Pflegekosten: Umfrage zeigt massive Wissenslücken
Beinahe 350'000 Personen in der Schweiz werden heute zuhause gepflegt. Entsprechend wäre hinsichtlich der Pflegekosten eine gute Kenntnis zu Preisen, Leistungen und Finanzierungsmodi zentral – doch genau daran hapert es.
Zwei Drittel der Spitexklientinnen und -klienten sowie Personen, die in den letzten zwei Jahren für Angehörige Spitexleistungen gesucht haben, kennen die Höhe des eigenen Selbstbehalts an den Pflegekosten nicht. 15 Prozent der Befragten geben an, gar keine Kenntnisse über die Pflegefinanzierung zu besitzen. Nur ein Drittel der restlichen Befragten weiss, dass die Finanzierung von Pflegeleistungen kantonal unterschiedlich geregelt ist.
Das sind einige der Ergebnisse aus einer repräsentativen Umfrage, die der Online-Vergleichsdienst Comparis zusammen mit Dr. Sarah Mantwill vom Seminar für Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik durchgeführt hat. Sie ist Postdoc-Forscherin und Koordinatorin des "Swiss Learning Health System" (SLHS, frühere Newsmeldung); beteiligt am Projekt war zudem die Doktorandin Kathryn Dawson-Townsend. Bei der Befragung der 1050 Personen aus allen Regionen der Schweiz traten weitere Lücken hinsichtlich des Wissens um Pflegekosten zutage. So ist beispielsweise 23 Prozent der Befragten unbekannt, dass die Grundversicherung Pflegekostenbeiträge leistet, wenn die Pflege durch einen Arzt verschrieben wird. Ebenso wissen 60 Prozent nicht, dass Haushaltshilfe nicht von der Grundversicherung gedeckt ist. 52 Prozent sind sich zuletzt nicht darüber im Klaren, dass auch Mahlzeiten nicht unter die Pflichtleistungen der Krankenkasse fallen.
"Kompetenzen stärken"
Durch mangelnde Kenntnisse über finanzielle Unterstützung geben Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen zu viel Geld aus – gemäss der heute von Comparis verschickten Medienmitteilung zum Thema bis zu 22'560 Franken jährlich (bei maximalem Grad an Hilflosigkeit). Primär diejenigen Leute, die sich auskennen oder gut beraten werden, würden von maximaler finanzieller Unterstützung profitieren können. Sarah Mantwill sagt mit Blick auf die Ergebnisse: "Es sollte ein Ziel sein, Wissen und benötigte Kompetenzen rund um die Gesundheitsversorgung innerhalb der schweizerischen Bevölkerung zu stärken, um so den rechtzeitigen Zugang zu wichtigen Gesundheitsdienstleistungen zu unterstützen."
Dr. Mantwill betreibt weitere Forschung zum Thema. Dies auf der Basis zu anderen im Rahmen der Umfrage erhobenen Daten bezüglich Informationssuche zu Pflegediensten sowie Erfahrungen mit Pflegediensten. Anhand der hierzu gegebenen Antworten soll untersucht werden, welche Gruppen bereits vom bestehenden Informationsangebot profitieren und welche hintenanstehen. Auch geht es um die Klärung der Frage, ob ein möglicher Zusammenhang zwischen Informationssuche und Erfahrungen mit Pflegediensten sowie Wissen zu Pflegedienstleistung und deren Finanzierung besteht.