Master in Wirtschaftswissenschaften: der Countdown läuft
Wirtschaftswissenschaften auf Master-Stufe studieren: Das ist ab diesem Herbst an der Universität Luzern erstmals möglich – anmelden können sich Studieninteressierte bis Ende August. Gründungsdekan Christoph A. Schaltegger gibt einen Einblick hinter die Kulissen.
Im Herbst 2016 öffnete die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (WF) ihre Tore – mittlerweile zählt die vierte Fakultät der Universität Luzern bereits 314 Studierende (Stand: Herbstsemester 2018). An Bord sind 8 Professoren, 5 ständige Gastprofessoren, 28 Mittelbau-Angehörige und 12 im administrativen Bereich Tätige. Im kommenden September ist es bereits so weit und die WF kann die ersten "Bachelor of Arts in Wirtschaftswissenschaften"-Diplome vergeben. Dann starten auch die ersten Master-Studierenden.
Christoph A. Schaltegger, was erwartet die Studierenden im Master?
Christoph A. Schaltegger: Dieser bietet die Möglichkeit, die breite Ausbildung des Bachelors fortzusetzen und eigene Interessen zu vertiefen. Dabei können Studierende neben dem Pflichtteil mit betriebs- und volkswirtschaftlichen Modulen ihre Veranstaltungen frei aus dem gesamten Masterangebot der Fakultät zusammenstellen. Oder aber sie wählen eine von drei Spezialisierungen.
Welche sind das?
Marktorientierte Unternehmensführung, Gesundheitsökonomie und -management sowie Politische Ökonomie. Bei der (zunächst als Marktorientiertes Management bezeichneten) betriebswirtschaftlichen Spezialisierung Marktorientierte Unternehmensführung lernen die Studierenden, eine Verbindung zwischen Marktanforderungen und Unternehmensführung theoretisch zu konzipieren und praktisch umzusetzen. Hierbei wird dem hochrelevanten Aspekt der fortschreitenden Digitalisierung besonderes Augenmerk geschenkt. Es geht darum, qualifiziertes Fach- und Führungspersonal für KMUs auszubilden – und zwar in engem Austausch mit der lokalen Wirtschaft. Die Spezialisierung Gesundheitsökonomie und -management mit den Themenbereichen Gesundheitsökonomie, Versicherungsökonomie und Risikomanagement sowie Pharmaökonomie und Management kann nur hier und sonst an keiner Schweizer Universität studiert werden. Es ist unseres Erachtens höchste Zeit, die künftigen Kaderleute im Gesundheitsbereich gezielt auf die steigenden, mannigfaltigen Herausforderungen vorzubereiten.
Und bei der dritten Spezialisierung, Ihrem eigenen Forschungsgebiet?
Bei der volkswirtschaftlichen Spezialisierung Politische Ökonomie stehen die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Politik im Zentrum. Wie lässt sich der globale CO2-Ausstoss in effizienter Art vermindern? Welche gesellschaftlichen Herausforderungen bringt der demografische Wandel? Die Studierenden lernen das theoretische und empirische Rüstzeug, um diese und unzählige weitere Fragen zu analysieren.
Was spricht dafür, das Studium an dieser ja noch sehr jungen Fakultät zu absolvieren?
Unter anderem ist – ob nun auf Bachelor- oder auf Master-Stufe – das im Vergleich zum Wirtschaftsstudium an grösseren Universitäten äusserst attraktive Betreuungsverhältnis ein wichtiger Pluspunkt. So werden ideale Grundbedingungen geschaffen, gerade auch für interaktive und innovative Lehrformate: Beispielsweise können unsere Studierenden bereits früh im Studium ein Fallstudienseminar besuchen, bei dem sie in kleinen Gruppen direkt mit CEOs sowie Managerinnen und Managern von Unternehmen interagieren und ihnen ihre Ideen für neue Geschäftsstrategien vorstellen können. Oder es gibt spezielle Ausflüge (z.B. Marketing Field Trip) oder Seminare in kleinen Gruppen mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Auch ist die gleichwertige Kombination von Betriebs- und Volkswirtschaft und die hohe Gewichtung rechtlicher Kenntnisse – eine Luzerner Besonderheit – hervorzuheben. Weiter ist das Studium an der WF vergleichsweise breit und generalistisch angelegt. Mit den erworbenen Fähigkeiten sind die Absolvierenden bestens gerüstet für die Herausforderungen der künftigen Wirtschaft.
Nochmals zurück zum Aufbau des Master-Studiengangs – wie muss man sich das vorstellen?
