Mobilitätsbeiträge für sieben Doktorierende

Die Graduate Academy der Universität Luzern unterstützt Nachwuchsforschende mit Mobilitätsbeiträgen. Diese ermöglichen Doktorierenden, Teile ihrer Dissertation im Ausland zu realisieren.

Zweimal jährlich vergibt die Graduate Academy sogenannte «UniLU Doc.Mobility-Beiträge» für Forschungsaufenthalte im Ausland, um die sich Doktorierende bewerben können. Die Mittel sollen einen Beitrag zu den Lebenshaltungskosten sowie Reise- und Forschungskosten an ausländischen Gastinstitutionen leisten. Bei den letzten beiden Ausschreibungen haben einen Zuschlag erhalten (in alphabetischer Reihenfolge):

Julia Fischer

Für ihre kumulative Dissertation «Essays on the Political Economy of Conflict and Development», betreut von Prof. Dr. Manuel Oechslin, wird Julia Fischer zwei verschiedene Forschungsaufenthalte absolvieren. Zunächst von September bis Dezember 2024 an der École Normale Supérieure in Lyon, wo sie die Auswirkungen des Produktionsverbots von Opium auf lokale Konflikte in Afghanistan empirisch erforscht. Betreut wird sie dabei von Prof. Dr. Mathieu Couttenier, einem Experten im Bereich Konfliktforschung hinsichtlich natürlicher Ressourcen. Im Januar und Februar 2025 untersucht Julia Fischer dann an der Barcelona School of Economics, ob internationale Hilfsleistungen das Wirtschaftswachstum in afrikanischen Post-Konflikt-Ländern ankurbeln können und ob innerhalb eines Landes diese Hilfe mehr oder weniger effektiv ist, je nachdem, wie stark eine Region in den vorangegangenen Bürgerkrieg involviert war. In Barcelona wird Julia Fischer von Dr. Laura Mayoral und Dr. Hannes Müller betreut – beides führende Forscher im Bereich neuer Methoden, etwa dem Einsatz von Machine Learning zur Vorhersage von Konflikten. Julia Fischer erhält einen Mobilitätsbeitrag von 29'400 Franken.

Benjamin Koch

Die Dissertation von Benjamin Koch befasst sich mit Interessenkonflikten in der Politik und wird von Prof. Dr. Simon Lüchinger betreut. Politikerinnen und Politiker geniessen aufgrund ihres Amtes einen Informationsvorteil bezüglich kommender Gesetze, was ihnen eine bessere Vorhersage künftiger Börsenentwicklungen ermöglicht. Der Handel mit Aktien aufgrund dieses Vorteils stellt einen potenziellen Interessenkonflikt und Amtsmissbrauch dar. Während seines Forschungsaufenthalts an der Universität Warwick in England von Januar bis Juni 2024 untersucht Benjamin Koch das Ausmass solcher problematischen Börsentransaktionen unter der Betreuung von Prof. Dr. Mirko Draca. Die Universität Warwick ist eine führende Institution in der politischen Ökonomie, und Professor Draca hat bedeutende Beiträge zu diesem Thema geleistet, was eine wertvolle Ergänzung zu Benjamin Kochs Forschungsprojekt «Conflicts of Interest in the political Sphere» darstellt. Er erhält einen Mobilitätsbeitrag von 31'900 Franken.

Sophie Küsterling

Das Dissertationsprojekt von Sophie Küsterling behandelt Fälle deutscher Staatsangehöriger, die in den Kantonen Basel-Stadt oder Zürich wohnten, aber wegen einer psychischen Krankheit zwischen 1914 und 1945 aus der Schweiz ausgewiesen und nach Deutschland «heimgeschafft», also aufgrund ihrer Fürsorgebedürftigkeit ausgewiesen wurden. Ziel der Dissertation, die von Prof. Dr. Patrick Kury (Universität Luzern) und Prof. Dr. Christina Späti (Universität Fribourg) betreut wird, ist es, den rechtlichen Rahmen der Heimschaffungen und Ausweisungen abzustecken und den Diskurs über psychisch kranke Ausländerinnen und Ausländer nachzuzeichnen. Weiter soll ermittelt werden, ob die Bundesbehörden angesichts ihres Wissensstands über die NS-«Euthanasie», also der Ermordung psychisch kranker sowie kognitiv oder körperlich beeinträchtigter Menschen von 1940 bis 1945, solche Ausweisungen untersagten oder nicht. Ihren Forschungsaufenthalt wird Sophie Küsterling Oktober 2024 bis Ende März 2025 an der Philipps-Universität Marburg verbringen und dort von Prof. Dr. Maike Rotzoll betreut, einer Expertin in der Forschung über NS-«Euthanasie» und NS-Psychiatrie. Küsterling erhält einen Mobilitätsbeitrag von 29'400 Franken.

