Digitale Gesundheitsklassifikationen in Apps - Praktiken und Probleme ihrer Entwicklung und situativen Anwendung

Projektleitung: Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone

Bearbeitung: Valeska Cappel Dipl. Soz., Miriam Kutt (Hilfsassistenz)

Laufzeit: 2019-2022

Finanzierung: Schweizerischer Nationalfonds
 

Hintergrund

Seit einigen Jahren benutzen immer mehr Menschen Gesundheits-Apps, um ihr Gesundheitshandeln zu verstehen und zu beeinflussen. Solche Apps werden von Krankenkassen angeboten, können aber auch in App-Stores in Sekundenschnelle auf das Smartphone heruntergeladen werden. Außerdem verwenden Gesundheitsfachpersonen wie Ärzte oder Fitness-Trainer Gesundheits-Apps, um ihre Patienten auch digital zu betreuen. Durch die Benutzung solcher Apps entstehen neue Gesundheitsdaten und damit neues Gesundheitswissen. An diesem Gesundheitswissen sind sowohl Menschen in ihrem privaten Alltag interessiert als auch Gesundheitsfachpersonen im Gesundheitswesen sowie Privatunternehmen, die mit diesen Daten Geld verdienen.

Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts

In den meisten Fällen werden Gesundheits-Apps von Privatunternehmen entwickelt und nicht von Gesundheitsfachpersonen. Dabei ist nicht klar, an welchen Werten und Ideen sich die Hersteller*innen der Gesundheits-Apps orientieren. Es ist unklar, inwiefern Meinungen und Argumente von Gesundheitsfachpersonen aber auch die Anliegen der Nutzer*innen der Gesundheits-Apps bei der Entwicklung der Gesundheits-Apps eine Rolle spielen. Wenn nicht gemeinsam über die Kriterien von Gesundheits-Apps diskutiert wird, kann dies zum einen dazu führen, dass medizinische Standards eine untergeordnete Rolle spielen und zum anderen, dass die Gesundheits-Apps nicht den Alltagsbedürfnissen der Nutzer*innen entsprechen. In dem Projekt soll untersucht werden, nach welchen Ideen und Vorstellungen Gesundheits-Apps von den Hersteller*innen entworfen werden und ob sich diese auch mit den Vorstellungen der Anwender*innen decken. Es soll insbesondere untersucht werden, wann es zu Konflikten bei der Einführung von Gesundheits-Apps und ihrer Anwendung kommt, beispielweise wenn Menschen die Benutzung von Gesundheits-Apps ablehnen oder abbrechen oder auch, wenn Ärzte die Qualität solcher Apps in Frage stellen.

Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext

In dem Projekt wird die Theorie der Konventionen herangezogen, die davon ausgeht, dass Menschen in ihren Handlungen und Entscheidungen bestimmten „Weltbildern“ folgen, die ihnen als grundlegende Orientierungen dienen. Es geht daher bei der Untersuchung um die sozialen Akteure, die Gesundheits-Apps entwickeln und Menschen, die sie benutzen. Konflikte können dort entdeckt werden, wo Menschen unterschiedlichen „Weltbildern“ folgen.