Institut "Kulturen der Alpen" offiziell eröffnet

Am Samstag wurde in Altdorf das Urner Institut "Kulturen der Alpen" an der Universität Luzern offiziell eröffnet. Das Institut befasst sich mit der Geschichte und der Kultur des Kantons Uri sowie des gesamten Alpenraums.

Romed Aschwanden und Boris Previšic
Dr. des. Romed Aschwanden, Geschäftsführer, und Prof. Dr. Boris Previšic, Direktor des Instituts, freuen sich über den offiziellen Start. Den Betrieb hat das Insitut bereits im letzten Herbst aufgenommen.

Im Zentrum des Eröffnungsanlasses stand die Vorstellung des Institutsprogramms und der Forschungsprojekte durch die Institutsleitung, bestehend aus drei Professoren der Universität Luzern. Prof. Dr. Boris Previšić, SNF-Förderprofessor für Literatur- und Kulturwissenschaften, führte unter dem Titel "Der Berg kommt" ins Institutsprogramm ein. Er zeigte dabei kulturelle Besonderheiten des alpinen Raums auf, aus denen das Institut schöpfen und in aktuellen Fragen in die Diskussion einbringen kann. Dazu gehören etwa die aus der Kultur der Anpassung an die Natur entstandenen kleingliedrigen Formen des Wirtschaftens oder die Erfahrung des Kantons Uri mit Korporationen und Genossenschaften. "Die Alpen werden in absehbarer Frist überrannt. Denn energetisch und klimatisch sind sie von ausserordentlichem Interesse", so Previšic. Mit dem Strukturwandel gehe Hand in Hand ein tiefgreifender Kulturwandel einher, und da werde es für das Institut "Kulturen der Alpen" besonders spannend.

Prof. Dr. Roland Norer, Ordinarius für Öffentliches Recht und Recht des ländlichen Raums, präsentierte das Projekt "Staatliche Naturgefahrenprävention durch Recht". Das Projekt "Alltagsgeschichte des PC in den 1980er und 1990er Jahren" von Prof. Dr. Daniel Speich Chassé, Professor für Globalgeschichte, behandelt die Frage, wie der Computer in die Innerschweizer Landwirtschaft kam und wie er diese veränderte.

Geschäftsführer Dr. des. Romed Aschwanden stellte eine Reihe laufender Projekte und Kooperationen vor. Dazu zählt das vom Schweizerischen Nationalfonds unterstütze Projekt "Alpine Networks of Connectedness", welches in einem ersten Teil die Frage untersucht, wie Kleinstseilbahnen den Lebensalltag und das Wirtschaften von Bergbauern verändert hat und die Landschaft prägte. In Teil zwei entsteht aus typischen Seilbahngeräuschen eine Komposition, die Inspiration aus dem Zusammenspiel von Technik und Natur zieht.

Aschwanden gab auch Einblick in die Projektideen, welche nach einem Aufruf im letzten Herbst aus der Bevölkerung eingegangen sind. So möchte etwa die Naturforschende Gesellschaft Uri gemeinsam mit dem Institut eine wissenschaftsbiographische Aufarbeitung ihrer Geschichte in Angriff nehmen und ausserdem mit Hilfe von Forschungsberichten aus den letzten 200 Jahren die Veränderung der Tier- und Pflanzenwelt Uris rekonstruieren. Eine Bergbäuerin möchte die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Bergbauerntums erforschen.

Das Institut passe perfekt in die humanwissenschaftliche Ausrichtung der Universität Luzern, betonten Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor des Kanton Uri, und Prof. Dr. Bruno Staffelbach, Rektor der Universität Luzern, in ihren Begrüssungsreden. Das Institut könne vom Resonanzraum aller Fakultäten profitieren und der Kanton Uri könne sich über die Universität Luzern vernetzen mit dem humanwissenschaftlichen Wissen dieser Welt, so Staffelbach. Die Verbindung zwischen dem Kanton Uri und der universitären Welt könne "den Schrecken vor der universitären Welt verringern", erklärte Ruth Wipfli Steinegger, Präsidentin des Trägervereins Wissenschaft Uri. Im Kanton Uri sei die Affinität zur Berufsbildung mit dem entsprechenden Stellenangebot grösser, während die akademische Bildung "faktisch teilweise den Zwang zur Auswanderung bedeutet". Nun könnten sich Urner Studierende auf Stufe der tertiären Bildung mit dem eigenen Lebensraum zu befassen. "Ich hoffe natürlich, dass diese Möglichkeit in Zukunft rege genutzt wird", so Wipfli.

Das Institut nahm bereits im November 2019 in den Räumlichkeiten der Dätwyler-Stiftung in Altdorf den Betrieb auf. Es wird fakultätsübergreifend von drei Professoren der Universität Luzern geleitet. Organisatorisch bildet es jedoch eine unabhängige Einheit.

Weitere Informationen zum Institut: www.kulturen-der-alpen.ch