Bildungsentscheidungen adoleszenter Musliminnen

Bildungsentscheidungen adoleszenter Musliminnen der zweiten Generation in der Schweiz

Ein Promotionsprojekt gefördert durch die Pädagogische Hochschule Bern ab Juli 2014 für zweieinhalb Jahre.

Dissertantin: lic. phil. Nathalie Gasser
Dissertationsbetreuer: Prof. Dr. Martin Baumann

Zusammenfassung

Das Projekt untersucht, wie adoleszente Musliminnen der zweiten Generation am biografisch relevanten Übergang von Volksschule zu nachobligatorischem Ausbildungssystem in der Schweiz ihre gesellschaftliche Positionierung aushandeln, darstellen und reflektieren und welche Rolle die Religion und die diskursive Differenzkategorie "Muslimin" hierbei spielt.

Zielsetzung

Ziel des Projekts ist es, Erkenntnisse darüber zu erlangen, welche identitären Aushandlungsprozesse Bildungsentscheidungen bei adoleszenten Musliminnen der zweiten Generation in Gang setzen, ob und welche Rolle Religion und die diskursive Differenzkategorie "Muslimin" dabei spielen und ob und wie diese Faktoren den berufsbiographischen Prozess bzw. die Wahl der nachobligatorischen Ausbildung beeinflussen. Konzeptioneller Ausgangspunkt des Projekts ist die auf neuere jugendsoziologische Studien abgestützte Annahme, dass dieser Übergang als potentielle Neuorientierung bzw. -verortung verstanden werden kann.

Methodik

Untersucht werden adoleszente muslimische Frauen mit Migrationshintergrund der zweiten Generation in der Deutschschweiz, die sich als "muslimisch" bezeichnen (Selbstdeklaration) und in der Schweiz geboren, resp. als Kleinkind in die Schweiz gekommen sind. Die Befragung zum Übergangsprozess von Volksschule zu nachobligatorischer Ausbildung erfolgt retrospektiv. Für die Erhebung wurde ein kombiniertes qualitatives Verfahren von fokussierter ethnographischer Felderschliessung und themenzentrierten, offenen Interviews gewählt.

Bedeutung

Die Erforschung biografischer Prozesse muslimischer adoleszenter Frauen der zweiten Generation stellt in der Schweiz jedoch trotz der relativ grossen Zahl muslimischer Jugendlicher weitgehend eine Forschungslücke dar. Das Projekt soll dazu beitragen, Kenntnisse über die Spannungsfelder vermitteln, in denen sich die jungen Frauen hinsichtlich ihrer Bildungsentscheidungen bewegen, sowie den normativen Gehalt des aktuellen Islamdiskurses im Hinblick auf dessen biografische Bedeutung näher beleuchten. Auf der andern Seite möchte das Projekt im Hinblick auf die pädagogische Unterstützung des Prozesses der Berufs- und Ausbildungswahl neues Orientierungswissen zu identitären Aushandlungsprozessen adoleszenter Musliminnen für Lehrpersonen generieren und mit Wissen um die Wirkmächtigkeit von Differenzkategorien im Kontext von Schule und Berufsausbildung zur pädagogischen Professionalisierung beitragen.

Eine Zusammenarbeit besteht mit dem Zentrum Religionsforschung der Universität Luzern und der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern).

Projektwebsite PHBern