Studie: Kinderkrebs-Betroffene brauchen Unterstützung in Versicherungsfragen
Ehemalige Patientinnen und Patienten einer Krebserkrankung im Kindesalter (Survivors) fühlen sich in Versicherungsfragen diskriminiert und unzureichend informiert. Eine Studie zum Thema zeigt Möglichkeiten auf, um die Betroffenen zu unterstützen.
Survivors werden zwar vom Krebs geheilt, aber die Erkrankung und die zum Teil lange Therapie können zu Spätfolgen mit schweren Beeinträchtigungen führen. Die Herausforderungen, vor denen Survivors stehen, wenn es um nicht-obligatorische Versicherungen geht, sind bisher in der Schweiz noch kaum untersucht worden. Ein Team aus Forschenden der Universität Luzern und der ETH Zürich haben sich in einer Studie nun dem Thema angenommen. Dabei wurden die Erfahrungen und Bedürfnisse der Survivors hinsichtlich Kranken-, Invaliden- und Privatversicherungen erforscht. Dazu wurden Interviews mit 28 Survivors und mit drei Versicherungs- und Rechtsexperten durchgeführt.
Während einige Survivors ihre Krebsgeschichte hinter sich lassen können, sehen sich andere mit diversen Hürden konfrontiert und fühlen sich aufgrund ihrer früheren Krebserkrankung diskriminiert, so ein Ergebnis der Studie. Survivors berichten, dass die Möglichkeiten und Angebote innerhalb des Sozialversicherungssystems zu Verwirrung führen. Die meisten verlassen sich auf ihre persönlichen Kontakte, wenn sie Unterstützung brauchen. Trotzdem möchten Survivors rechtliche Unterstützung bei Sozialversicherungsfragen, insbesondere im Zusammenhang mit der Invalidenversicherung.
Angemessene Informationen und eine engere Zusammenarbeit zwischen Expertinnen und Experten aus Medizin, Recht und von Versicherungen könnten helfen, Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Die neuen Angebote von Procap Schweiz und Kinderkrebs Schweiz sind gemäss der Autorenschaft der Studie ein erster Schritt, um diese Probleme anzugehen. Weitere Forschung und politische Diskussionen sollen helfen, diese Probleme zu verstehen und gemeinsam zu lösen, um die Situation der Survivors zu verbessern.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal «BMC Health Services Research» unter dem Titel «The long shadow of childhood cancer: a qualitative study on insurance hardship among survivors of childhood cancer» publiziert. Sie wurde verfasst von Dr. Manya Jerina Hendriks, Dr. Erika Harju, Dr. Katharina Roser, Prof. Dr. Gisela Michel (alle Universität Luzern) sowie Dr. Marcello Ienca (ETH Zürich). Die Studie wurde von der Krebsforschung Schweiz finanziert.
Details zur Publikation:
Hendriks MJ, Harju E, Roser K, Ienca M, Michel G. The long shadow of childhood cancer: a qualitative study on insurance hardship among survivors of childhood cancer. BMC Health Serv Res21, 503 (2021). doi.org/10.1186/s12913-021-06543-9