"Business ist knallhart"
Digital Creativity Challenge: Acht Bachelorstudierende der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät haben am 4. und 5. April an einer solchen im Rahmen der Fashion Innovation Week in Lugano teilgenommen. Fazit: grosse Herausforderung, bedeutender Lernzuwachs – und auch viel Spass.
Die Fashion Innovation Week fand in Kooperation mit dem Branchenverband für Onlinehandel, NetComm Suisse, und weiteren Event-Partnern sowie sechs Schweizer und italienischen Universitäten statt. Während einer Woche trafen sich dort Branchenkenner, CEOs, Start-ups und Investorinnen, um über die Zukunft der Modeindustrie im Zeitalter der Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu diskutieren. Mitten unter ihnen Louis Borel, Jaqueline Guth, Kevin Ibra, Beatrix Marosvölgyi, Alexandra Sarcevic, Ahil Sritharan, Aneta Synkova und Liv Enya Torresan – acht Bachelor-Wirtschaftsstudierende der Universität Luzern. Sie reisten am Mittwochnachmittag, 3. April gemeinsam mit Marketing-Professor Reto Hofstetter nach Lugano. "Es ist ein cooles Angebot von der Uni und mal eine andere Möglichkeit, sich auch mit Studierenden von anderen Universitäten auszutauschen", erzählt Kevin Ibra.
Die Challenge
Der Onlinehandel wächst immer weiter und zwingt Unternehmen zum Um- und Weiterdenken. Obwohl ein Grossteil der Bevölkerung viele Produkte online kauft, hat der stationäre Handel laut Expertinnen und Experten aber nicht ausgedient. Die Zukunft liegt im Omni-Channel: Wer erfolgreich bleiben will, verfügt neben einem Onlineshop auch über stationäre Ladenlokale und umgekehrt. Viele Konsumentinnen und Konsumenten erkundigen sich aufgrund der besseren Preistransparenz und der einfachen Vergleichbarkeit zwar im Internet nach Produkten, kaufen sie dann aber im Laden. Andere informieren sich im Fachgeschäft und kaufen später online.
Genau um diese Symbiose zwischen Ladengeschäft und E-Commerce ging es in der Digital Creativity Challenge in Lugano. Die Aufgabenstellung kam von La Martina, einem argentinischen Hersteller von Polosport-Artikeln und -Kleidern. Dieser möchte das Engagement zwischen seinen Kunden und der Marke zukünftig sowohl online als auch offline steigern. Ausserdem soll mithilfe neuer Technologien eine neue Customer Experience geschaffen werden. Da sich La Martina stark mit dem Polospiel identifiziert, ist es der Firma wichtig, Werte wie Fairplay, Respekt, Passion und Eleganz an ihre Konsumentinnen weiterzugeben. Die Aufgabe dieser Challenge hat La Martina bewusst sehr breit gehalten, damit die Studierenden ihrer Kreativität und ihren Ideen freien Lauf lassen konnten.
Virtual Reality und Magic Mirror
Insgesamt elf Teams traten in dieser Challenge gegeneinander an. Die Universität Luzern war mit zwei Teams vertreten: Team 1 bestand aus Jaqueline Guth, Kevin Ibra, Alexandra Sarcevic und Ahil Sritharan. Team 2 setzte sich aus Louis Borel, Beatrix Marosvölgyi, Aneta Synkova und Liv Enya Torressan zusammen. Nach der Präsentation der Aufgabe am Donnerstagvormittag folgten stressige Stunden für die Studierenden. Brainstormen, Ideen verfolgen und weiterentwickeln, wieder verwerfen und neue entwickeln. Die Uhren tickten ...
Der Vorschlag von Team 1 bestand darin, einen temporären "La Martina Adventure Room" in wichtigen Flughäfen zu errichten, der einem Pop-Up Store ähnelt. Darin hätten potenzielle Kundinnen und Kunden Zeit, die Marke kennenzulernen und sich mir ihr vertraut zu machen. Mithilfe von Virtual-Reality-Brillen in Form eines Polospiels oder auch durch die Anprobe von La-Martina-Kleidern auf einem Magic Mirror, einer virtuellen Garderobe. Team 2 setzte auf die "Customization Strategy": Kunden sollten die Möglichkeit haben, La-Martina-Kleider und Polozubehör zu personalisieren. Einen weiteren Fokus legten sie auf das Influencer Marketing. Beide Teams arbeiteten am Donnerstag bis spät in die Nacht an ihren Ideen. Während des Frühstücks wurde bereits weiterdiskutiert, die Präsentation gestaltet und für den Pitch geübt. Für das Mittagessen blieb kaum Zeit, denn Professor Hofstetter gab den beiden Teams als Mentor und Mitglied der Jury letzte Tipps und Inputs, bevor es bereits um 12 Uhr mit der Vorstellung der Ideen losging. Die Jury bestand aus Professorinnen und Professoren verschiedener Universitäten, Vertretern von NetComm Suisse, dem CEO von La Martina Europe Enrico Roselli und Vertretern der AGIRA Innovation Foundation.
Die beiden Teams der Universität Luzern haben sich stark auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien konzentriert, was bei der Jury sehr gut ankam. Trotzdem konnten sie sich gegenüber eines Teams der Università della Svizzera italiana nicht durchsetzen. Dessen erarbeitetes Konzept "#LaMartina4You" gewann die Digital Creativity Challenge 2019.
Super Erfahrung – auch für nächstes Jahr
Professor Hofstetter war aber nicht etwa enttäuscht von seinen beiden Teams: "Business ist knallhart. Die Challenge war eine gute Übung für die Studierenden, ein gewisses Konkurrenzdenken zu entwickeln. Sie konnten ihre Präsentationsfähigkeiten testen und lernen, unter Zeitdruck gute Ergebnisse in einem Team zu entwickeln. Sie haben sich gut geschlagen." Als Jurymitglied sei es interessant gewesen, unterschiedliche Präsentationen und Herangehensweisen von verschiedenen Studierenden und Universitäten zu sehen. Es sei eine anspruchsvolle Aufgabe, in einer derart kurzen Zeit, ein solches Konzept auf die Beine zu stellen und vor einer solchen Jury zu pitchen.
Auch für die Studierenden war der Marketing Field Trip eine tolle Erfahrung. Alexandra Sarcevic: "Es war eine anspruchsvolle Challenge mit starker Konkurrenz und knapp bemessener Zeit. Es war sehr stressig, aber wir haben unser Bestes gegeben, viel dazugelernt und hatten alle unseren Spass." Professor Reto Hofstetter meinte abschliessend, dass er die Erfahrung in Lugano nutzen werde, um die Studierenden nächstes Jahr noch besser auf die Challenge vorzubereiten. Unter anderem sollen betriebswirtschaftliche Tools in Form eines Briefings wieder in Erinnerung gerufen werden und bereits im Voraus zum Beispiel eine Vorlage für einen Finanzplan erstellt und eine mögliche Strategie überlegt werden.