Pneumatologie
Der Hl. Geist gilt der Theologie als diejenige der trinitarischen Hypostasen, deren Wirken zum einen durch die gesamte Breite der Menschheitsgeschichte hindurch in einer die Grenzen des ausdrücklich Christlichen weit überschreitenden Weise konzipiert werden muss, gerade insofern zum anderen aber auch von einer spezifischen Verborgenheit und Latenz geprägt ist. Diese verborgene Wirkweise des Geistes bringt es mit sich, dass auch die theologische Reflexion pneumatologische Aspekte immer wieder aus den Augen verloren hat, sodass ihr im 20. Jahrhundert von orthodoxer Seite – keineswegs zu Unrecht – der Vorwurf einer Geistvergessenheit gemacht wurde. Tatsächlich ist die Erhebung der Pneumatologie in den Rang eines eigenen dogmatischen Traktates eine relativ junge und auch keinesfalls unumstrittene Entwicklung. Gerade angesichts der Tatsache, dass die Theologie das Wirken des Hl. Geistes immer wieder im Sinne einer Begründung der universalen Dimension des göttlichen Heilswirkens in Anspruch nimmt, bedarf es jedoch einer entsprechenden pneumatologischen Reflexion, die sich bei aller angesichts der erwähnten Verborgenheit und Latenz des Geistwirkens gebotenen Zurückhaltung doch Rechenschaft über dessen Bedingungen und Reichweite zu geben sucht.
Veröffentlichungen zum Thema:
Schumacher, Ursula: Ein Akzent wider die systematisch-theologische Geistvergessenheit? Die Herausbildung eines eigenständigen Pneumatologietraktats im 20. Jahrhundert, in: Vergauwen, Guido & Steingruber, Andreas (Hrsg.), Veni, Sancte Spiritus! Theologische Beiträge zur Sendung des Geistes (Studia Oecumenica Friburgensia 85), Münster 2018, 504–522.
Schumacher, Ursula: Gnade Christi – Gnade des Geistes? Pneumatologische Entwicklungen in der katholischen Charitologie und Soteriologie des 20. Jahrhunderts, in: Dahlke, Benjamin, Dockter, Cornelia & Langenfeld, Aaron (Hrsg.), Christologie im Horizont pneumatologischer Neuaufbrüche. Bestandsaufnahmen und Perspektiven (Quaestiones Disputatae 325), Freiburg i. Br. 2022, 17–37.
Schumacher, Ursula: Ein weißer Fleck auf der eschatologischen Landkarte? Überlegungen zur pneumatologischen Dimension des Vollendungsgeschehens (erscheint demnächst).