Luzerner Maturaarbeiten über religiöse Vielfalt prämiert
Maja Arnold und Selma Zoronjic gewinnen den Luzerner Religionspreis 2021. Die Absolventinnen der Luzerner Kantonsschule Alpenquai werden für ihre Maturaarbeiten über religiöse Vielfalt ausgezeichnet.
Der mit 500 Franken dotierte Preis wird seit 2006 jedes Jahr von der Theologischen Fakultät der Universität Luzern vergeben. Dieses Jahr geht er an zwei Preisträgerinnen.
Flucht aus Bosnien und ein neues Leben
Maja Arnolds Abschlussarbeit ist stark persönlich geprägt: Ihre Mutter musste im Bosnienkrieg Sarajewo verlassen und sich in Österreich ein neues Leben aufbauen. Diese Lebensgeschichte gibt die Maturandin in der Erzählung «Nur ein paar Wochen» wieder, die die Jury des Luzerner Religionspreises nun würdigt und die einen literarischen Zugang zu einem tragischen Kapitel europäischer Zeitgeschichte darstellt. Mit dem Zusammenbruch Jugoslawiens wird die religiöse und ethnische Vielfalt zu einem Verstärker der politischen Zerwürfnisse, die schliesslich zum Bosnienkrieg geführt haben.
Zerstörte Brücke in Mostar als Symbol
Besonders eindrücklich bringt Arnold den Wandel im Zusammenleben der Religionen einerseits in den persönlichen Beziehungen der Ich-Erzählerin zum Ausdruck und andererseits emblematisch für die Gesellschaft als Ganzes durch den Verweis auf die berühmte, im Verlauf des Krieges zerstörte Brücke «Stari Most» in Mostar; der Stadt, die bis zu diesem Zeitpunkt als Symbol für die friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen auf dem Balkan stand.
«Maja Arnolds Erzählung», so die Jury in ihrer Laudatio, «wirbt auf selbstverständliche Weise für ein friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen, sodass sie auch in ethischer Hinsicht relevant und damit preiswürdig ist. Dennoch bleibt Arnolds Werk in erster Linie Literatur, insofern sie auf den sprichwörtlichen moralischen Zeigefinger verzichtet, was das Werk gerade stark macht.» Nicht zum ersten Mal werde damit eine Maturaarbeit mit literarischem Charakter prämiert.
Vorurteile aufbrechen: Vom Christentum in den Islam
Was bewegt Schweizerinnen mit christlichem Hintergrund dazu, zum Islam zu konvertieren? Mit dieser Frage hat sich Selma Zoronjic im Rahmen ihrer Maturaarbeit beschäftigt. Eine in mehrfacher Hinsicht relevante und aktuelle Fragestellung, wie die Jury des Luzerner Religionspreises feststellt und Zoronjic für ihre Arbeit auszeichnet. Erhellende Erkenntnis der Arbeit, die auf ausführlichen Interviews mit neun Musliminnen beruht, ist die Vielfalt der Motive für einen Übertritt zum Islam. So liegen die Gründe für eine Konversion – entgegen eines gängigen Vorurteils – nicht nur in der Eheschliessung mit einem muslimischen Ehemann, sondern auch und gerade in der individuellen religiösen Suche der einzelnen Frauen. Beeindruckt zeigt sich die Jury nicht nur von der Konzeption und Umsetzung der Arbeit, sondern auch von den neun detailreichen Portraits der interviewten Frauen, die zudem fotografisch die Art und Weise der neuen Glaubenspraxis dokumentieren.
«Frau Zoronjic hat eine interessante, aktuelle und sprachlich sehr gut lesbare Arbeit vorgelegt, mit der sie den Leserinnen und Lesern eine bisher vielleicht unbekannte Welt aufzuschliessen vermag», hält die Jury in ihrer Begründung fest. Selma Zoronjic wurde für ihre Arbeit bereits mit dem Maturapreis 2021 der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg ausgezeichnet.
Der Luzerner Religionspreis
Mit dem Luzerner Religionspreis, der 2006 erstmals ausgeschrieben wurde, würdigen die Theologische Fakultät sowie das Religionswissenschaftliche Seminar der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern das Engagement von Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf das Themenspektrum Religion, indem sie herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik auszeichnen. Der Preis, der mit 500 Franken dotiert ist und von der Universitätsstiftung entrichtet wird, wird jedes Jahr ausgeschrieben. Zugelassen sind Arbeiten aus allen Fächern und aus der gesamten deutschsprachigen Schweiz.
Weitere Informationen und Auskunft:
Religionswissenschaftliches Seminar
Anina Kamm, Kommunikation Theologische Fakultät der Universität Luzern, kommunikation-tf @ unilu.ch