In der Transparenzfalle
Vortrag von Prof. Dr. Emmanuel Alloa (Freiburg i. Üe.) im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums
Datum: | 21. Mai 2024 |
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Zeit: | 18.15 Uhr bis 19.45 Uhr |
Ort: | Uni/PH-Gebäude, Raum 3.B48 (3. OG) |
Dass Transparenz heute quer durch das politische Spektrum hindurch zum Konsensfaktor geworden ist, sagt viel über die Ängste einer Zeit aus, die sich selbst für postideologisch hält. Die mediale Zurüstung unseres Erfahrungsraums zieht umgekehrt den Wunsch nach mehr Unmittelbarkeit nach sich. Einher geht das Transparenzideal dabei mit einem neuen Sozialkonformismus, der sich auch als Terror des Authentischen charakterisieren lässt. Die Forderung nach einem Ende des Spektakels läuft darauf hinaus, allen Akteur:innen einen eindeutigen Platz zuzuweisen und von ihnen eine endgültige Positionierung zu verlangen. In diesem Sinne ist Transparenz weniger Voraussetzung denn Verunmöglichung von Kritik.
Emmanuel Alloa ist Professor für Philosophie an der Universität Freiburg i. Üe., wo er den Lehrstuhl für Ästhetik und Kunstphilosophie innehat. Er ist derzeit Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Zuletzt erschienen: This Obscure Thing Called Transparency. Politics and Aesthetics of a Contemporary Metaphor(Hg., Leuven UP 2022); The Share of Perspectives (Routledge, 2024; im Erscheinen).