Dr. Laura Perler (Universität Bern): Reproductive Geopolitics – An account on Asylum seeking women and their access to reproductive health in Switzerland
Öffentlicher Vortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums Ethnologie
Datum: | 21. März 2023 |
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Zeit: | 16.15 Uhr bis 18.00 Uhr |
Ort: | Universität Luzern, Raum 3.B47 |
Laura Perler (Universität Bern)
Reproductive Geopolitics – An account on Asylum seeking women and their access to reproductive health in Switzerland
Lecture by Laura Perler, Social and Cultural Geography, University of Bern
Project Collaborators: Milena Wegelin, Carolin Schurr, Laura Perler, Nora Komposch and Mirko Winkel.
Just weeks after women organized the country’s largest women’s strike in Switzerland in June 2019, an asylum seeker lost her baby during a forced deportation. In Mexico, women demonstrated for their constitutional right to abortion, while indigenous women in rural areas continue to be forced to take contraceptives to avoid losing social benefits. While marriage is now an option for same-sex couples since the adoption of «marriage for all» in Switzerland, lesbian women still have to resort to international sperm banks to get pregnant.
These events are examples of what we call «reproductive geopolitics» in our research project. Through diverse empirical fields, we show that reproduction and geopolitics come together when individuals, states, legislations, international organizations, transnational corporations, and religious and nongovernmental organizations define whose reproduction is considered desirable and whose bodies are considered worthless. Access to reproductive health says a lot about whose life is given what value in a given territory (Butler 2004; Fassin 2007, 2009). This presentation will use the example of reproductive biographies of refugee women in Switzerland to highlight elements of this «reproductive geopolitics» in the field of Swiss asylum policy.
Reproduktive Geopolitik zwischen Kinderwunsch und Bevölkerungspolitik
Projektmitarbeiter*innen: Milena Wegelin, Carolin Schurr, Laura Perler, Nora Komposch and Mirko Winkel
Nur wenige Wochen nachdem Frauen im Juni 2019 in der Schweiz den größten Frauenstreik des Landes organisiert hatten, verlor eine Asylsuchende während einer Zwangsausschaffung ihr Baby, weil sie keinen Zugang zu Schwangerschaftsvorsorge hatte. In Mexiko demonstrierten Frauen für ihr verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung, während indigene Frauen im ländlichen Raum weiterhin gezwungen sind, Verhütungsmittel zu nehmen, um keine Sozialleistungen zu verlieren. Während seit der Annahme der „Ehe für alle“ in der Schweiz nun die Ehe auch für homosexuelle Menschen eine Option ist, müssen lesbische Frauen immer noch auf internationale Samenbanken zurückgreifen, um schwanger zu werden.
Diese Ereignisse sind Beispiele für das, was wir in unserem Forschungsprojekt „reproduktive Geopolitik“ nennen. In diversen empirischen Forschungsfeldern zeigen wir auf, dass Reproduktion und Geopolitik zusammenkommen, wenn Individuen, Staaten, Gesetzgebungen, internationale Organisationen, transnationale Unternehmen sowie religiöse und nichtstaatliche Organisationen definieren, wessen Fortpflanzung als wünschenswert und wessen Körper als wertlos gilt. Der Zugang zu reproduktiver Gesundheit sagt viel darüber aus, wessen Leben in einem bestimmten Territorium welchen Wert beigemessen wird (Butler 2004; Fassin 2007, 2009). In diesem Vortrag sollen am Beispiel von reproduktiven Biographien von geflüchteten Frauen in der Schweiz Elemente dieser „reproduktiven Geopolitik“ im Bereich der Schweizer Migrationspolitik aufgezeigt werden. Dabei wollen wir uns den Diskursen und Imaginationen über Reproduktion, Bevölkerung und Integration und den damit verbundenen spezifischen Politiken der Sorge und Reproduktion in der Schweiz annähern.