen von Papst Franziskus und den sich entwickelnden Konturen einer synodalen Kirche ins Gespräch bringt.

Mehr Informationen zur Vorlesungsreihe im Newsbeitrag vom 6. März 2025

Der Vortrag wird auch über Zoom übertragen. Wir bitten um Anmeldung bis zum 25. März 2025.