Natürlich magisch?
Die Verhandlung des Luzerner ›Hexenwissens‹ in den frühen Prozessen, ca. 1450-1499.
Datum: | 8. November 2024 |
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Zeit: | 14.15 Uhr bis 15.45 Uhr |
Ort: | Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, 6002 Luzern, Raum 3.B55 |
Jennifer DeBiasio stellt die Forschungsergebnisse ihrer Bachelorarbeit im Rahmen des Kolloquiums "Diversity Studies" vor.
In der geschichtswissenschaftlichen Hexenforschung wurde das ›Hexenwissen‹ bisher nur marginal behandelt. Die bestehende Forschung dazu konzentriert sich auf das frühneuzeitliche Hexenwissen und dessen Entstehung, Verbreitung und Aneignung ›von oben‹, was auch der schweren Fassbarkeit der Stimmen ›von unten‹ geschuldet ist.
Anhand der ausserordentlichen Quellen der spätmittelalterlichen Luzerner Hexenprozesse werden hier die Entstehungs-, Weitergabe- und Transferprozesse sowohl des obrigkeitlichen als auch des Bevölkerungswissens analysiert. Die sieben ergiebigsten Geständnisse, Kundschaften und Urteile vor 1500 geben Auskunft über die jeweils spezifischen Vorstellungen der Ratsherren und der Bevölkerung, aber auch über deren Gemeinsamkeiten. Ausserdem kann durch sie nachgezeichnet werden, woher das ›Hexenwissen‹ stammte, wie es innerhalb und zwischen diesen Schichten ausgetauscht wurde.
In diesem Vortrag zeichne ich anhand der vielschichten Quellen die Aushandlungsprozesse rund um das Luzerner ›Hexenwissen‹ nach. Durch Fallbeispiele und ein gemeinsames Close-Reading werden die jeweils spezifischen Wissensinhalte der Bevölkerung jenen der Obrigkeit gegenübergestellt. Es wird danach gefragt, woraus sich die Vorstellungen speisten, ob und wie sie zirkulierten. Darüber hinaus wird die Frage zentral sein, auf welche bereits bestehenden, gemeinsam geteilten Hexenimaginationen sich die Luzerner:innen stützten und in welcher Verbindung sie sich zur Magie als Naturmanipulation finden. Durch die Fragen nach der Verbindung aus Umbruchsmomenten, Ängsten, Kontrolle, Natur und sozialer Devianz zeichnen die Quellen ein vielschichtiges Bild der Luzerner Hexe. In diesem Vortrag werden Perspektiven in Aussicht gestellt, die über Gelehrtenkonzepte hinaus das spezifische ›Hexenwissen‹ einer spätmittelalterlichen Gesellschaft zeigen.
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