Digitale Genossenschaft: Forschungsprojekt gestartet
Sind Userinnen und User bereit, mehr von ihren persönlichen Daten preiszugeben, wenn sie dafür im Gegenzug etwas erhalten? Dieser Frage geht Dr. Bernhard Lingens vom Institut für Marketing und Analytics (IMA) der Universität Luzern in einem durch Innosuisse geförderten Forschungsprojekt nach.
Heutzutage bestehen für Nutzerinnen und Nutzer von Diensten wie beispielsweise Google Maps kaum Anreize, ihre persönlichen Daten mit den betreffenden Unternehmen zu teilen. Entsprechend gering ist daher auch ihre Bereitschaft, den Unternehmen persönliche Informationen zur Verfügung zu stellen, die über die automatisch gesammelten Daten hinausgehen. Gerade für kleinere Unternehmen, die in der Schweiz aufgrund der geringen Marktgrösse häufig vertreten sind, könnten solche Daten jedoch eine wichtige Ergänzung zu den automatisch gesammelten Daten darstellen.
Verkehrsbelastung in Luzern: Daten gegen virtuelle Anteile
Ob diese Bereitschaft zunimmt, wenn den Nutzerinnen und Nutzern Anreize geboten werden, soll nun im Rahmen des Forschungsprojekts «Die Digitale Genossenschaft – Umgang mit Userdaten für die Zukunft» anhand eines neuen Geschäftsmodells untersucht werden. Dazu wird ein Dienst entwickelt, welcher in Echtzeit die Verkehrsflüsse in Luzern abbildet. Nutzerinnen und Nutzer dieses Dienstes können so jederzeit erfahren, wo in der Stadt gerade wie viel Verkehr herrscht.
Stellen sie diesem Dienst nun ihre Daten zur Verfügung, erhalten sie im Gegenzug virtuelle Anteile am Geschäftsmodell. Dazu gehören beispielsweise die kostenfreie Nutzung des Dienstes, finanzielle Rückflüsse oder auch Stimmrechte innerhalb des Geschäftsmodells. Sollten die Erfahrungen mit diesem Konzept positiv sein, ist eine Ausweitung des Dienstes auf die ganze Schweiz vorgesehen.
Von Innosuisse gefördertes Kooperationsprojekt
«Die Digitale Genossenschaft» ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universitäten Luzern und Fribourg unter der Leitung von Dr. Bernhard Lingens vom IMA an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern. Es wird in Zusammenarbeit mit Swisscom, dem Schweizer Software- und Beratungsunternehmen BBV sowie der Stadt Luzern durchgeführt.
Für das bis 2024 laufende Projekt konnte ein Förderbeitrag von Innosuisse in Höhe von rund 323'000 Franken eingeworben werden. Innosuisse ist die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung. Das Kernstück ihrer Förderung ist die Unterstützung von Innovationsprojekten zwischen Unternehmen und Forschungsinstitutionen. Im vergangenen Jahr hat Innosuisse Fördergelder für 438 solcher Projekte bewilligt.