Mobilitätsbeiträge für Nachwuchsforschende vergeben
Die Graduate Academy gewährt Beiträge zur Mobilität für Doktorandinnen und Doktoranden von bis zu 50'000 Franken. Diese ermöglichen den Nachwuchsforschenden einen Teil ihrer Dissertation im Ausland zu realisieren.
Als zentrale Anlaufstelle unterstützt die Graduate Academy der Universität Luzern (Post-)Doktorierende auf dem Weg zu ihrem Doktorat bzw. ihrer wissenschaftlichen oder ausseruniversitären Karriere. Hierzu bietet sie fachliche und überfachliche Veranstaltungen sowie finanzielle Unterstützungen an und arbeitet mit Partnerinstitutionen im In- und Ausland zusammen.
Zweimal jährlich vergibt die Graduate Academy Mobilitätsstipendien für Forschungsaufenthalte im Ausland. Der Beitrag deckt Bruttolohnkosten sowie die Reise- und Forschungskosten, etwa Einschreibegebühren und Tagungskosten. Bei den letzten beiden Ausschreibungen haben den Zuschlag erhalten (in alphabetischer Reihenfolge):
Céline Bolliger
Kinder und Jugendliche, die eine Krebserkrankung überlebt haben, leiden häufig unter körperlichen und psychosozialen Spätfolgen, die ihre Lebensqualität beeinflussen können. Um die Lebensqualität von jungen Krebsüberlebenden zu messen, fehlen jedoch oft geeignete Messinstrumente wie entsprechende Fragebögen, da diese meist für Erwachsene konzipiert sind. In ihrem Dissertationsprojekt «Adolescent and young adult (AYA) cancer survivors: Epidemiology, psychosocial health and possible positive outcomes», betreut von Prof. Dr. Gisela Michel und Dr. Katharina Roser, untersucht Céline Bolliger die Lebensqualitätsbedürfnisse junger Menschen, die eine Krebserkrankung überlebt haben, damit Lebensqualitätsmessinstrumente für diese Altersgruppen angepasst werden können. Einen Teil ihrer Forschung wird Céline Bolliger von September 2023 bis Februar 2024 an der Universität von Southampton in England bei Prof. Dr. Anne-Sophie Darlington durchführen. Sie erhält dafür ein Mobilitätsstipendium in der Höhe von 30'390 Franken.
Leandra Diem
Für ihre Forschung im Bereich Beschaffungs- und Kartellrecht wird Leandra Diem je drei Monate an den Universitäten von Brisbane, Australien, und Utrecht, Niederlande, verbringen – von September bis November 2023, respektive von März bis Mai 2024. In ihrem Projekt «Die Submissionsabrede aus beschaffungsrechtlicher Sicht.», betreut durch Prof. Dr. Nicolas Diebold, geht es um unzulässige Wettbewerbsabreden, sog. Submissionsabreden. Eine solche liegt vor, wenn die Unternehmen vor Eingabe ihrer Offerten untereinander vereinbaren, welches Unternehmen den Zuschlag für einen öffentlichen Auftrag erhalten soll. Das öffentliche Beschaffungsrecht lässt in verschiedener Hinsicht Fragen in Bezug auf Handlungsmöglichkeiten gegen solche Abreden offen, was zur Folge haben kann, dass Sanktionsmöglichkeiten nicht oder in nicht optimaler Weise zu Einsatz kommen. Bei ihren Mobilitätsaufenthalten wird Leandra Diem jeweils im Rahmen eines Rechtsvergleichs untersuchen, wie in anderen Ländern unzulässige Wettbewerbsabreden verfolgt werden, um daraus Rückschlüsse für die Schweiz zu ziehen. Sie erhält ein Mobilitätsbeitrag in der Höhe von 30'757 Franken.
Pauline Holmer
In ihrer Dissertation, betreut durch Prof. Dr. Gisela Michel, untersucht Pauline Holmer, die psychosozialen Folgen von Kinderkrebs. Teil davon ist ihr Projekt «Health concerns in long-term childhood cancer survivors: a cohort study», das sich mit gesundheitlichen Sorgen und Bedenken von Kinderkrebsüberlebenden beschäftigt. Zwar haben sich in den letzten Jahrzehnten die Überlebenschancen bei einer Krebserkrankung im Kindesalter deutlich verbessert, jedoch besteht für Überlebende ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche und psychische Langzeitfolgen. Häufige Sorgen sind etwa das erneute Auftreten von Krebs oder die Angst vor Unfruchtbarkeit infolge aggressiver Behandlungsmethoden. Solche Sorgen zu verstehen, kann Behandlungsergebnisse verbessern und den Zugang zu gezielter Unterstützung erleichtern. Ab September 2023 wird Pauline Holmer für sechs Monate an der Universität von Calgary, Kanada, im Team von Prof. Fiona Schulte verbringen und die Gesundheitssorgen von Langzeit-Krebsüberlebenden im Kindesalter, ihre Veränderung über die Zeit und Zusammenhänge mit soziodemografischen, krebsbezogenen, medizinischen und psychologischen Faktoren erforschen. Sie erhält einen Mobilitätsbeitrag in der Höhe von 30'052 Franken.
