Mark, Martin: "Mein Angesicht geht" (Ex 33,14). Gottes Zusage personaler Führung. Freiburg i. Br., Verlag Herder, 2011 (HBS 66)
Die unüberwindliche Kluft zwischen menschlicher Fehlbarkeit und verborgener göttlicher Ordnung wird in der Sinaierzählung mit dem Bild eines Bergmassivs veranschaulicht (Ex 19–34).
Der Offenbarungsmittler Mose nimmt auf dem Sinai die göttliche Weisung ("Tora") entgegen und übermittelt sie unten an das lagernde Volk. Ausweglos erscheint die Situation, als Israel trotz empfangener Offenbarung seine Orientierung im sichtbaren materialen Kultbild des "Goldenen Kalbs" sucht. Nach anfänglicher Verweigerung kann Mose JHWH dazu bewegen, mit seinem "gehenden Angesicht" (33,14) in Israel gegenwärtig zu sein. Diese mit dem Begriff "Angesicht" entworfene Theologie der personalen Nähe Gottes stellt den Höhepunkt alttestamentlicher Reflexion auf die Frage nach einer menschlichen Vermittlung göttlicher Offenbarung dar. Sie markiert die fortan gültige erkenntnistheoretische Grenze theologisch-narrativer Spekulation und findet aufgrund ihrer Kühnheit innerhalb der Bibel Israels keine Weiterführung mehr.