Drei Fragen an Marcel Hänggi

Lic. phil. Marcel Hänggi erhält am 7. November 2024 von der Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät die Ehrenpromotion. Aus diesem Anlass wird er am selben Tag seinen Festvortrag mit dem Thema «Ein Spaziergang rund um Wissen, Nichtwissen und Nachhaltigkeit» halten. Im Interview gibt er einen kleinen Vorgeschmack.

Lic. phil. Marcel Hänggi

Herr Hänggi, bevor Sie Ihr Geschichtsstudium abschlossen, haben Sie es unterbrochen, um den Schritt in den Journalismus und als Buchautor mit einem Fokus auf Wissenschaft, Klima und Technik zu wagen. Wie kam es zu diesem Wechsel von der Vergangenheit hin zu zukunftsorientierten Themen?

Ich würde nicht sagen, dass Geschichte nur vergangenheitsorientiert ist. Ich denke immer auch historisch, wenn es um die Zukunft geht. Ein guter Historiker interessiert sich auch für die Gegenwart und Zukunft. Zwischen Geschichte und meinen journalistischen Schwerpunkten sehe ich so gar keinen Gegensatz, die beiden ergänzen sich vielmehr.

In Ihrem neuen Buch Weil es Recht ist setzen Sie sich für eine Bundesverfassung ein, die den Umweltschutz stärker in den Mittelpunkt rückt. Was genau bedeutet eine ökologischere Verfassung und welche Schwachpunkte sehen Sie aktuell in der Schweizer Klimapolitik?

Bevor ich beginne, Schwachpunkte zu nennen, möchte ich betonen, dass die Verfassung eigentlich sehr gut ist. Die Nachhaltigkeit nimmt eine zentrale Stellung in der Verfassung ein, das Problem liegt viel mehr in der Umsetzung.

In der Verfassung steht vor allem, wie wir die Umwelt vor uns schützen. Es fehlt aber die umgekehrte Blickrichtung: Im Zeitalter der Umweltkrisen müssen wir auch uns und unsere Institutionen vor der Umwelt schützen, wenn diese aus den Fugen gerät. Das fehlt in den ganzen politischen und juristischen Debatten bis heute.

Am 7. November werden Sie Ihren Vortrag anlässlich der Verleihung Ihres Ehrendoktortitels halten. Welche spannenden Inhalte darf das Publikum erwarten?

Von allen Personen, denen die Universität Luzern dieses Jahr einen Ehrendoktortitel verleiht, bin ich der einzige ohne Professoren- und Doktortitel. Als Wissenschaftsjournalist und Buchautor habe ich zudem immer wieder über Themen geschrieben, die ich nicht studiert habe. Dies werde ich als Anlass nehmen, über Wissen und Nichtwissen zu sprechen. Ich möchte thematisieren, was wir überhaupt wissen können, wie wir mit Unwissen umgehen und wie sich Personen ohne akademischen Hintergrund trotzdem zu komplexen Themen kritisch äussern können. Und ich werde einen Bogen schlagen zu meinem Thema der Nachhaltigkeit, wo sich auch immer die Frage stellt, wie man mit unvollständigem Wissen umgeht.

Lic. phil. Marcel Hänggi hält am 7. November 2024 um 18:15 Uhr im Hörsaal 5 (Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, EG) seinen Festvortrag mit dem Thema «Ein Spaziergang rund um Wissen, Nichtwissen und Nachhaltigkeit». Weitere Informationen finden Sie in der Agenda der Universität Luzern.

Hier gelangen Sie direkt zur Anmeldung: www.unilu.ch/haenggi

Dieses Interview wurde von Nora Knobel, Bachelorstudentin in Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften, realisiert.