Sarah Masoud
Instrumente zur Regulierung von multinationalen Unternehmen in Bezug auf die Achtung der Menschenrechte reichen von freiwilligen Initiativen, sogenanntem «Soft Law», bis hin zur verbindlichen Festlegung von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten, sogenanntem «Hard Law». In jüngster Zeit zeichnet sich sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene ein deutlicher Trend in Richtung «Hard Law» ab. In ihrem Dissertationsprojekt «Corporate Human Rights Due Diligence in Global Supply Chains», betreut durch Prof. Dr. Sebastian Heselhaus, möchte Sarah Masoud aufzeigen, wie diese Hard-Law-Ansätze im Vergleich zu bestehenden freiwilligen und Soft-Law-Instrumenten abschneiden und die aktuelle Rechtsentwicklung aus menschenrechtlicher Sicht einordnen. Ihren Mobilitätsbeitrag in der Höhe von 41'844 Franken nutzt Sarah Masoud ab Oktober 2023 für einen siebenmonatigen Forschungsaufenthalt am Human Rights Centre der University of Essex in England, um sich mit Forschenden auszutauschen, deren Publikationen eine wichtige Rolle in ihrer Doktorarbeit einnehmen.
Smriti Sharma
In ihrem Dissertationsprojekt untersucht Smriti Sharma das Krankenversicherungssystem für armutsbetroffene Menschen in Indien (Ayushman Bharat Yojana), das 2018 eingeführt wurde und 100 Millionen Familien Zugang zu kostenloser Gesundheitsversorgung gewähren soll. Basierend auf 14 Monaten ethnografischer Feldforschung untersucht Smriti Sharma, wie medizinische Massnahmen und digitale Infrastrukturen die für die öffentliche Gesundheitsversorgung grundlegenden Praktiken und Prozesse (neu)gestalten. Das Projekt soll unter anderem auch einen Beitrag zu der Diskussion über die Gesundheitsreform und Politikgestaltung in Indien leisten. Ab August 2023 wird Smriti Sharma voraussichtlich – letzte Formalitäten sind in Abklärung – 12 Monate am Max Plank Institut für ethnologische Forschung in Halle, Deutschland, verbringen, um ihre Forschung im Austausch mit einschlägigen Experten auf ihrem Forschungsgebiet voranzutreiben. Sie erhält einen Mobilitätsbeitrag in der Höhe von 50'000 Franken. Smriti Sharmas Dissertation «Insuring Access to Care? The Making of a Health Insurance Scheme in India» wird betreut von Ass.-Prof. Dr. Sandra Bärnreuther und ist Teil des von ihr geleiteten SNF-Ambizione-Projekts «Visions of the Social: The Transformation of State Planning in Post-Colonial India».
Seit der letzten Meldung zu Mobilitätsbeiträgen der Graduate Academy haben ebenfalls einen Zuschlag erhalten:
Alexander Gian-Carlo Baumann
In seinem Dissertationsprojekt «Law and Economics transnationaler Unternehmensverantwortung», betreut durch Prof. Dr. Klaus Mathis, forscht Alexander Gian-Carlo Baumann zur transnationalen Unternehmensverantwortung aus interdisziplinärer, rechtsökonomischer Perspektive. Er untersucht die Regulierungswirkungen der Verantwortungsnormen im In- und Ausland und entwickelt auf Grundlage der daraus gewonnenen Erkenntnisse einen Regulierungsvorschlag. Für seinen Forschungsaufenthalt, der das ganze 2023 dauert, verbringt er je ein Semester an der Erasmus Universität in Rotterdam, Niederlande, sowie an der Harvard Law School in Cambridge, USA, und erhält einen Beitrag in der Höhe von 50'000 Franken.
Anica Ilic
Für ihr Projekt «Evaluation of educational materials aiming at promoting follow-up care attendance among adolescent and young adult childhood cancer survivors applying the Health Belief Model» hat Anica Ilic sechs Monate an der Emory University School of Medicine in Atlanta, USA, verbracht. Ziel des von Prof. Dr. Jordan Gilleland Marchak und Prof. Dr. Ann Mertens betreuten Projekts war, bestehendes Info-Material zur Wichtigkeit von Nachsorgeuntersuchen bei Kinderkrebsüberlebenden auszuwerten und zu verbessern sowie deren breite Implementierung zu erleichtern. Für das Projekt, das Teil ihrer von Prof. Dr. Gisela Michel betreuten Dissertation ist, erhielt Anica Ilic einen Mobilitätsbeitrag in der Höhe von 32'385 Franken.
Cristina Priboi
Als Teil ihres Dissertationsprojekts hat Cristina Priboi die sexuelle Funktionsfähigkeit und psychosexuelle Entwicklung bei Kinderkrebsüberlebenden und die damit verbundenen Risikofaktoren und Probleme untersucht. Ab März 2022 hat sie sechs Monate am Princess Maxima Center in Utrecht, Niederlande, verbracht und die Studie «Psychosexual development, sexual functioning and sexual satisfaction in long-term childhood cancer survivors: DCCSS-LATER 2 sexuality substudy» durchgeführt. Diese wurde in den Niederlanden von Prof. Martha Grootenhuis und in der Schweiz von Prof. Gisela Michel betreut. Für ihren Mobilitätsaufenthalt erhielt Cristina Priboi 25'000 Franken.