Es gilt, diverse Regelungen zu erarbeiten und Abläufe zu definieren; und es braucht natürlich vor allem interessante Inhalte. Daran arbeiten wir insgesamt, neben dem Aufbau und der Weiterentwicklung des Bachelorstudiums, schon zwei Jahre. Das Grundgerüst steht, jetzt erfolgt das Feintuning, indem zum Beispiel Lehrveranstaltungsinhalte festgelegt und koordiniert werden.
An was ist man aktuell?
Wir befinden uns gerade im Abschluss der Lehrplanung für die drei Spezialisierungen. Wir konnten, zusätzlich zu unserem eigenen Angebot, renommierte Lehrbeauftragte anderer Universitäten gewinnen: aus der Schweiz, Europa und den USA. Jetzt müssen letzte Termine geklärt und inhaltliche Absprachen getroffen werden. Zudem laufen die Anmeldungen (die reguläre Frist endete Ende April, die verlängerte Frist mit Entrichtung einer zusätzlichen Gebühr geht bis Ende August); unsere Studienberatung berät Interessierte und prüft die Zulassung.
Ein Charakteristikum der WF stellt die enge Verbindung zur Wirtschaft dar. Können Sie ein paar Beispiele nennen?
In der Lehre haben unsere Studierenden dank Gastvorträgen, Kooperations- und Coachingpartnern sowie dem bereits genannten Fallstudienseminar schon früh Kontakt zu Zentralschweizer sowie nationalen und internationalen Firmen. Auch unsere Forschenden arbeiten eng mit regionalen Unternehmen zusammen. So wurde beispielsweise eine vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Studie zu Lohntransparenz gemeinsam mit einem hiesigen Partnerunternehmen durchgeführt, und bei der von Innosuisse finanzierten Studie zum Thema Talentmanagement wurden lokale Unternehmen interviewt. Es besteht auch ein interessantes Weiterbildungsangebot für Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Wirtschaft und Verwaltung: Der erste Lehrgang CAS in Decision Making and Leadership wurde im Dezember letzten Jahres abgeschlossen. Es ist unser Ziel, Unternehmen auf allen Ebenen noch mehr einzubinden.
Was schwebt Ihnen da vor?
Einerseits gehen wir laufend aktiv auf Firmen zu, andererseits freuen wir uns, wenn sich interessierte Unternehmen bei uns melden. Auf der Website ist ein neuer Bereich in Planung, wo Unternehmen Informationen zu den verschiedenen Möglichkeiten finden, wie sie sich engagieren können (vorläufige Site). Für Donatorinnen und Donatoren soll es exklusive Angebote geben. Diese werden in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des WF-Partnerclubs erarbeitet. Ein erstes Treffen findet in diesem Monat statt. Das Ziel ist eine Win-win-Situation sowohl für die Unternehmen als auch für die Studierenden.
Und im Forschungsbereich?
Auch hier werden Kooperation mit Unternehmen weiter gestärkt. So ist parallel zum Start des Masters im Herbst ein neues "Center für Digital Marketing und Data Analytics", so die vorläufige Bezeichnung, geplant. Wir bauen ein Center auf, das aktuelle Themen der digitalen Transformation aufgreift und die aktive Kooperation mit Unternehmen fördert. Es gibt bereits verschiedene Firmenpartner, aber es ist noch zu früh, um Genaueres zu kommunizieren. Dieses und das bestehende Center für Human Resource Management eröffnen natürlich auch interessante Möglichkeiten für akademische Karrieren an der WF.
Als Gründungsdekan haben Sie den Aufbau der Fakultät von Beginn an begleitet. Wie sieht Ihr Fazit heute, zweieinhalb Jahre nach der Gründung, aus?
Ich bin mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden – und zwar in verschiedener Hinsicht: Zum einen dürfen wir hier Studierende mit einer auffallend hohen Motivation und Eigeninitiative begrüssen. Wie die Rückmeldungen zeigen, gefällt es diesen gut bei uns; das ist enorm viel wert. Zum anderen konnten und können wir ausgezeichnete und bestens vernetzte Forschende anziehen, deren Forschungsergebnisse in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften und Zeitungen publiziert werden. Im Grossen und Ganzen haben wir uns bereits nach relativ kurzer Zeit gut in der Schweizer Hochschullandschaft etabliert. Natürlich müssen wir als junge Fakultät weiterhin das Beste geben und unsere Sache überdurchschnittlich gut machen, um auf Erfolgskurs zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass uns das gelingt.
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Interview: Fabienne Iten, Verantwortliche Kommunikation an der WF