Empire of Cotton: The Global Origins of Modern Capitalism

Prof. Sven Beckert von der Harvard University hält die diesjährige Lucerne Master Class. Der Historiker zeigt in einem öffentlichen Vortrag auf, wie die Geschichte der Baumwolle mit jener des modernen Kapitalismus verknüpft ist.

Datum: 10. Oktober 2017
Zeit: 18.15 Uhr bis 20.00 Uhr
Ort: Universität Luzern, Frohburgsstrasse 3, HS 5
Prof. Sven Beckert. (Wikimedia Commons/Jessica Picard)

Baumwolle ist derart allgegenwärtig, dass sie bisweilen unsichtbar scheint. Und doch ist ihre Geschichte der Schlüssel zum Verständnis der Entstehung des modernen Kapitalismus. Diese These untermauerte Sven Beckert unter anderem äusserst anschaulich in seinem 2014 erschienen Buch "King Cotton", das international für Aufsehen sorgte. 

Wie Baumwolle die Welt regiert

In seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag beleuchtet Prof. Beckert nun, wie in bemerkenswert kurzer Zeit europäische Unternehmer und mächtige Staatsmänner die wichtigste Produktionsindustrie der Welt neugeformt haben, wie sie imperialistische Expansion und Sklavenarbeit mit neuen Maschinen und Lohnarbeit verknüpft und so die Welt verändert haben.

Jahrtausendalte Gefüge auf den Kopf gestellt 

Bereits in den 1780er-Jahren, lange bevor sich maschinelle Produktion durchgesetzt hatte, haben sich diese Männer altes Handwerk und Wissen in Asien angeeignet und dieses mit Enteignungen in Amerika und der Versklavung afrikanischer Arbeiter zu einer neuen Ordnung verwoben, die das jahrtausendalte Gefüge der Baumwollproduktion auf den Kopf stellte.

So wurde das neue Reich der Baumwolle, von allem Anfang an, der Dreh- und Angelpunkt eines anhaltenden globalen Ringens zwischen Sklaven und Grossgrundbesitzern, Händlern und Staatsmännern, Arbeitern und Fabrikanten. Beckert zeigt auf, wie diese Kräfte in die Welt des modernen Kapitalismus eindringen und gleichzeitig unermesslichen Reichtum und bestürzende Ungerechtigkeiten schaffen konnten.

Prof. Sven Beckert unterrichtet vom 9.–13. Oktober die von der Stifung Mercator Schweiz unterstützte Lucerne Master Class an der Graduate School of Humanities and Social Sciences.