Studie zu Erinnerungskultur

Die Stadt Zürich hat das Historischen Seminar der Universität Luzern mit einer Studie zur Erinnerungskultur beauftragt, die nun vorliegt. Sie soll den ersten Schritt in der Erarbeitung einer Strategie zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt und dem Umgang damit bilden.

Denkmäler im öffentlichen Raum sorgen immer wieder für Debatten. (Bild: Katharina Morawek)

Der Zürcher Stadtrat hat entschieden, sich grundlegend mit dem Thema Erinnerungskultur auseinanderzusetzten. Dies nach zahlreichen Vorstössen der letzten Jahre aus Parlament und Bevölkerung, welche die Stadt Zürich betreffen. Gefordert wurden etwa historische Studien über die Errichtung von Denkmälern oder die Umbenennung von Strassen nach Namen berühmter Frauen. 2021 wurde deshalb ein Koordinationsgremium mit der Erarbeitung einer Strategie Erinnerungskultur beauftragt, wie die Stadt in einer Medienmitteilung am Mittwoch schreibt.

Im Sinne einer Auslegeordnung soll die nun vorliegende Studie «Erinnerungskultur Stadt Zürich» den aktuellen Forschungsstand und wichtige erinnerungskulturelle Debatten beleuchten, einen Überblick zur erinnerungskulturellen Situation der Stadt Zürich schaffen, sowie Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten für Stadtrat und Verwaltung ausarbeiten.

Projektleiterin Dr. Rachel Huber, wissenschaftliche Mitarbeitern Post Doc Geschichte mit Schwerpunkt Neueste Zeit an der Universität Luzern, hält zu den Ergebnissen fest: «Unsere Datenerhebung hat unter anderem ergeben, dass Debatten um Erinnerungskulturen oft von Gefühlen geleitet werden und dass mediale Logiken eine grosse Rolle in diesen Debatten spielen.» Dies führe dazu, dass man oft zu schnell und zu emotional reagiere und man Debatten deswegen so schnell wie möglich befrieden möchte, erklärt die Projektleiterin. Erinnerungskulturen seien aber unabgeschlossen und konfliktreich, was sie in Demokratien auch sein sollen, so Huber, weshalb die Studienautorinnen Handlungsmöglichkeiten definiert haben, die es der Stadt erlauben, eine eigene Haltung im Umgang mit Erinnerungskulturen zu finden.

Als Beispiel für eine Gelingensbedingung nennt Huber folgende: «Anerkennen, dass Erinnerung umkämpft ist – und das kein Problem darstellt.» Das bedeutet, dass man einen Konflikt auch einmal aushalten und sich in Ruhe mit verschiedenen Expertinnen und Experten sowie Personen aus der Zivilgesellschaft anschauen soll, wie man mit dem im gerade im Zentrum stehenden Thema umgehen kann, so Huber weiter. Als weitere Gelingensbedingungen haben die Autorinnen definiert: Problembewusstsein (weiter)entwickeln, Verantwortung übernehmen; historisches Wissen fördern und den Bezug zum Heute vermitteln; einen offensiven Umgang mit Vielfalt pflegen; von der Zivilgesellschaft lernen und sich an ergebnisoffenen Prozessen beteiligen.

Medienmitteilung der Stadt Zürich

Dr. Rachel Huber (Universität Luzern), PD Dr. Barbara Lüthi (Universität Leipzig), Mag.art. Katharina Morawek (Kuratorin, Vorstandsmitglied INES Institut Neue Schweiz)
Auslegeordnung «Erinnerungskultur Stadt Zürich» - Studie im Auftrag des Präsidialdepartements der Stadt Zürich zur erinnerungskulturellen Situation
Zürich, 2023
Download der Studie (PDF, 875 KB)