Zurmang-Kagyü-Zentrum
Im Oktober 2023 weihte der Linienhalter der Zurmang-Kagyü-Tradition, der 12. Zurmang Gharwang Rinpoche, im Beisein weiterer Mönche und zahlreicher tibetischer Buddhisten und Buddhistinnen das Zurmang-Kagyü-Zentrum in Luzern ein. Der farbenprächtig geschmückte Altar und ein Thron für den 12. Zurmang Gharwang sowie ein Thron für den 17. Karmapa Urgyen Trinley Dorje (repräsentiert durch ein Bild) veranschaulichten deutlich, dass es sich bei der feierlichen Eröffnung um ein besonderes Ereignis handelte. Rezitationen und verschiedene Rituale des 12. Zurmang Gharwang eröffneten offiziell den Tempel. Damit besteht erstmals in Europa ein solcher Zurmang-Tempel, weitere Tempel und Zentren der Zurmang-Kagyü-Tradition finden sich in Ländern Asiens und Nordamerikas.
Der Tempel in einem Pavillon am Kauffmannweg befindet sich in der Luzerner Neustadt. Er wird den Tibetern und Tibeterinnen von der römisch-katholischen Kirchgemeinde zu günstigen Konditionen und als Zeichen des interreligiösen Dialogs für die religiöse Nutzung zur Verfügung gestellt. Die etwa zwanzig bis dreissig ethnisch-tibetischen Familien in der Zentralschweiz, die den Verein Zurmang Gharwang, welcher der Träger des Tempels ist, ins Leben riefen, hatten sich zuvor für ihre buddhistischen Zusammenkünfte in Privatwohnungen getroffen oder für tibetische Feste einen Raum angemietet. Schon 2017 hatte der 12. Zurmang Gharwang Rinpoche mit weiteren Mönchen in den Räumlichkeiten ein Sandmandala hergestellt, was seinerzeit auf viel Interesse stiess.
Im Tempel führen die Tibeterinnen und Tibeter Rezitationen in tibetischer Sprache durch und begehen gemeinsam biografische Feierlichkeiten und jährliche Feste. Der Verein plant, ab Frühling 2024 einen Schüler von Zurmang Gharwang Rinpoche als Lehrer nach Luzern zu holen und anzustellen. Eingerichtet ist der Tempel mit Teppichen, auf dem Boden liegenden bequemen Kissen und einem grossen Altar mit zahlreichen goldenen Buddhas und Bodhisattvafiguren. An den Wänden hängen zahlreiche farbenprächtige Rollbilder (Thankas), die Aspekte des tibetisch-buddhistischen Welt- und Kosmosverständnisses darstellen.
Der Tempel gehört von seiner religiösen Ausrichtung her der Karma-Kagyü-Schule an, einer der vier buddhistischen Hauptschulen innerhalb des tibetischen Buddhismus. Der Name des Vereins und Tempels verweist auf eine Subtradition innerhalb der Karma Kagyüpa, der Zurmang-Gharwang-Kagyü-Linie. Diese führt ihre Entstehung auf das 14. Jahrhundert und die Gründung des Zurmang-Klosters in Kham (östliche Region in Tibet) zurück. Seitdem bestehe durch Reinkarnationen eine ununterbrochene Reihe der Linienhalter, die damit die Praxis und Lehre der Zurmang Kagyü bis ins 21. Jahrhundert fortgeführt habe. Aktueller Linienhalter ist der 12. Zurmang Gharwang Rinpoche, 1965 in Gangtok in Sikkim (Nordindien) geboren und im elften Lebensjahr als zwölfter Linienhalter rituell inthronisiert. In der Folge erhielt er verschiedene tibetisch-buddhistische Einweihungen durch hohe Würdenträger und wurde 1981 bis 1991 im buddhistischen Nalanda-Institut in Bhutan ausgebildet. Der 12. Zurmang Gharwang Rinpoche lehrt seit 1987 in Ländern Asiens, Europas und Nordamerikas und gründete verschiedene Zurmang-Kagyü-Tempel und -Zentren, u.a. in Singapur, Hongkong, Jakarta, Taipeh und Antwerpen. Seinen Hauptsitz etablierte er 1992 in Lingdum bei Gangtok mit dem Bau eines neuen Zurmang-Kagyü-Klosters.
Schweizer Zurmang Kagyud Verein
Kauffmannweg 9
6002 Luzern
Kontakt: Karma Shinjatsang, Präsident, 076 515 67 88
Informationen zur Zurmang-Kagyü-Tradition: Zurmang Kagyu Buddhism
Informationen zur Zurmang-Kagyü-Organisation: Zurmang Kagyud
Benno Bühlmann: «Seit Tagen arbeitet dieser Mönch in Luzern an seinem Mandala», Neue Luzerner Zeitung, 19. 9.2024. Online.