Studie zur Verletzungsprävention im Eishockey
Eishockeyspieler leiden besonders häufig unter Hüftbeschwerden, sei dies durch eine unfallbedingte Verletzung oder durch jahrelange Abnützung. Ein darauf ausgerichtetes Trainingsprogramm könnte hier als Prävention dienen, wie Studien am Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin zeigen.
Durch seine Schnelligkeit und Intensität gehört Eishockey zu jenen Sportarten, die ein besonders hohes Verletzungsrisiko bergen. Um dieses zu minimieren, wird bis heute mehrheitlich auf äussere Präventivmassnahmen gesetzt, beispielsweise auf strengere Spielregeln oder bessere Ausrüstungen. Präventivmassnahmen könnten jedoch bereits beim Mannschaftstraining ansetzen, etwa im Rahmen eines speziellen Programms zur Verletzungsprävention. Dabei würden gezielte Übungskombinationen ins tägliche Training integriert.
Doch welche Körperteile sind im Eishockey überhaupt besonders verletzungsanfällig, mit welchen Übungen kann einer Verletzung vorgebeugt werden und worauf muss bei der Einführung eines solchen Präventionsprogramms geachtet werden? Diesen Fragen widmet sich Romana Franceschini-Brunner in ihrer kürzlich verteidigten Doktorarbeit (siehe unten) am Departement für Gesundheitswissenschaften und Medizin der Universität Luzern.
Profispieler als Probanden
Franceschini-Brunners Programm zur Verletzungsprävention im Eishockey basiert auf den Erkenntnissen dreier einzeln durchgeführter Studien. In einem ersten Schritt ging es darum herauszufinden, welche Kombinationen von Übungskomponenten wie Balance, Beweglichkeit oder Technik für das Programm in Frage kommen. Dafür identifizierte die Autorin diejenigen Kombinationen, die in der Literatur als besonders effektiv zur Verletzungsprävention in Mannschaftssportarten erachtet werden.
Danach galt es zu untersuchen, welche Körperbereiche im Eishockey am häufigsten von Verletzungen und Abnützung betroffen sind. Die hierfür benötigten Daten wurden in Zusammenarbeit mit fünf Eishockeymannschaften der Schweizer National League erhoben. Während eines Jahres dokumentierte pro Mannschaft eine medizinische Betreuungsperson die Verletzungen ihrer Spieler. Mit Hilfe eines Fragebogens, der von den insgesamt 122 teilnehmenden Profispielern ausgefüllt wurde, konnten zudem wertvolle Daten über Abnützungsverletzungen gesammelt werden.
Auch in der dritten und letzten Teilstudie dienten die fünf Eishockeymannschaften der Forschenden als Probanden. Im Rahmen einer Umfrage wurde ermittelt, was die Spieler und ihre Betreuenden als förderlich beziehungsweise hinderlich für die Einführung eines Programms zur Verletzungsprävention erachten.
Kraft- und Balanceübungen für die Hüften
Die Erkenntnisse aus den drei Teilstudien ermöglichten es Franceschini-Brunner, die grundlegenden Komponenten und Voraussetzungen für ein Programm zur Verletzungsprävention im Eishockey zu entwickeln: Im Fokus des Programms sollte demnach der Hüft- und Leistenbereich stehen, da dieser im Eishockey besonders verletzungsanfällig ist.
Was die Trainingsübungen anbelangt, so sollte das Programm eine Kombination aus Kraft- und Balanceübungen enthalten. Um das neue Präventionsprogramm zudem bestmöglich in das bereits bestehende Trainingsprogramm zu integrieren, bietet es sich an, dieses als Teil des Warm-ups einzuführen.
Des Weiteren wurde eine Individualisierung eines solchen Programmes, beispielsweise für Spieler mit einem Hüftmuskeldefizit, als sehr nützlich und wünschenswert erachtet, wie die Umfragen zeigten. Bisher wurde das Präventionsprogramm noch nicht auf seine tatsächliche Durchführbarkeit und Effektivität getestet. Franceschini-Brunners Studie bietet indes eine Grundlage für weitere Forschung zur Verletzungsprävention im Eishockey.
Doktorabschluss im neuen PhD-Programm des GWM
Romana Franceschini-Brunner hat im März dieses Jahres erfolgreich ihre kumulative Dissertation «Injury Prevention in Ice Hockey» (Open Access) verteidigt. Sie ist damit eine der ersten Absolvierenden des neu geschaffenen PhD-Programms am Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin der Universität Luzern und darf von nun an den Titel «Dr. sc.» tragen.
Die multidisziplinären wissenschaftlichen Perspektiven der neuen Doktoratsstufe, welche neben sozialwissenschaftlichen und humanwissenschaftlichen auch naturwissenschaftliche und medizinische Forschungsfragen einschliessen kann, ist eine Besonderheit des jungen Departements. Die aktuelle Dissertation entstand beispielsweise in Kooperation mit der Schulthess Klinik Zürich und dem Institut für Physiotherapie der ZHAW.
Franceschini-Brunner, die Physiotherapie an der ZHAW studiert hat, ist zurzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Schulthess Klinik sowie in der Kinderherzforschung am Kinderspital Zürich tätig. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie zudem zwei Physiopraxen in Kloten und Davos.