Religion: Masterarbeit ausgezeichnet
In seiner Masterarbeit untersucht Milan Weller die Rolle der Religion in der Schweizer Gesellschaft. Die Studie wurde vom Springer-Verlag ausgezeichnet und in das Verlagsprogramm aufgenommen.
Ist Religion in modernen Gesellschaften ein integrierendes Element, fördert sie also Frieden und Zusammenhalt, oder wirkt sie als Ursache von Konflikten eher destabilisierend? Darüber ist sich auch die Wissenschaft uneinig. Eine Uneinigkeit, die oftmals ideologisch bedingt sei, so Milan Weller. Daher brauche es eine empirische – also neutrale – Untersuchung, erklärt der Masterabsolvent die Motivation für seine Arbeit «Sozialkapital und Religion. Eine Sekundäranalyse des Freiwilligen-Monitors Schweiz 2020». Diese wurde von Prof. Dr. Antonius Liedhegener, Titularprofessor für Politik und Religion, betreut.
Messbarer Einfluss von Religion
«Für meine Arbeit habe ich versucht, ein Konzept, das aus der Ökonomie stammt, in den religionswissenschaftlichen Kontext zu bringen», sagt Weller, der vor seinem Master in Religion – Wirtschaft – Politik Betriebsökonomie studierte. Dabei spricht er vom Konzept des «sozialen Kapitals». Dieses bezeichnet in der Ökonomie eine weitere Vermögensart, parallel zu physischem oder Humankapital, welche die Vorteile, die sich aus zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben und das Zusammenleben erleichtern, beschreibt. Dazu gehören etwa die Bildung von Netzwerken oder soziales Vertrauen. Nicht nur sei die Bildung von Sozialkapital förderlich für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und die Demokratie, sondern eben auch empirisch messbar, betont Weller.
Analyse für die Schweiz
Um die komplexe Beziehung zwischen Sozialkapital und Religion aufzuzeigen, wandte der Masterabsolvent in seiner Arbeit ein eigens hergeleitetes Analyse-Modell auf den Freiwilligenmonitor 2020 an. Diese repräsentative Befragung zur Freiwilligenarbeit in der Schweiz, so Weller, eignete sich sehr gut für seine Analyse, da sie unter anderem relativ viele Daten zur Religiosität enthalte. «Interessant ist», stellt er fest, «dass die rein formelle Religionszugehörigkeit allein keinen zentralen Einfluss auf die Bildung von Sozialkapital hat.» Die öffentliche Ausübung von Religion hingegen, etwa der Kirchgang oder privates Gebet, habe eine signifikante Auswirkung. «Jemand engagiert sich zum Beispiel in der Kirche und kann dort einfacher ein Netzwerk aufbauen, hat dadurch mehr Fremdvertrauen usw.», führt Milan Weller aus.
Politisch relevant und aktuell
«Es war ökonomisch spannend zu sehen, welche tragende Rolle Sozialkapital in der Schweizer Gesellschaft spielt», stellt Weller mit Bezug auf das hohe soziale Engagement in der Schweizer Bevölkerung fest. Weiter erhalte durch seine Analyse, gerade angesichts der fortschreitenden Säkularisierung, die Rolle der Religion in der Gesellschaft in Fragen der Wirtschaft oder Politik ein anderes Gewicht. «Es gibt etwa immer wieder Forderungen nach der Abschaffung der politischen Kirchensteuer», nennt er als Beispiel und merkt an, dass der Abbau von sozialem Kapital ein Risiko für sozialen Zusammenhalt und Demokratie darstellen könne.
Die Aktualität des Themas, aber auch der interdisziplinäre Ansatz hätten, vermutet Weller, bestimmt dazu beigetragen, dass der Wissenschaftsverlag Springer seine Masterarbeit mit der Aufnahme in die «BestMasters»-Serie (siehe Box) ausgezeichnet hat. Dies sei nicht zuletzt auch für die Universität Luzern erfreulich, die mit «Religion – Wirtschaft – Politik» ein bemerkenswertes interdisziplinäres und interuniversitäres Masterprogramm anbiete.
Aufnahme in die «BestMasters»-Reihe
Als «BestMasters» zeichnet der Springer-Verlag nach eigenen Angaben Masterarbeiten verschiedener Disziplinen aus, die an renommierten Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden sind. Die mit Höchstnoten bewerteten Arbeiten – das ist die Grundvoraussetzung für die Nomination – werden durch Gutachterinnen und Gutachter zur Veröffentlichung empfohlen. Die Publikationskosten werden von Springer übernommen.
Milan Wellers Masterarbeit «Sozialkapital und Religion – Eine Sekundäranalyse des Freiwilligen-Monitors Schweiz 2020» ist in Printform und als E-Book verfügbar («open access» mit edu-ID).