Lebensqualität: erste Normdaten für die Schweiz
Ein Team der Universität Luzern hat die Lebensqualität in der Schweiz in einer repräsentativen Studie mit dem standardisierten Fragebogen "SF-36" untersucht – eine Premiere. Die Ergebnisse erlauben künftigen Studien länderspezifische Vergleiche.
Im Rahmen der Studie wurden 1209 Personen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren befragt – 58 Prozent davon waren Frauen. Die Studie leitete Prof. Dr. Gisela Michel, ausserordentliche Professorin für "Health and Social Behaviour" der Universität Luzern. Mit Hilfe des standardisierten Fragebogens "SF-36" (Short-Form-36), der die persönlich empfundene Lebensqualität erfragt, ermittelten die Forschenden die physische sowie die mentale Lebensqualität einer repräsentativen Studiengruppe aus der Schweizer Allgemeinbevölkerung.
Ergebnisse und Ziel der Studie
Die Studie ergab unter anderem, dass die physische Gesundheit bei jüngeren Personen höher ist. Ältere Personen berichteten hingegen über einen besseren mentalen Zustand. Erwerbstätige gaben eine bessere mentale Lebensqualität an als Personen, die an einer chronischen Krankheit leiden. Personen mit einer höheren Ausbildung berichteten über eine bessere physische Gesundheit. Die Lebensqualität in der Deutschschweiz wurde höher bewertet als in der französisch- oder italienischsprachigen Schweiz. Die Forschenden erklären dies mit dem gesünderen Lebensstil, der niedrigen Arbeitslosenquote und der höheren Ausbildung der unter Dreissig-Jährigen in der Deutschschweiz. Verglichen mit anderen Ländern ist die physische Gesundheit in der Schweiz besser, während die mentale Lebensqualität schlechter ist. Studien in Australien, Brasilien, Deutschland, Neuseeland und Norwegen kamen zum selben Ergebnis wie die Studie in der Schweiz: Männer berichten über eine höhere Lebensqualität als Frauen.
Das Ziel der Studie war, standardisierte Erkenntnisse über die Lebensqualität in der Schweiz zu erhalten. Durch die Verwendung des "SF-36", einem breit anerkannten Fragebogen, wurden Vergleichswerte geschaffen, die für kommende Studien im In- und Ausland zur Verfügung stehen. Damit können Vergleiche mit der Schweizer Allgemeinbevölkerung gemacht werden. Grundsätzlich wäre damit auch das Aufzeigen einer zeitlichen Entwicklung der Lebensqualität in der Schweiz möglich, wenn in Zukunft weitere Befragungen durchgeführt werden.
Vergleichswerte für Krebsforschung
Neben der Forschungsleiterin Prof. Dr. Gisela Michel (3.v.r.) sind von der Universität Luzern Dr. Katharina Roser (2.v.l.), Julia Bänziger (2.v.r.) und Dr. Luzius Mader (nicht auf dem Bild) am Forschungsprojekt beteiligt. Postdoc-Mitarbeiterin, Dr. Katharina Roser, war verantwortlich für die Analysen und gemeinsam mit Julia Bänziger und Dr. Luzius Mader für das Sammeln der Daten.
Die Normdaten wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Untersuchung der Lebensqualität von Eltern ehemaliger Kinderkrebspatientinnen und -patienten erstellt. Die Leitung dieses Projekts liegt ebenfalls bei Prof. Dr. Gisela Michel. Der Schweizerische Nationalfonds finanziert die Forschung mit 303’426 Franken. Die erhobenen Normdaten aus der Schweizer Allgemeinbevölkerung dienen hierbei als Vergleichsgruppe. Die Auswertung der zweiten Befragung unter Eltern von ehemals krebskranken Kindern und der Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung ist noch nicht abgeschlossen. Ergebnisse werden Ende dieses Jahres erwartet.
Die Studie ist öffentlich zugänglich: Health-related quality of life in Switzerland