Martina Ospelt

Im Rahmen des Projekts «The Long Shadow of Childhood Cancer. Problems with Insurance, Legal and Financial Issues after Childhood Cancer as Experienced by Parents, Survivors, and Experts», betreut von Prof. Dr. Gisela Michel und Dr. Katharina Roser, befasst sich Martina Ospelt in ihrer Dissertation mit den versicherungstechnischen, rechtlichen und finanziellen Herausforderungen nach einer Krebserkrankung im Kindesalter, wie z.B. höheren medizinische Kosten oder erschwertem Zugang zu Versicherungsleistungen. Für ihren Mobilitätsaufenthalt wird Martina Ospelt ab September 2024 sechs Monate an der Universität Calgary in Kanada in der Forschungsgruppe von Prof. Fiona Schulte verbringen. Dort wird sie Zugangsbarrieren zu Fertilitätsbehandlungen bei Überlebenden von Krebserkrankungen im Kindesalter und die Identifizierung spezifischer – insbesondere finanzieller – Barrieren untersuchen. Sie erhält einen Mobilitätsbeitrag von 29'400 Franken.

Rüya Toparlak

In ihrem Forschungsprojekt untersucht Rüya Toparlak die sozialen Interaktionen zwischen Menschen und Robotern sowie deren Auswirkungen auf unsere Rechtsvorstellungen. Dazu betrachtet sie zwei unterschiedliche Fälle: zum einen, wenn Menschen, etwa aufgrund einer Beeinträchtigung, auf Roboter angewiesen sind, zum anderen, wenn Menschen zu Robotern eine emotionale Verbindung haben, wie zum Beispiel bei Sexrobotern. Da in beiden Fällen Roboter für die Nutzenden ein Gefühl von Gegenseitigkeit erzeugen und von diesen nicht einfach nur wie normales Eigentum behandelt werden, könnte dies unsere Vorstellung davon, was ein Rechtssubjekt ist, verändern. Weiter wird die Schaffung einer neuen Kategorie für soziale Roboter untersucht, die zwischen einem Subjekt und einem Objekt liegt. Für ihr Projekt «Symbiotic Associations of Humans and Social Robots. Tracing the Effects of Human-Robot Interaction, Collaboration, and Physical Coupling on the Legal Subject», betreut von Prof. Vagias Karavas und Prof. Malte Gruber, verbringt Rüya Toparlak von Januar bis Juni 2024 am Gender and Law Centre in Durham, England, bei Prof. Clare McGlynn. Sie erhält einen Mobilitätsbeitrag von 28'825 Franken.

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Anna Katharina Vokinger

In ihrer Forschung beschäftigt sich Anna Katharina Vokinger mit Palliative Care in der Pädiatrischen Onkologie. Betreut von Prof. Dr. Gisela Michel, untersucht Anna Katharina Vokinger für ihre Dissertation im Projekt «Bereavement Care for Parents of Childhood Cancer Patients» die Unterstützungsbedürfnisse und -wünsche trauernder Eltern nach dem Tod ihres an Krebs erkrankten Kindes. Ergänzend dazu wird sich Anna Katharina Vokinger im Rahmen ihres Mobilitätsaufenthaltes in Bethesda, Maryland, USA, am National Cancer Institute mit Advance Care Planning (ACP), d.h. vorausschauender Behandlungsplanung, für junge Patientinnen und Patienten befassen. In einem von Dr. Lori Wiener geleiteten Projekt wird sie ab Oktober 2024 für sechs Monate untersuchen, wie Jugendliche und junge Erwachsene, die eine hämatopoetische Stammzelltransplantation erhalten, ihre Wünsche und Bedürfnisse in der Behandlungsplanung ausdrücken können. Dies umfasst auch die Untersuchung der Durchführbarkeit und Eignung von ACP-Gesprächen mit Hilfe des Instruments «Voicing My CHOiCES». Sie erhält einen Mobilitätsbeitrag von 29'400 Franken.

Eine Person, die ein Mobilitätsstipendium erhalten hat, verzichtet auf eine Erwähnung.