Eugen Huber (1849–1923): Ein rechtshistorischer Blick hinter die Kulissen des Schweizer Zivilgesetzbuchs
Vortrag von Sibylle Hofer (Universität Bern) im Rahmen der Vortragsreihe laboratorium lucernaiuris
Datum: | 22. November 2023 |
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Zeit: | 18.15 Uhr bis 19.30 Uhr |
Ort: | Universität Luzern, Raum 4.B54 |
Der Name Eugen Huber ist untrennbar verbunden mit dem Schweizer Zivilgesetzbuch, dessen Entwurf er verfasste. Das Inkrafttreten dieses Gesetzes im Jahr 1912 wurde in der Schweiz als Meilenstein für die nationale Rechtseinheit und im Ausland als Muster einer volkstümlichen Kodifikation gefeiert. Es folgte eine «Mythisierung Hubers, die jede historisierende Rekonstruktion erschwerte» (Caroni). Einhundert Jahre nach Hubers Tod erscheint es an der Zeit, eine solche Rekonstruktion endlich vorzunehmen. Das ZGB berührte brisante gesellschafts- und wirtschaftspolitische Fragen der Zeit um 1900, so etwa die Agrarkrise, die Frauenbewegung oder die Energiegewinnung aus Wasserkraft. Mit diesen Fragen setzte sich Huber eingehend auseinander und bezog bemerkenswerte Positionen. Ausserdem beschränkte sich seine Leistung nicht darauf, einen Gesetzentwurf zu erstellen. Ihm war auch bewusst, dass er für dessen Realisierung kämpfen musste. Als ein Meister der Taktik setzte sich Huber nicht nur als Jurist, sondern auch als Parlamentarier und Literat tatkräftig für seine Vision eines einheitlichen Schweizer Zivilrechts ein.
Prof. Dr. Sibylle Hofer ist Ordinaria für Rechtsgeschichte und Privatrecht an der Universität Bern und leitet dort das Institut für Rechtsgeschichte. Prof. Hofer wurde an der Universität Hannover promoviert und habilitierte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Grundlagen des modernen Privatrechts, insbesondere des Schweizer Zivilgesetzbuchs, sowie die bernische Rechtsgeschichte. Von Prof. Hofer ist das Buch Eugen Huber - Vordenker des Schweizer Zivilrechts (2023) erschienen.