Fehlverhalten von Mitarbeitenden unter der Lupe
Mitarbeitende neigen eher zu Fehlverhalten, wenn sie ihr Unternehmen verlassen möchten und problemlos eine neue Stelle finden können. Das zeigt eine Studie am Center für Human Resource Management.
Das Fehlverhalten von Mitarbeitenden kann für Unternehmen kostspielig sein: In den USA belaufen sich die geschätzten Verluste aufgrund von Mitarbeitenden-Diebstahl und -Betrug auf rund 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Dr. Anna Sender, Geschäftsführerin sowie Oberassistentin und Dozentin am Center für Human Resource Management (CEHRM), untersuchte zusammen mit Dr. Manuela Morf und Dr. Anja Feierabend, beide Oberassistentinnen am CEHRM, die Wahrscheinlichkeit für Mitarbeitenden-Fehlverhalten in Unternehmen in der Schweiz. Als Fehlverhalten gelten in diesem Kontext sowohl kleinere Fehltritte wie das Überziehen von Pausen oder das zu späte Erscheinen bei der Arbeit, als auch schwerwiegendere Übertretungen wie die Entwendung von Unternehmenseigentum oder die Fälschung von Dokumenten.
Zwei Faktoren ausschlaggebend
Die Wissenschaftlerinnen erforschten dazu die Auswirkung der individuellen Situation, wie zum Beispiel abgeschlossene Ausbildungen, und sogenannter Kontextfaktoren, wie etwa die Arbeitslosenquote in der Branche, auf die Wahrscheinlichkeit zum Fehlverhalten beim Arbeitgeber. Die im "Journal of Business and Psychology" publizierte Studie zeigt, dass Mitarbeitende am ehesten dazu neigen, wenn sie beabsichtigen zu kündigen und die Gefahr für sie gering ist, arbeitslos zu werden. "Die Mitarbeitenden wägen die Konsequenzen des Fehlverhaltens sorgfältig ab. Daher können Unternehmen Fehlverhalten entgegenwirken, indem sie den Mitarbeitenden die daraus resultierenden Konsequenzen klar aufzeigen", erklärt Anna Sender. "Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass das Fehlverhalten sichtbar diszipliniert wird." Eine andere Möglichkeit sei es, Anreize zu setzen, damit die Mitarbeitenden die Brücken zum Unternehmen nicht abbrechen und das Arbeitsverhältnis positiv beenden wollen.
Daten aus Kooperationsprojekt
Sender, Morf und Feierabend verwendeten für die Untersuchung Daten aus dem "Schweizer Human-Relations-Barometer". Dieser ist ein Kooperationsprojekt der Universitäten Luzern und Zürich sowie der ETH Zürich. Der "HR-Barometer" erfasst regelmässig die Einstellungen, Wahrnehmungen, Stimmungen und Absichten von Erwerbstätigen in der Schweiz; den Fokus bilden Veränderungen rund um verschiedene Themen. Die nächste Ausgabe des "HR-Barometer" erscheint voraussichtlich im Herbst 2020 und befasst sich mit dem Thema "Digitalisierung am Arbeitsplatz".