Tagungsbericht: Zukunft der Klöster – Herausforderung für viele
Dass die Zahl der Klostereintritte seit Jahren rückläufig und der Altersdurchschnitt der Ordensangehörigen sehr hoch liegt, ist nicht neu. Die Frage der Zukunft von Orden und Gemeinschaften wird denn auch bereits seit langem diskutiert. Eine grosse Herausforderung stellt sich dabei auch bei der Frage nach der Zukunft der Klostergebäude.
Viele Orden und klösterliche Gemeinschaften stehen vor immensen Aufgaben: Sie verfügen über Gebäude und Ländereien, die für ihre Bedürfnisse längst zu gross sind. Ohne eigenen Nachwuchs sind sie auch mit der Betreuung und Pflege ihrer betagten Mitglieder stark herausgefordert. Während der von den Schwestern und Brüdern eingeschlagene Weg des gemeinschaftlichen Lebens, des Gebets und dem Dienst am Nächsten entsprechend den Möglichkeiten fortgeführt wird, gilt es gleichzeitig, den Schritt in die Zukunft vorzubereiten.
Vielmehr als Bauten
Was das alles heisst, wurde an der Tagung «Zukunft der Klöster» im September 2022 in Luzern deutlich. Denn mit dem steten Rückzug der Ordensleute aus ihren – historischen oder neueren – Klöstern, entsteht nicht nur für die Gemeinschaften eine Lücke. Klöster und ihre Kirchen bilden bedeutende Wegmarken der Geschichte, stehen sinnbildlich für den Glauben in der Gesellschaft und sind zudem kunsthistorisch und architektonisch bedeutende Zeitzeugen, deren ursprüngliche Funktion nicht ohne Einbusse einem neuen Zweck zugeführt werden kann.
Auf Einladung der Inländischen Mission und der Professur für Kirchengeschichte an der Universität Luzern trafen sich deshalb nebst einer grossen Zahl Ordensangehöriger auch Fachleute und Interessierte aus den Bereichen Recht, Raumplanung, Architektur oder Tourismus zum Austausch. Schnell wurde deutlich, dass die Fortführung eines aufzugebenden Klosters mit einer neuen, vielleicht weiter gefassten Form des religiösen Lebens eine gute Lösung darstellt. Als Beispiele wurden das Benediktinerkloster im solothurnischen Mariastein mit seiner Transformation und Neuausrichtung über die Klostermauern hinaus oder das Kloster Bethanien in Obwalden genannt. Hier leben seit einigen Jahren Seite an Seite mit den Dominikanerinnen Mitglieder der aus Frankreich stammenden Gemeinschaft Chemin Neuf.
Unterschiedliche Fachbereiche gefragt
Die Zahl der Klöster in der Schweiz geht allerdings weit über die Nachfrage nach einer religiösen Um- oder Neunutzung hinaus. Doch auch eine rein weltliche Nutzung stellt, wo es dafür eine Nachfrage gibt, hohe Anforderungen. Da gilt es rechtliche Fragen ebenso zu klären, wie nach der möglichen Nutzung gemäss geltenden Bauvorschriften (Stichworte Denkmal- oder Ortsbildschutz), oder die Frage nach dem Mitspracherecht, beispielsweise der Bistümer, bei einer neuen Zweckbestimmung.
Die Herausforderungen erfordern mit Blick auf eine Klosterumnutzung oder -schliessung eine sehr sorgfältige und umsichtige Vorgehensweise. Dass es dabei um weit mehr als um Ordensangelegenheiten geht, machte die Breite der Teilnehmerschaft an der Tagung deutlich: Fachleute aus Raumplanung, Architektur, Kunst- und Kirchengeschichte waren nebst zahlreichen Ordensleuten ebenso vertreten, wie Mitglieder kirchlicher oder staatlicher Behörden.
Die Fachvorträge, wie auch der intensive Austausch in den Workshops machten schnell deutlich, dass die «Zukunft der Klöster» ein Thema ist, das im Zusammenspiel aller unterschiedlichen Beteiligten eine Vertiefung erfordert. Eine Folgeveranstaltung ist vorgesehen.
Dieser Beitrag wurde von Martin Spilker (Inländische Mission, Mitorganisatorin der Tagung) verfasst. Dies ist eine Zweitveröffentlichung.