Milka Lehner, MA, (Universität Luzern) stellt die Forschungsergebnisse ihrer Masterarbeit im Rahmen des Kolloquiums "Diversity Studies" vor.

Theoretisch hat eine von 20 Personen, denen wir in der Schweiz begegnen, ihre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Die xenophob gefärbte Wahrnehmung dieser Menschen erreichte ihren Höhepunkt um das Jahr 2000, nicht zuletzt wegen den Jugoslawienkriegen der 90er Jahre und ihren Folgen. Die Kriegsflucht stellt jedoch lediglich einen kleinen Teil der jugoslawischen Migration dar. Bereits in den späten 1960er Jahren reisten erste jugoslawische Gastarbeiter:innen ein. In der Hochphase der «Überfremdungsdiskussion», die sich vornehmlich gegen Italiener:innen richtete, sollten sie paradoxerweise zu einer Diversifizierung beitragen und waren «willkommene Gäste».

Bald darauf folgte eine massenhafte legale Abwanderung aus dem sozialistischen Bundesstaat, wobei Jugoslawien lange Zeit mit einer Rückkehr der Emigrierten rechnete.

Während zwischen 1974 und 1980 der Bestand der ausländischen Bevölkerung um 17% sank und die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften aufgrund der Rezession schweizweit rückläufig war, geschah im Hinblick auf Jugoslaw:innen das Gegenteil. Nun wurde die Frage nach der Schulbildung der Kinder immer dringlicher.

Obschon die jugoslawisch-schweizerische Migration eine lange Tradition hat, spielt sie in der Forschung kaum eine Rolle. Die Masterarbeit fokussiert zudem eine bis dahin kaum beachtete Gruppe - nämlich die Kinder.

Der Vortrag zeigt die Verflechtungen beider Länder am Beispiel Luzerns von 1970-1991 auf, an welchen Modellen sich der Kanton orientierte und wie die Kinder Zielscheibe einer oder beider Identitätspolitiken wurden. 

Hier geht's zum vollständigen Programm der Veranstaltungsreihe.