Podiumsdiskussion "Publikationskultur im Wandel"

Anlässlich der diesjährigen Verleihung des Open Science Preises wurde an der Podiumsdiskussion über die Chancen und Risiken von Open Access am Beispiel der Rechtswissenschaften gesprochen.

(v.l.) Charlotte Sieber-Gasser, Dr. iur. Monika Plozza, Jérôme Voumard, Lea Hungerbühler

Unter der Leitung von Monika Plozza (wissenschaftliche Oberassistentin und Lehrbeauftragte an der Universität Luzern) diskutierten Jérôme Voumard (Programmleiter beim Verlag Helbling Lichtenhahn) Lea Hungerbühler (Rechtsanwältin und Vorstandsmitglied des Online Kommentars) sowie Charlotte Sieber-Gasser (Zeitschrift sui generis und u.a. Assistenzprofessorin an der Zurich Law School) über Open Access in den Rechtswissenschaften.

Monika Plozza unterstrich gleich zu Beginn die Bedeutung des freien Zugangs zu rechtswissenschaftlichen Informationen als Menschenrecht und hob hervor, dass ein uneingeschränkter Zugang für alle essenziell für die gesellschaftliche Gerechtigkeit sei. Der Zugang zu Informationen solle nicht vom finanziellen Hintergrund abhängen, da sonst jene Parteien im Vorteil sind, die über mehr finanzielle Mittel und damit über ein Wissensvorsprung verfügen.

Obwohl der Open-Access-Trend in der Schweiz im Bereich der Rechtswissenschaften vergleichsweise spät Einzug fand, ist in den letzten zehn Jahren viel geschehen: Neue Fachzeitschriften (u. a. an der Universität Luzern) wurden ins Leben gerufen, Open-Access-Monografien veröffentlicht und sogar praxisorientierte Literatur teilweise zugänglich gemacht. Dennoch bleibt Open Access in der Rechtswissenschaft im Vergleich zu anderen Disziplinen weniger verbreitet. Die Podiumsteilnehmenden führten dies unter anderem auf die geringe Marktgrösse sowie die starke Abhängigkeit vom privatwirtschaftlichen Sektor zurück. Zudem spiele auch das Misstrauen gegenüber frei zugänglichen Informationen eine Rolle, obwohl die Qualitätsstandards von Open Access Publikationen ebenso hoch sein können wie bei traditionell publizierter Fachliteratur.

Jérôme Voumard wies darauf hin, dass Open Access auch für Verlage eine Win-Win-Situation darstellen kann. Während Open Access in der wissenschaftlichen Literatur, beispielsweise beim Verlag Helbling&Lichtenhahn, bereits etabliert sei, bestehen in der Praxisliteratur – wie etwa bei Kommentaren – nach wie vor Hürden, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung. Eine Herausforderung stellt die Einbindung von Anwaltskanzleien in konsortiale Finanzierungsmodelle dar, da deren Geschäftsmodell oft auf exklusivem Wissensvorsprung basiert.

In der Diskussion wurden verschiedene Massnahmen zur Förderung von Open Access in der Rechtswissenschaft angesprochen, darunter das Zweitveröffentlichungsrecht, eine stärkere Unterstützung und Sensibilisierung an Hochschulen sowie innovative Finanzierungsansätze. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Schweiz mehr in den freien Zugang zu rechtswissenschaftlicher Literatur investieren sollte.

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